zeitung

«Bieler Tagblatt»: Eine Mantel-Partnerschaft käme für die «Basler Zeitung» gelegen © JournalB

Blochers nächster Mediencoup?

Guy Krneta /  Das «Bieler Tagblatt» sucht einen neuen Mantelpartner. Dafür sollen Gespräche mit allen geführt werden – «ohne Tabus».

Im Sommer 2018 wird das «Bieler Tagblatt» neu organisiert: Die Verträge mit keystone (visuelle Inhalte), sda (Schweizerische Depeschenagentur), «Berner Zeitung» und dem Druckzentrum Bern laufen aus oder wurden gekündigt.
Dabei fällt insbesondere die Partnerschaft mit der «Berner Zeitung» ins Gewicht, welche den kompletten Mantelteil liefert: Inland, Ausland, Kanton, Sport (überregional) und letzte Seite. Die eigene, rund dreissigköpfige Redaktion (inklusive der französischsprachigen Schwesterzeitung «Journal du Jura») ist für lokale und regionale Berichterstattung, die «raison d’être» der Zeitung, verantwortlich.

Ohne Tabus mit allen reden

Der bisherige Vertrag beinhaltet, dass einzelne Seiten der «Berner Zeitung» fixfertig übernommen werden. Dadurch zahle man für Inhalte doppelt, erklärt der geschäftsführende Direktor Marcel Geissbühler. Einerseits für die sda, anderseits für die «Berner Zeitung», welche sda-Beiträge in ihre Seiten einbinde. Das sei keine günstige Situation. «Es wäre besser, nur einen Content-Partner zu haben», ist Geissbühler überzeugt.

Also denken die Verantwortlichen über neue Mantelpartnerschaften nach. Dabei dürfe es «keine Tabus» geben: «Wir reden mit allen.» Gemäss Geissbühler habe das Vorhaben von Tamedia, ihre Tageszeitungsredaktionen von «Bund» über «Berner Zeitung» und «Tages-Anzeiger» bis zum Winterthurer «Landboten» in einem einzigen «Kompetenzzentrum» zu bündeln, keinen Einfluss auf die eigenen Entscheidungen.

Markus Somm in Biel

Am vergangenen Donnerstag wurde Markus Somm, von Blocher eingesetzter Chefredaktor und Verwaltungsrat der «Basler Zeitung», in den Redaktionsräumen des «Bieler Tagblatt» gesichtet. Marcel Geissbühler bestätigt den Besuch. Es sei bei den Gesprächen mit Somm um die sda gegangen, die auf Anfang 2018 ein neues Preismodell lanciere. Natürlich habe man auch über eine mögliche Mantelpartnerschaft gesprochen.

Für die «Basler Zeitung» käme die Sache gelegen. Seit Blochers Übernahme hat die «Basler Zeitung» ihre Auflage halbiert. Ohne Kooperationen lässt sich eine «Vollzeitung» auf Dauer kaum finanzieren. Auch gewinnt das ramponierte Unternehmen durch solche Formen der Zusammenarbeit an Akzeptanz und vergrössert seinen Einflussbereich. Ob die Sommsche Berichterstattung betreffend Inland, Europa, USA oder Deutschland in der bilinguen Stadt Biel auf Anklang stossen würde, kümmert die Verantwortlichen nicht. Im Gespräch mit Somm sei es nicht um Politik gegangen, bekräftigt Marcel Geissbühler.

Mantelpartnerschaft oder Verkauf?

Dass Familienunternehmer und Verleger Marc Gassmann sein «Bieler Tagblatt» an Blocher verkauft, halten Beobachter für unwahrscheinlich. Mehrfach habe Gassmann erklärt, dass er seine Zeitung, die direkt mit dem «Journal du Jura» verbunden sei, als unabhängiges Unternehmen weiterführen will. Doch wer weiss, wie es in ein paar Jahren aussieht, wenn die Mantelpartnerschaft eingeführt ist und die Übernahme durch die «Basler Zeitung» nur noch als letzter nahe liegender Schritt erscheint.

Bei der Vorstellung jedenfalls, in Herrliberg werde darüber entschieden, was im Berner Mittelland gelesen wird, dürfte nicht nur einigen Redaktionsmitgliedern mulmig werden.

Dieser Beitrag ist am 3. Oktober in der Onlinezeitung «Journal B» erschienen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Guy Krneta, geboren in Bern, lebt als freier Autor in Basel. Er schreibt regelmässig für die Medien-Kolumne «kontertext» auf Infosperber.

Zum Infosperber-Dossier:

Business_News_Ausgeschnitten

Medien: Trends und Abhängigkeiten

Konzerne und Milliardäre mischen immer mehr mit. – Die Rolle, die Facebook, Twitter, Google+ spielen können

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

2 Meinungen

  • am 5.10.2017 um 11:53 Uhr
    Permalink

    Wie im obigen Artikel steht, hat sich die BaZ Leserschaft nach der Blocher-�bernahme halbiert. Wenn sich das beim Bieler Tagblatt wiederholen w�rde, sehe ich den Sinn der unfreundlichen Beteiligung oder �bernahmen durch Blochers publizistische Gier nicht. Oder ist der Herr vom Herrliberg einfach nur machthungrig und mediengeil?

    Nur mal angenommen, Christoph �Der Anker� Blocher kauft sich Blettli um Blettli mit dem Ziel, die Medienlandschaft zu verzerren und seine SVP-Ansichten besser und weiter zu verbreiten. Das funktioniert nicht bedingungslos. Die Schweizer wie ich z.B. w�rden keine Blocher’sche Postille mehr abonnieren oder lesen. Was hat Merkw�rden Blcoher davon, wenn bloss 30% SP W�hlerInnen seine Sinnspr�che lesen, aber die andern 70% dn Konsum seiner Zetungen verweigern?

    Ich seh den Sinn seiner Bestrebungen immer noch nicht.
    Oder k�nnte es sein, dass Merkw�rden Christoph �Der Anker� Blochers Strategie nicht aufgeht und er sich in etwas verbohrt hat, was in einer demokratischen und freien Gesellschaft nicht funktionieren kann und darf?

    Wir d�rfen auch hoffen, dass Christophs Erben nicht mehr die gleichen Interessen haben. Also d�rfen wir hoffen…

  • am 6.10.2017 um 11:14 Uhr
    Permalink

    Heute Morgen las ich als einziges Medium mit Genuss die Tageswoche.Gesamthaft las und schnupperte ich heute Morgen an so zwanzig Medien.Aber lustvoll war nur die Lektüre der TAGESWOCHE.Hiermit danke ich Dr Blocherer herzlich für seinen Kauf der BaZ.Ohne diese grandiose Kapital Vernichtung gäbe es keine Tageswoche.
    Warum berichtet Infosperber nur über NEGATIVES ?

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...