Ukraine Sollidarity Network

Das «Ukraine Solidarity Network» organisert an verschiedenen Orten Protestmärsche gegen Russlands Krieg. © USC

Einige Stimmen linker progressiver Ukrainer und Russen

Howie Hawkins /  Russland müsse aus der Ukraine vertrieben werden. Nachher solle eine progressive statt einer neoliberalen Ukraine entstehen.

upg. Howie Hawkins, 71, von San Francisco ist ein Gewerkschafter und Umweltaktivist. Ein Gastbeitrag.

Howie Hawkins

Einige prominente Linke aus der Ukraine und Russland sind sich einig, dass linke und rechte Kräfte zusammenhalten sollten, um die Ukraine von Russland zu befreien. Allerdings dürfe dies nicht auf Kosten der Arbeiterschaft gehen. Ihre Sicht legen sie seit dem 3. September auf Informations-Veranstaltungen in Chicago, New York und bei San Francisco dar. Gesponsert wird die Tour vom «Ukraine Solidarity Network (U.S.)».

Es folgt ein kurzes Portrait der Tour-Teilnehmer:


Hanna Perekhoda (Lausanne, Schweiz)

Hanna Perekhoda ist gebürtige Ukrainerin. Sie wuchs in der russischsprachigen Stadt Donezk auf, in der Region Donbas (Ostukraine). Perekhoda forscht an der Universität von Lausanne und untersucht die politische Vorstellungswelt der ukrainischen und russischen nationalen Erzählungen. Sie ist Mitbegründerin des in der Schweiz ansässigen Solidaritätskommittees für das ukrainische Volk und die russischen Kriegsgegner. Zudem ist sie Mitglied der ukrainischen demokratisch-sozialistischen «Sotsialnyi Rukh» (Soziale Bewegung[1]). Ihre Artikel und Interviews sind in Democracy Now!Green LeftJacobinNew PoliticsOpen DemocracyOpenLeft.ruZabrona und anderen Publikationen erschienen.

«Die Amerikaner müssen wissen», so Perekhoda, «dass die gesamte ukrainische Gesellschaft ungeachtet aller politischen Meinungsverschiedenheiten sich darin einig ist, dass die russischen Invasoren aus ihrem Land vertrieben werden müssen. Leider sehen sich die ukrainischen Arbeitnehmer im selben Moment, da sie gegen einen äusseren Feind kämpfen, auch Angriffen ihrer eigenen Regierung ausgesetzt. Es ist wichtig, dass die  Ukrainer in beiden Kämpfen unterstützt werden!»


Denys Bondar (New Orleans, USA)

Denys Bondar ist gebürtiger Ukrainer und Professor für Physik an der Tulane University (New Orleans, Louisiana). Er ist an einer Reihe von Initiativen beteiligt, welche die Ukraine unterstützen, unter anderem im Bereich der Solartechnologie. Als  Mitglied von «Sotsialnyi Rukh» (Soziale Bewegung) war er an der Erklärung «The Left View on the Prospects for Peace Negotiations» (Die Sicht der Linken auf mögliche Friedensverhandlungen) beteiligt. Er war auch Mitverfasser eines Artikels über eine drohende Katastrophe während des Krieges im ukrainischen Kernkraftwerk Zaporizhzhia, der im «Bulletin of the Atomic Scientists» erschien.

Bondar sagt: «Die Verantwortung für die Tatsache, dass derzeit keine Friedensverhandlungen im Gange sind, liegt allein bei der Russischen Föderation. Diese hat keine offiziellen Vorschläge unterbreitet, welche die Mehrheit der Ukrainer auch nur ansatzweise akzeptieren könnte.»


Ilya Budraitskis (Berkeley, USA)

Ilya Budraitskis ist ein in Moskau lebender Historiker, politischer Schriftsteller und Sprecher der «Russischen Sozialistischen Bewegung». Er ging ins Exil, kurz nachdem Russland in die Ukraine einmarschiert war und abweichende Meinungen in Russland unterdrückt wurden. Er ist Mitbegründer von Posle (Danach), einer von Russen herausgegebenen Online-Zeitschrift, die den Krieg gegen die Ukraine ablehnt. Sein Buch «Dissidents Among Dissidents» (Verso, 2022) ist eine Studie über die Linke im postsowjetischen Russland. Seine Artikel und Interviews über den Krieg sind unter anderem in COUNTERPUNCHJacobinLeftEastSpectre und Tempest erschienen.

Budraitskis ist der Ansicht, dass «das Putin-Regime nicht reformierbar ist. Die einzige Hoffnung für den Wiederaufbau eines friedlichen und demokratischen Russlands liegt nach seiner Ansicht bei den im Exil lebenden oder inhaftierten Russen, die sich gegen den Krieg engagiert haben.»


Ilya Matveev (Kalifornien, USA)

Ilya Matveev, ein russischer Sozialist, ist vor kurzem ins Exil gegangen. Er hat als Politikwissenschaftler in St. Petersburg gearbeitet und lehrt derzeit als Gastwissenschaftler an der University of California. Matveev hat die Plattform OpenLeft.ru mitgegründet und ist Redaktor für Posle. Seine Artikel und Interviews sind in Green LeftJacobinLeftEastOpen DemocracyPosleSocialist Register und anderen Publikationen erschienen.

Matveev sagt: «Der Einmarsch Russlands in die Ukraine war ein Akt des Imperialismus, der nicht eine Erweiterung des Kapitalismus sein muss, um Widerstand zu verdienen. Es war ein Akt der Gewalt und Unterdrückung, vorangetrieben von einer verantwortungslosen politischen Klasse. Wie üblich sind seine Opfer überwiegend die Arbeiterklassen — sowohl in Russland als auch in der Ukraine.»
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Übersetzung von Thomas Hübner

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WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN

Kritik am «Ukraine Solidarity Network (U.S.)» von Ajamu Baraka, dem Organisator des Projekts «Black Alliance for Peace» und Kolumnisten des «Black Agenda Report»: 
The Ukrainian Solidarity Network: The Highest Stage of White Western Social Imperialism.


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FUSSNOTE
[1] Wikipedia: Die «Soziale Bewegung» ist eine 2015 gegründete linke ukrainische Gemeinschaftsorganisation, die auf den Prinzipien des demokratischen Sozialismus basiert und sich gegen Kapitalismus und Fremdenfeindlichkeit wendet.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Howie Hawkins, 71, von San Francisco ist ein Gewerkschafter und Umweltaktivist. Als Mitbegründer der Green Party war Hawkins Kandidat bei der Präsidentschaftswahl der USA 2020. Zu seinen wichtigsten Wahlkampfthemen gehören die Verabschiedung einer öko-sozialistischen Version des Green New Deals, den er erstmals 2010 vorschlug, sowie der Aufbau einer lebensfähigen, unabhängigen politischen und sozialen Bewegung der Arbeiterklasse in Opposition zur Demokratischen und Republikanischen Partei.
Hawkins spielt seit den 1960er-Jahren eine führende Rolle in den Veteran-for-Peace-, Anti-Atomkraft– und Pro-Arbeiter-Bewegungen. Von 2001 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2017 arbeitete Hawkins in der Nachtschicht beim Entladen von Lastwagen für UPS.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Ukraine_Sprachen

Die Ukraine zwischen Ost und West: Jetzt von Russland angegriffen

Die Ukraine wird Opfer geopolitischer Interessen. Die Nato wollte näher an Russland. Seit dem 24.2.2022 führt Russland einen Angriffskrieg.

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3 Meinungen

  • am 6.09.2023 um 11:51 Uhr
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    Die Linken? Was ist Links? Die heutigen «Linken» finde ich antipodisch. Und Aussagen wie «Die Amerikaner müssen wissen», so Perekhoda, «dass die gesamte ukrainische Gesellschaft ungeachtet aller politischen Meinungsverschiedenheiten sich darin einig ist, dass die russischen Invasoren aus ihrem Land vertrieben werden müssen.» finde ich unzutreffend nach Putsch und etwa acht Jahren Krieg seitens Kiew gegen die Ost-Ukrainer. Zukunft? Eine USA- (NATO-) freie Zone, eine entmilitarisierte Zone, eine blockfreie Zone (vergleiche Olof Palme), müsste das Hauptziel sein. Friedensgetreideanbau. Friedens-/Sicherheitsgarantien. Aber war nicht just das das Anliegen Russlands 2021 und längst vorher? Was taten denn die «Linken» damals die ganzen Jahren?

  • am 6.09.2023 um 15:19 Uhr
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    Meine Mutter pflegte zu sagen . Diese Russen und Amerikaner mögen noch ihren ursprünglichen Pass haben, reden aber nach den Codex für political correctnes ihres Gastlandes.

  • am 6.09.2023 um 20:27 Uhr
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    Werden Bewohnt des Donbass und der Krim eigentlich noch als Ukrainer definiert? Und wenn ja,wie richtig ist wohl die Aussage,dass «die gesamte Ukrainische Gesellschaft» sich dafür ausspricht,dass die Russen vertrieben werden müssen.

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