Schlazeile auf Webseite von Radio France Internationale

Demo vor der russischen Botschaft in Kathmandu: Schlagzeile auf der Webseite von Radio France Internationale © rfi

Russland ködert Ausländer und missbraucht sie als Kanonenfutter

Urs P. Gasche /  Nepalesen, Inder, Kongolesen und Ägypter «kämpfen» nach zwei bis vier Wochen Express-Ausbildung für Russland an der Front.

Die wichtigsten Fakten, über die internationale Medien und die NZZ dieser Tage berichteten. Sie stützen sich namentlich auf Aussagen von Nepalesen, die aus Russland geflüchtet und wieder nach Nepal zurückgekehrt sind, sowie auf Tiktok-Botschaften der Nepalesen in Russland:

  • Agenturen in Kathmandu machen nepalesischen Männern Lockangebote: Sie sollen rund 1100 Franken Sold im Monat erhalten. Nach einem Jahr Einsatz im Militär erhalten sie laut einem Dekret Putins die russische Staatsbürgerschaft und können im Land bleiben.
  • Unterdessen hat Nepals Regierung den Männern verboten, als Gastarbeiter nach Russland auszuwandern. Doch manche reisen illegal über Dubai nach Moskau aus, wofür sie Agenten 5000 bis 6000 Dollar zahlen müssen.
  • Unter den «Auswanderern» gibt es arbeitslose ehemalige Soldaten, aber auch Nicht-Soldaten wie Chauffeure oder Köche. Russland fordert keine Qualifikation. Die Nepalesen erhalten dort eine militärische Kurzausbildung von zwei bis vier Wochen. Einige berichteten, dass sie darauf an die Front in den Donbas verlegt wurden.
  • Bisher haben sich über tausend nepalesische Männer als Söldner anstellen lassen.
  • Die meisten dieser Nepalesen sprechen kein Russisch und verstehen schlecht Englisch.
  • Die meisten melden sich bei ihren Familien regelmässig über Tiktok oder andere Social Media. Wenn sie verstummen, gehen die Angehörigen davon aus, dass sie im Krieg getötet wurden.
  • Russland weigert sich, Zahl und Namen von Getöteten oder Verwundeten bekanntzugeben. Gesuche um Rückführung der Leichen wurden nicht beantwortet.
  • Nicht nur Nepalesen hat Russland für den Krieg «angeworben», sondern auch Inder, Äthiopier, Kongolesen oder Ägypter.


«Eher Menschenhandel als Rekrutierung»

Wegen grosser Armut und Arbeitslosigkeit lassen sich sehr viele Nepalesen in Malaysia, Golfstaaten und anderswo anstellen. Doch der von Russland angebotene Sold ist etwa dreimal so hoch wie der Verdienst in den genannten Ländern. Und dazu kommt das Versprechen, für immer in Russland bleiben und arbeiten zu können. 

Es handle sich im Fall von Russland «eher um Menschenhandel als um eine Rekrutierung», kommentierte Radio RTS. Nepalesen würden auch von der US-Armee oder der französischen Fremdenlegion angeworben, dort jedoch nicht gleich an eine Kriegsfront geschickt.

Nepal war schon immer ein Rekrutierungsland für fremde Armeen, schreibt die NZZ:

«Sie kämpften im Ersten Weltkrieg in den Schützengräben Frankreichs. Im Zweiten Weltkrieg fielen sie in den Wüsten Nordafrikas. Und sie starben im Irak und in Afghanistan.»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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4 Meinungen

  • am 10.03.2024 um 14:13 Uhr
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    Die Schweiz war auch mal eine Söldner-Nation und auf ukrainischer Seite kämpfen eher mehr Söldner als auf russischer Seite. Solange die Nepalesen nicht über ihren Einsatz getäuscht oder an die Front gezwungen werden, ist das nicht grundsätzlich verwerflich. Die internationalen Schlagzeilen riechen eher nach einer PR-Aktion.

    • am 11.03.2024 um 22:01 Uhr
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      Und wenn die mausarmen Nepalesen getäuscht werden? Ist es dann immer noch o.k.?

  • am 10.03.2024 um 19:00 Uhr
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    Auch die Briten hatten nepalesische Soldaten, die Ghurkas, und in der Ukraine kämpfen auch Söldner.
    Natürlich ist das ganze Söldnerwesen eine Schweinerei.

    • am 13.03.2024 um 09:55 Uhr
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      Entschuldigung, aber mit offensichtlichem Whataboutism kann ich gar nichts anfangen.
      Beispiel: Caracas ist die gefährlichste Stadt der Welt. Ach, tue nicht so, in Zürich gibt es doch auch Morde.

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