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Moderator Oliver Welke und Kabarettistin Caroline Kebekus in der «Heute Show» vom 29.1.2016 © ZDF

Schiessbefehl gegen JournalistInnen

Regula Stämpfli /  Die Alternative für Deutschland AfD wird zu nur zwei Prozent von Frauen unterstützt. Dafür laufen ihr 17 Prozent der Männer nach.

Red. Regula Stämpfli hat Geschichte, Philosophie und Politologie studiert. Sie arbeitet als Autorin und Dozentin in der Schweiz, Deutschland und Frankreich.

Sogar die Bild-Zeitung fragt: «Warum fahren Männer so auf die AfD ab?» Caroline Kebekus legt in der ZDF-Heute-Show vom 29. Januar 2016 die neuste wissenschaftliche Studie zum Thema vor: «Männer sind oft sehr doof.»

Eigentlich sollte man aufgrund dieser Konstellationen ernsthaft über das Wahlrecht von Männern in Deutschland nachdenken. Mit der massenweisen Unterstützung antidemokratischer Provokationen stellen «Männer» die Grundwerte «unserer» Gesellschaft infrage. What’s next?

Die AfD braucht keine Werbung, das erledigen die Mainstreammedien schon ziemlich gut. Die JournalistInnen haben Pegida und AfD grossgemacht. Je krasser, je lauter, je obszöner, umso mehr Zeilen und Werbeminuten, inklusive Klicks. Geil, nicht? Wird über die zahlreichen Demonstrationen zugunsten von Demokratie (#StoppTTIP, buntes München, #ThisIsACoup) berichtet? Wenn sich Tausende und Abertausende für die Gleichberechtigung von Behinderten, für Flüchtlinge, für Kinder, für Frauen, für einen Rechtsstaat etc. einsetzen?

Äuä. Randnotiz. Eilmeldung. No Klicks. Doch nur einmal «Schiessbefehl» oder «Hitler baute gute Autobahnen» oder «Göring war besser als sein Ruf», und los geht das Karussell. Interessieren tut nur die nächste Mediensau im Journidorf: Klickrate, Quote, Hetzkampagnen.

Der Aufmerksamkeits-Blitzkrieg

Das Senden vernünftiger, anregender Themen zu Demokratie und Menschenrechten bringt nichts. Die Mittäterschaften «Aufmerksamkeit» und Demoskopie-Demokratie führen zum Aufmerksamkeits-Blitzkrieg. «Heil Kategorien! Heil Umfrage! Heil Antipolitik!» Deshalb sind auch Politsatire-Sendungen so gut, weil sie noch die Einzigen sind, die gar nicht erst versuchen zu informieren und genau dadurch Qualitätsjournalismus bieten.

Deshalb hier ein Vorschlag: Im Notfall kann der Presserat auch einschreiten, wenn sich JournalistInnen der wiederholten Weisung widersetzen, Qualitätsjournalismus zu leisten oder sich der Überprüfung ihrer Argumente zu entziehen versuchen. Diese Bestimmung ist unter Medienschaffenden als «Schiessbefehl gegen JournalistInnen» bekannt. Ich habe ja wirklich nichts gegen JournalistInnen, aber…

Achtung: Diese Kolumne kann satirische, ja zynische Elemente beinhalten. Bei allfälligen Nebenwirkungen konsultieren Sie die Geschichte oder die diversen Sachbücher zum Thema.

PS.: Das kalte Kalkül

Zitat FAZ, Günter Bannas, 31.1.2016: «Der Schiessbefehl auf Flüchtlinge dokumentiert das Kalkül der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry und ihrer Vertreterin Beatrix von Storch, mit gezielten Provokationen so ziemlich den Rest der Republik zu Empörungsritualen zu veranlassen – und sich dann das Märtyrerkostüm der verfolgten Minderheit anzuziehen.»

Dazu meine ich: Falsch. Das kalte Kalkül besteht darin, das zu sagen, was schon andere braune Parteien in Deutschland gross gemacht hat. Das kalte Kalkül besteht darin, dass der Stürmer nicht mehr verordnet werden muss, sondern Stürmer-Vokabular sofort mehr Geld und Daten in die Kassen von Zeitung, Verlag und sozialen Netzwerken spült.

* * *

Der Artikel erschien zuerst auf news.ch.


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9 Meinungen

  • am 6.02.2016 um 14:21 Uhr
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    Bei solchen Frauen wie in der Schweiz ist ja klar, dass die Pegida keine Chance hat….!
    Zu welchen Frauen zählen denn Sie sich?

  • am 6.02.2016 um 15:50 Uhr
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    Woher nimmt Frau Stämpfli die Prozentzahlen zur Geschlechtszugehörigkeit der AfD-Anhänger und -Anhängerinnen? Etwa von Dieter-Thomas Heck?
    Ich habe noch selten so einen schlechten Meinungsartikel gelesen….nicht mal als Polemik taugt er, erst recht nicht als Satire. Er taugt bestenfalls dazu, nach fast genau 45 Jahren, ernsthaft über ein Frauenstimmrechtsmoratorium nachzudenken; beim Atom und bei der Gentechnik ging es ja auch.

  • am 6.02.2016 um 18:10 Uhr
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    @Charles-Louis Joris: Cooler Kommentar, ich denke, dass Journalisten und PR-Berater eine harte Fachprüfung ablegen sollten, denn gedankenlose Umweltverschmutzung sollte verboten werden!

  • am 6.02.2016 um 21:47 Uhr
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    Ich bin entsetzt über die äußerst primitiven, herabsetzenden Kommentare von Beda Düggelin und Charles- Louis Joris. Fast unterschiebe ich den beiden, für die braune Gruselbande AfD Sympathien zu empfinden. Feige, hintenherum, sich für eine kriminelle Politorganisation stark zu machen, das ist widerlich und unerträglich. Der offen zur Schau getragene Sexismus passt übrigens haargenau dazu.

  • am 7.02.2016 um 08:46 Uhr
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    @Peter Beutler: Ihre Aufregung ist völlig unbegründet, Sie sollten richtig lesen, ich habe mit keinem Wort AfD unterstützt, man kann über diese Partei denken was man will, sie existiert ja in der Schweiz nicht! Aber man kann sehr wohl über das «Niveau» des Journalismus diskuktieren (und allem was sich dazu zählt). Deshalb mein Hinweis auf Fachprüfung und Umweltverschmutzung! Und von Diskriminierung kann man ebenfalls nicht sprechen, da sind absolut beide Geschlechter angesprochen.
    Also. mein lieber Peter Beutler: Denken, drücken, schlucken sprechen! Bitte nicht umgekehrt!

  • am 7.02.2016 um 15:22 Uhr
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    Es stimmt schon: die Medien haben die AfD und die Pegida, grossgemacht. Vor mehr als 80 Jahren gab es im grossen Kanton im Norden schon mal eine ähnlich gelagerte politische Bewegung, die sich im Nu zu der grössten Verbrecherorganisation der europäischen Geschichte entwickelte. Auch schon damals fehlte es nicht an NachahmerInnen in unseren Land. NachahmerInnen? Heute eigentlich nicht. Die AfD glaubt ein Vorbild in Helvetien nachzumachen. Eine Volksbewegung die nahezu 30% Wlerinnen um sich zu scharen vermag. Was spielen und spielten die Frauen jenseits des Rheins für eine Rolle? Sie waren zwar arg in der Minderheit. Doch diejenigen, die vom xenophoben, rassistischen Virus infiziert waren, konnten mitunter ungeheure kriminelle Phantasien entfalten. Phantasien vorerst noch.

  • am 8.02.2016 um 15:53 Uhr
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    Cincera konnte seine Aussagen wenigstens belegen mit den Zitaten aus den linken und ultralinken Publikationen.

  • am 8.02.2016 um 17:06 Uhr
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    Cincera, Herr Hertig, konnte seine Zitate nicht belegen. Und das darf ich wirklich als «Insider» der «Recherchen» in seinem Archiv sagen. Ein Teil seiner Akten über mich, die mir danach «zugespielt» wurden, waren erstunken und erlogen. Cincera verursachte zu viele Opfer,trotz seines begrenzten Intellekts oder vielleicht gerade deswegen. Dass er dann selber in seine eigene Grube stürzte, daran freue ich mich immer noch so vielen Jahren. Ein christlichsozialer Politiker und Oberst in der Schweizer Armee, er hatte mir übrigens eine Stelle im Lehrerseminar beschafft, informierte mich über die «Fichen» dieses – darf ich das sagen? – ziemlich handgestrickten, selbsternannten Schnüfflers. Ich trug glücklicherweise keinen Schaden davon. Als ich Jahre später den gleichen Mist auch noch in den sichergestellten Akten der bescheuerten Geheimarmee P-26 zu lesen bekam, konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Cincera – er würde wohl heute in den helvetischen Ablegern der AfD oder Pegida seine paranoiden Fantasien ausleben.

  • am 8.02.2016 um 19:48 Uhr
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    Cincera hat etwas gesagt das ihn zum Feindbild machen musste: les extremes se touchent». Er hat in offen zugänglichen Publikationen gelesen und das dann vernetzt. Das machte Aerger, offensichtlich heute noch. Das war mit viel Arbeit verbunden. Er hat nicht einfach mit dem Finger oder wenn Sie wollen mit Worten auf andere gezeigt, wie das heute so oft mit der offenen oder getarnten Nazikeule getan wird.
    Zugegeben, ich wollte mit dieser alten Sache ein wenig provozieren, und das ist mir scheinbar gelungen.

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