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Denkmal für den Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera im westukrainischen Ternopil © freelifer/wikimedia/cc

Verstimmungen zwischen Polen und der Ukraine

Red. /  Warschauer Regierungspolitiker verlangen, die Ukraine solle endlich mit der Ehrung der möderischen Nazi-Kollaborateure aufhören.

Zu Beginn der Fußball-EM führt die Erinnerung an die Mordaktionen ukrainischer Nazi-Kollaborateure zu Verstimmungen zwischen der Ukraine und Polen. Warschauer Regierungspolitiker verlangen, Kiew solle der öffentlichen Ehrung ukrainischer Milizionäre endlich ein Ende setzen, die während des Zweiten Weltkriegs an der Seite der Deutschen für bestialische Morde an Polen verantwortlich waren. Dabei handelt es sich unter anderem um den Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera, einen Anführer der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN), dessen Milizen beispielsweise am 11. Juli 1943 insgesamt 99 Ortschaften im okkupierten Polen überfielen und dabei Tausende Polinnen und Polen massakrierten.

Massaker an Polen und Juden

Bandera wird vor allem in der Westukraine, in der die derzeit inhaftierte Ex-Ministerpräsidentin Timoschenko ihr Wahlpublikum hat, mit zahlreichen Denkmälern verehrt. Die OUN, 1929 unter Mitwirkung Berlins gegründet, entwickelte sich im Verlauf der 1930er und 1940er Jahre zur politisch maßgeblichen Organisation des ukrainischen Nationalismus; sie versuchte nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion mehrfach, unter deutscher Oberherrschaft einen ukrainischen Staat zu gründen. Ihre Massaker richteten sich nicht nur gegen Polen, sondern auch gegen Juden. Die Nazi-Kollaboration zahlreicher Ukrainer ist in der Bundesrepublik zuletzt durch den Prozess gegen den früheren KZ-Wächter John Demjanjuk in Erinnerung gerufen worden.

Polen verlangt Gedenktag für die Opfer

Wie der Sejm-Abgeordnete der polnischen Regierungspartei PSL (Polskie Stronnictwo Ludowe) Franciszek Stefaniuk erklärt, soll die Ukraine sich der Erinnerung an die antipolnischen Massaker zahlreicher ukrainischer NS-Kollaborateure im Zweiten Weltkrieg stellen. Dass Stepan Bandera in der Westukraine heute mit zahlreichen Denkmälern geehrt werde, müsse ein Ende haben, heißt es in Warschau. Im Gespräch ist, den 11. Juli zum Gedenktag für die 1943 dahingemetzelten Polen zu erklären. Damit würde auch die Kollaborationstätigkeit etwa der OUN wieder stärker in den Blickpunkt rücken, der damals wichtigsten auf eine Eigenstaatlichkeit der Ukraine zielenden Organisation.

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Dieser Artikel ist die gekürzte Fassung eines Artikels, der auf der Plattform «German-Foreign-Policy.com» erschienen ist.

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