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Patrick Jerg: Das Spiel © zvg

Das Spiel: Ein Fest unter Feinden

Patrick Jerg /  Woodruff Walton hatte seine Feinde zu einem Fest in seine Villa eingeladen. Eine mutige Aktion, die er mit dem Leben bezahlte.

Im Jahr 1948 erschien «Cluedo» erstmals bei einem Spielverlag und konnte käuflich erworben werden. «Cluedo» ist ein Deduktionsspiel. Mit immer neuen Hinweisen kombiniert man sich im Laufe einer Partie zur richtigen Lösung. Konkret sucht man nach einem Mörder, einer Tatwaffe und dem Tatort – und das bis heute, denn «Cluedo» ist ein Klassiker und bei verschiedenen Spielverlagen bis heute erhältlich. Ein Ende ist nicht abzusehen.

Der Todesfall des eingangs erwähnten Woodruff Walton ist quasi eine Weiterentwicklung des bekannten «Cluedo». Bei «Unangenehme Gäste» kommt man allerdings zu spät zur Party. Im Arbeitszimmer liegt der tote Milliardär und irgendwo im Haus tummeln sich seine speziellen Gäste. Es ist nun die Aufgabe aller Spielenden, den Fall möglichst schnell zu lösen. Dazu darf man sich auf einem Ermittlungsbogen ständig Notizen machen, wenn die Hinweise langsam eintrudeln.

Ein Koffer voller Hinweise

Vor dem Spiel trifft man ein paar Vorbereitungen. Erst wählt man die Schwierigkeit des Falles und sucht sich danach die dafür benötigten 70 Hinweiskarten aus der Spielschachtel. Zahlreiche Fälle findet man in der Anleitung von «Unangenehme Gäste». Mit einer App lassen sich noch viel mehr Fälle rekonstruieren. Allein das Raussuchen der zum Fall gehörenden Karten benötigt ein wenig Zeit. Die 70 Fallkarten mischt man gut durch. Den persönlichen Ermittlungsbogen versteckt man hinter einem Sichtschirm und schon steckt man mitten in den Ermittlungen.

Alle Ermittelnden erhalten zu Beginn sechs Hinweiskarten. Die Informationen dieser Karten trägt man gleich auf dem eigenen Bogen ein. Nicht alle Informationen sind gleich wertvoll, aber alle sind mit einer 1, 2 oder 3 versehen. Während ein Hinweis mit einer 1 nur wenig Bedeutung hat, so sind Hinweise mit einer 3 bedeutend vielsagender. Zur Lösung des Falles benötigt man die Mörderin oder den Mörder, die Tatwaffe und das Motiv. In schwierigeren Fällen kann es auch Komplizen geben.

Hinweise tauschen

Der treibende Spielmechanismus von «Unangenehme Gäste» besteht aus der Kombination Nachfrage und Angebot. Die aktive Person wünscht sich Hinweise zu zwei Personen und/oder Räumen in der Villa. Nun machen die übrigen Ermittelnden Angebote. Sie legen passende Hinweiskarten verdeckt aus und nennen die Summe ihrer Kartenwerte. Die aktive Person kann nun beliebig viele Angebote annehmen und Hinweise eintauschen, gegen eine gleich grosse oder höhere Summe an Kartenwerten.

So dürfen alle Ermittelnden reihum Hinweise anfordern. Die Informationen neuer Karten trägt man akribisch im Ermittlungsbogen ein. Jede Hinweiskarte macht dazu einen Vorschlag, wie man die Notiz setzen soll. Nach einer kompletten Ermittlungsrunde zeigt man gleichzeitig an, ob man den Fall lösen will. Da das in den ersten Runden nicht möglich ist, reduziert man die Kartenhand auf drei Karten und zieht neue Hinweise nach, bis man wieder sechs Karten in der Hand hält. Mit neuen Karten sucht man nach neuen Hinweisen.

Mit kleinen Kniffen zum Erfolg

Bei «Unangenehme Gäste» kann man wunderbar um die Ecke denken. Mal schliesst man gewisse Tatwaffen aus, mal fallen einzelne Motive weg. Ganz langsam verdichtet sich das Bild der Tat. Und schliesslich sind es kleine Elemente, die viel Freude bereiten. Nicht alle Personen in der Villa sagen die Wahrheit, doch den Bediensteten und Informationen aus dem Polizeibericht kann man jederzeit trauen. Eine grosse Hilfe ist auch der Weg, den die Täterin oder der Täter durch die Villa zurücklegt. Daraus gewinnt man unter Umständen entscheidende Rückschlüsse zur Tat.

«Unangenehme Gäste» macht viel Spass beim Ermitteln. Um an Informationen zu gelangen, muss man auch Informationen abgeben. Trotzdem kann man beim Reduzieren der Handkarten wichtige Hinweise abwerfen und so an den Mitspielenden vorbei schmuggeln. Das Deduktionsspiel ist kniffliger als das bekannte «Cluedo», mit seinen unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden aber anpassbar. Und die Anzahl der möglichen Fälle liegt im vierstelligen Bereich. Lange Unterhaltung ist so garantiert.

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Unangenehme Gäste
Unangenehme Gäste

Unangenehme Gäste
Ein Deduktionsspiel von Ron Gonzalo Garcia
Illustrationen: Samuel Gonzalo Garcia, Laura Medina

Für 1-8 Personen | Ab 12 Jahren | 45-75 Minuten
Verlag: Taverna Ludica Games | ca. 53 Fr. / 36 Euro


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Patrick Jerg betreibt seit 12 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Portrait Patrick Jerg 2

Das Spiel: Alle Beiträge

Spielen macht Spass. Und man lernt so vieles. Ohne Zwang. Einfach so.

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