Sperberauge

Departemente bauernschlau verteilt

Hanspeter Guggenbühl © bm

Hanspeter Guggenbühl /  Wie der Bundesrat Laientheater spielt und Versager belohnt. Zur Posse die Glosse.

Nachdem das Parlament zwei neue Bundesrätinnen gewählt hatte, verteilte die Landesregierung die sieben Departemente: Ueli Maurer, Alain Berset und Ignazio Cassis bleiben, wo sie waren. Simonetta Sommaruga wechselt vom Justiz- ins Infrastrukturdepartement. Guy Parmelin vom Militär- ins Wirtschafts- und Bildungsdepartment. Karin Keller-Sutter erhält das Justiz-, Viola Amherd das Militärdepartement. Und wir alle, draussen vor dem Bundeshaus, fragen uns: Welche Eingebungen haben die vier Regierungsmitglieder zu dieser Neu- und Umverteilung bewogen? Und wer führte Regie?

Während die altgedienten Medienleute im Innern rätselten, flog Infosperber ums Bundeshaus und sperberte ins Sitzungszimmer. Da sah er, wie der Freisinnige Ignazio Cassis einleitend das Wort ergriff.

«Als Aussenminister bin ich ja nicht gerade ein Profi», sagte Cassis, und alle andern nickten. «Darum», fuhr er fort, «formen wir jetzt den ganzen Bundesrat um zu einer Laientheater-Truppe.» «Das ist eine ausgezeichnete Idee», pflichtete ihm Ueli Maurer bei, «aber wie verteilen wir die Rollen?» «Ganz einfach», antwortete Cassis: «Wir machen den Bauern zum Wirtschafts- und Bildungsminister, die Dolmetscherin zur Justiz- und die Juristin zur Kriegsministerin, denn bei Kriegen bleibt das Recht ohnehin auf der Strecke.»

Bauer Parmelin strahlte. Juristin Amherd erbleichte. Dolmetscherin Keller-Sutter fand die Sprache als erste wieder und übersetzte: «Laientheater tönt zwar volksnah, doch wenn das Volk das Wort Laie hört und an den Bundesrat denkt, steht ihm das Synonym ‹Dilettant› näher. Ich habe darum», fuhr sie fort, «eine bessere Idee. Wir versetzen alle Bundesräte, die in ihrem Departement versagt haben, in ein anderes Departement.»

Flugzeugbeschaffer Parmelin strahlte erneut. Justizministerin Sommaruga, die schon lange ins UVEK schielte, lächelte zwiespältig. Nur Rentenreformer Berset protestierte lauthals: «Nein, ich will nicht ins Militärdepartement.» Da erkannte Keller-Sutter, dass sie sich nur halbwegs durchsetzen kann, und sagte: «Okay, dann halt doch Laientheater, aber nur, wenn ich nicht ins Militärdepartement muss.» Darauf erfolgte, wie beschrieben, die Verteilung der Departemente.

Am Schluss der Sitzung, nachdem sie im UVEK sicher gelandet war, ergriff Simonetta Sommaruga nochmals das Wort: «Als fast vollständige Laientruppe», wobei sie das Wort «fast» betonte, «müssen wir die Risiken begrenzen, welche die verschiedenen Rollen mit sich bringen.» «Wie denn?», fragte Parmelin, und auf Cassis Gesicht erschien ebenfalls ein Fragezeichen. «Ich schlage vor», sagte Sommaruga, «wir machen es wie 1996, als Adolf Ogi ins Militärdepartement wechseln musste, und stocken dieses erneut mit mehr Zuständigkeiten auf.»

Alain Berset nahm den Steilpass seiner Parteikollegin auf: «Ich beantrage, dass wir ausser dem Bundesamt für Landwirtschaft alle andern Sektionen des Wirtschafts- und Bildungs- ans Militärdepartement übertragen.» Amherd ergänzte freudig: «Dann muss Guy Parmelin nicht Englisch lernen, unsere Laiengruppe erhält einen professionellen Landwirtschaftsminister, und ich sorge dafür, dass Bauer Parmelin dem Aussenhandel nicht schadet.»

Jetzt erbleichte Guy Parmelin. Doch Ueli Maurer reagierte schnell und bauernschlau: «Wir vertagen den Entscheid über Bersets Antrag.» Parmelin, Cassis und Keller-Sutter unterstützten ihn. 4 zu 3 für SVP/FDP. Sitzung beendet. Fortsetzung? Folgt frühestens nach den nächsten Wahlen.

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