Migros Milchprodukte neu

Migros-Milchprodukte landen gegenwärtig in der Schweinemast. Wie viel – das will die Migros nicht sagen. © SRF/Migros

Die Migros sagt nicht, wie viel sie gerade verschwendet

Marco Diener /  Die Informatikprobleme führen zu halbleeren Kühlregalen. Und zu kolossaler Verschwendung. Die Migros spricht lieber nicht darüber.

Die Kunden stehen dieser Tage in der Migros vor halbleeren Kühlregalen. Denn der Detailhändler hat seit Anfang Juni grosse Probleme, seine Filialen mit Milchprodukten aus der Molkerei Elsa in Estavayer FR zu beliefern. Elsa stellt rund 2000 Produkte für die Mutterfirma Migros her. Der Grund für die Lieferprobleme ist eine Umstellung der SAP-Software im Hochregallager in Ursy FR.

Verhungern muss niemand

Die halbleeren Regale, über die viele Medien berichtet haben, sind eigentlich ein kleines Problem. Verhungern muss deswegen niemand. Aber die Informatikprobleme verursachen eine kolossale Lebensmittelverschwendung. Zwar liefert die Migros einen Teil der Ware, die zu verderben droht, an karitative Organisationen wie Tischlein-deck-dich oder Caritas. Ein Teil wird aber auch Schweinen verfüttert. Und möglicherweise wird ein Teil sogar entsorgt.

Infosperber wollte es genauer wissen und fragte deshalb die Migros:

– Wie viele Tonnen gingen bisher an Institutionen wie Tischlein-deck-dich oder Caritas?

– Wie viele Tonnen wurden zu Schweinefutter?

– Wie viele Tonnen wurden vernichtet?

Infosperber wollte von der Migros auch wissen, wie hoch der Wert dieser Ware ist.

Doch die Migros beantwortet die Fragen nicht. Sie schrieb sechs Mal: «Der Fokus liegt derzeit auf der Lösung des Problems. Nach der Behebung der Störung wird ausreichend Zeit sein, die Auswirkungen zu evaluieren.»

Dass die Migros die Mengen nicht kennt, ist unwahrscheinlich. So gross dürfte das Chaos nicht sein. Wahrscheinlich will die Migros die Mengen nicht bekannt geben. Aber Infosperber wird nachfragen, sobald die Probleme gelöst sind.

Das kann allerdings noch dauern. Denn laut der Migros konnten erst «einige Beeinträchtigungen gelöst werden und alternative Logistiklösungen erarbeitet werden». Die Informatiker «arbeiten mit Hochdruck daran, die Beeinträchtigungen schnellstmöglich zu beheben».

Die Fachmärkte sind weg – die Chefs sind noch da

Die Migros hat aufgeräumt: Der Baumarkt Obi und der Möbelhändler Micasa sind verkauft. Vom Sportartikelhändler SportX und vom Elektronikhändler M-Electronics konnte sie zumindest einen Teil losschlagen. Für den Heimwerkermarkt Do it fand die Migros keinen Käufer. Viel Geld dürften die Verkäufe nicht gebracht haben.

Und in der Chefetage der 2020 gegründeten Fachmarkt-AG? Da hat die Migros nicht aufgeräumt. Die Fachmarkt-AG wird zwar aufgelöst, weil es keine Fachmärkte mehr gibt. Aber die Köpfe haben intern etwas Neues gefunden:

  • Jürg Blunschi, einst Präsident der Fachmarkt-AG und Chef der Migros Zürich, bei der es im Moment schlecht läuft und die vor grossen Problemen steht, wurde zum Präsidenten der Migros Aare gewählt. Er trat dann nach anhaltender Kritik rasch wieder ab.
  • Sein Nachfolger als Chef der Migros Zürich ist Patrik Pörtig. Als Chef der Fachmarkt-AG hätte er die Probleme mit SportX und Co. lösen sollen. Das ist ihm nicht gelungen.
  • Peter Diethelm, einst im Fachmarkt-Verwaltungsrat ist inzwischen Chef der Supermarkt-AG.
  • Matthias Wunderlin gilt laut «NZZ» als Architekt der Fachmarkt-AG. Er ist inzwischen Chef der Migros-Industrie, zu der auch die Molkerei Elsa in Estavayer und die Käserei sowie das Lager in Ursy gehören. Er ist oberster Verantwortlicher für die Informatikprobleme.

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Keine
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