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Auch faire Fussballspiele sind käuflich © -

Social-pay-per-view für eine WM trotz FIFA

Christof Moser /  Die FIFA im Korruptionssumpf und Brasilien ein Unrechtsstaat im Namen der WM. Trotzdem die Spiele geniessen? So gehts!

Die letzten Tage vor WM-Anpfiff. «Hopp Schwiiz – wir alle sind das Team», wirbt Nationalmannschaftssponsorin Credit Suisse auf den Bildschirmen ihrer Geldautomaten. Das Eingeständnis ihrer kriminellen Vergangenheit, abgerungen durch die US-Justiz, vermiest der Schweizer Grossbank die millionenteure WM-Show, von der sie sich einen Imagegewinn erhoffte. Und als wäre das nicht schon genug, platzen jetzt vor dem Eröffnungsspiel in Brasilien auch noch grausliche FIFA-Eiterbeulen rund um die WM-Vergabe nach Katar.

Ein bisschen kriminell schadet kaum – das scheint sich ja bekanntlich auch der Schweizer Verein FIFA zu sagen, deren Kommunikationschef Walter de Gregorio bei seinem Wechsel zum Weltfussballverband auf die Frage der WoZ, warum er sich korrumpieren lasse, antwortete: «Seien wir doch ehrlich: Wer hat sich noch nie einen klitzekleinen Vorteil ermogelt, im Restaurant, beim Coiffeur? Natürlich bin ich nicht heilig. Aber wie hoch ist ihr Preis?» Zu hoch, um noch länger mit dem FIFA-Korruptionssumpf in Verbindung gebracht zu werden, finden WM-Sponsoren wie Adidas (Billiglöhne, Kinderarbeit), Sony (Billiglöhne, Kinderarbeit) und Visa: «Als FIFA-Partner erwarten wir, dass diese Vorwürfe angemessen untersucht werden».

Das Endspiel der heutigen FIFA?

«Die FIFA vor der WM – Das Endspiel», betitelt die FAZ einen lesenswerten Artikel, der konstatiert: «Das System der FIFA hat die Fussball-WM zerstört: durch totale Kontrolle, Korruption und kulturelle und soziale Ignoranz.» Derweil erreichen uns aus Brasilien diese Reuters-Bilder des WM-Sicherheitsstaats und Berichte über Stadionanwohner, die diese Fussballweltmeisterschaft ihr Dach über dem Kopf gekostet hat. Und FIFA-Boss Sepp Blatter kontert die Kritik an seinem Verein – ganz nach Orwellschem Newspeak – als «Rassismus».

Aktion gegen die Ohnmacht als Zuschauer

Ja – das ist alles zum Schreien, findet auch John Oliver in der HBO-Late-Night-Show. «Wer so viel Geld für schlechte Zeiten auf der Seite hat wie die FIFA, sollte nachschauen, ob nicht eine Comic-Ente darin badet», sagt der britische Komiker – um dann das Dilemma vieler Fussballfans auf den Punkt zu bringen: «Die FIFA ist grauenvoll, trotzdem bin ich begeistert von der WM».

Genau an diesem Punkt setzt die Aktion «WM Fair Social-Pay- Per-View» an – eine Idee, die auf der Facebook-Seite von Politologin Regula Stämpfli entstanden und von freiwilligen Helfern innerhalb weniger Tage realisiert worden ist. «Kein Fussballfan hat das Recht auf die korrupte FIFA-Unterhaltung», finden die Initiantinnen und Initianten. «Man kann sich über die Machenschaften rund um die Fussball-WM aufregen – oder etwas tun». Und schlagen deshalb vor, für jedes angeschaute WM-Spiel 5 Franken oder Euro für gemeinnützige Brasilien-Projekte des Kinderhilfswerks «Terre des hommes» zu spenden – bequem per SMS. Die Aktion und alles Wissenswerte dazu gibts hier.

Siehe auch Infosperber vom 25.5.2014: «WM: Tausende Strassenhändler verlieren ihre Arbeit»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

Zum Infosperber-Dossier:

Fifa2

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Der Weltfussballverband unter Präsident Sepp Blatter mit Sitz in Zürich sorgt für viele negative Schlagzeilen.

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2 Meinungen

  • am 12.06.2014 um 01:44 Uhr
    Permalink

    Warten wir mal ab, bis «WM Fair Social-Pay- Per-View» eine WM organisiert. Dann werden die Möglichkeiten der Korruption erst richtig ausgelotet, jede Wette.

  • am 12.06.2014 um 01:47 Uhr
    Permalink

    Natürlich kann man eine Organisation, die alle 4 Jahre einen Event organisiert, für alle Probleme auf der Welt verantwortlich machen. Sehr bequem.

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