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Kardinal Mario Zenari ist seit 2008 Apostolischer Nuntius in Syrien © katholisch.de

Kardinal mit rotem Käppchen kann in Damaskus in Ruhe spazieren

Red. /  Viele syrische Christen glauben, allein Präsident Assad garantiere ihre Sicherheit. Erfahrungsbericht eines deutschen Pfarrers.

upg. «DIE ZEIT» veröffentlichte am 28. November unter dem Titel «In Damaskus erregt ein Kreuz keinen Anstoss», was Michael Theuerl, ein deutscher erzkonservativer katholischer Pfarrer, nach einem Besuch in den Städten Damaskus, Homs und Aleppo, im christlichen Ort Maalula und in Saidnaja, wo eine grosse Gefängnisanlage steht, berichtete. Über Gräueltaten der herrschenden Regierung äussert er sich nicht.

Der katholische Pfarrer Michael Theuerl kennt aus den Achtzigerjahren die Verfolgung der Christen im europäischen Ostblock. Dieses Jahr bereiste er Syrien, um zu erfahren, wie die dortigen Kirchenvertreter, darunter sieben Bischöfe im ganzen Land, die politische Lage einschätzen. Vor dem Krieg sei etwa jeder Zehnte in Syrien ein orthodoxer oder katholischer Christ gewesen.

Apostel Paulus habe vor Damaskus seine Bekehrung erlebt, und man begegne in der syrischen Hauptstadt immer noch überall Kreuzen, Bildern der Muttergottes und der Heiligen. Kardinal Mario Zenari, der seit 2008 als Nuntius des Vatikans in Syrien lebt, bezeichne das Verhältnis der Christen zu den Muslimen noch heute als «unkompliziert». Es errege keinen Anstoss, wenn der Kardinal mit roter Kopfbedeckung und einem Kreuz auf der Brust Moscheen besuche. Erst mit dem aufkommenden Terror hätten sich radikale Gruppen gebildet, die Andersgläubige bedrohen.

«Ein Sturz von Assad kann für die Christen gefährlich werden»

Die Christen in Syrien würden befürchten, dass es nach einem Sturz Assads für sie gefährlicher werden könnte. Man kritisiere, dass dies in Europa kaum ein Thema sei. Die deutsche Willkommenspolitik habe viele wichtige Bürger und Christen des Landes zur Flucht gebracht, was das Sterben der orientalischen Kirchen beschleunige.
Verbrechen Assads an seinem Volk seien bekannt. Viele Christen im Land würden aber die einseitige Schuldzuweisung des Westens kritisieren. Vergeblich hätten Christen in Syrien versucht, westliche Bischöfe einzuladen: «Kommt doch, sprecht mit Christen und Muslimen! Ihr müsst ja nicht mit Assad reden!» Aber sie seien leider nicht gekommen.
Als Gast aus Deutschland sei er mehrfach gebeten worden, berichtet Pfarrer Theuerl, ob er nicht die Kirche zu Hause positiv beeinflussen könne, sich für die Realität in Syrien zu interessieren.
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Siehe dazu auch:
Christen im Irak: Wo einst der IS herrschte, wird heute Weihnachten gefeiert,

Bericht aus Hamdaniya von NZZ-Korrespondentin Inga Rogg, 24.12.2018
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Infosperber-DOSSIER: «Der Krieg in Syrien»
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2 Meinungen

  • am 26.12.2018 um 14:34 Uhr
    Permalink

    Was werden wohl die noch immer – oder nach dem angekündigten Abzug der Umsturz-Schutzmacht USA erneut – vernehmbaren Unterstützer der Regime-Changes gemäss Wolfowitz-Doktrin dazu sagen? Sogar ein Bischof im kompletten Ornat spaziert ungestört in syrischen Städten herum! Schlimmer geht’s – für DIE – gewiss nimmer!!
    By the way, wie lange werden westliche Vasallen wie die Bundesrepublik ihre Blockade- und Sanktionspolitik gegen die «Überbleibsel» des syrischen Volkes noch beibehalten, nachdem sogar das illegal im Land anwesende Empire seine Soldaten zurückzuziehen scheint?

  • am 27.12.2018 um 14:44 Uhr
    Permalink

    Oh ein Fehler in der Matrix. Das passt ja mal überhaupt nicht zu unseren westlichen Medienberichten über die syrische Regierung oder soll ich jetzt syrisches Regime sagen… Ich kann mich noch an vergleiche Assads zu Hitler erinnern aber das wäre ja nicht das erste mal dass man die Nazi Verbrechen für Propaganda benutzt. Erinnere mich auch an angebliche KZs der Serben und deswegen mussten die natürlich bombardiert werden. Jaja Kriegshetzerei ist eine üble Sache und leider kommen die Hetzer ungestraft davon ***hust***Spiegel***hust***Scharping***hust

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