Krise.Elnur_

Noch mehr Schulden mit «Sondervermögen» oder dem «One Big Beautiful Bill Act» erhöhen das Risiko eines Crashs mit Hyperinflation und Massenarbeitslosigkeit. © Enur_/Depositphotos

Das Aufrüsten ist kurzsichtig und birgt erhebliche Risiken

Urs P. Gasche /  Erst 2 Prozent, jetzt 5 Prozent fürs Militär – kaum jemand hinterfragt die Priorität. Es droht ein Kontrollverlust anderer Krisen.

Was in der Corona-Pandemie begann, setzt sich beim Thema Aufrüstung fort: Erstaunlich einmütig folgen grosse Medien der Linie der Regierung und – diesmal – der Rüstungslobby, ohne sie kritisch zu prüfen. Statt zu hinterfragen, übernehmen viele Medien die Erzählung einer neuen Bedrohungslage und fordern wiederum – wie bei Corona – ein noch schnelleres Handeln.

Beispielhaft titelte die «NZZ» am 26. April 2025:

 «Nato-Länder geben so viel für Verteidigung aus wie noch nie. Die Rekordausgaben der Verteidigungsallianz reichen aber längst noch nicht» (Print-Ausgabe).

Die Debatte in Talkshows verläuft ähnlich eindimensional: Wie lassen sich die Rüstungsausgaben beschleunigen? Wo soll investiert werden – in Kampfpanzer, Drohnen oder Cyberabwehr?

Die grundsätzliche Frage, ob diese Milliarden an anderer Stelle dringender gebraucht würden, stellt kaum jemand. Auch Print- und Onlinemedien ignorieren Gegenstimmen weitgehend.


Ein zweifelhaftes Dogma: «Prozent des BIP» als Zielmarke

Lange galt innerhalb der Nato das Ziel, 2 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) fürs Militär auszugeben. Jetzt schlägt die Nato sogar 5 Prozent als Ziel vor, wovon 3,5 Prozent für Waffensysteme reserviert wären.

Medien fragen nicht: Warum eigentlich in Prozent des BIP? Jedenfalls ist es ungewöhnlich, Ausgaben in Prozent des BIP vorzugeben. Die Sozialausgaben, die Ausgaben für den Verkehr, für den Umweltschutz oder für Klima-Schutzmassnahmen wurden noch nie in Prozent des BIP festgelegt. Selbst bei den Rüstungsausgaben geht es in den Parlamenten stets darum, welche konkreten Ausgaben nötig sind und wie viele Milliarden das kostet – und nicht um Prozent des BIP. 

Die Bezugsgrösse BIP ist sachlich abwegig:

  • Ein wachsendes BIP führt automatisch zu steigenden Rüstungsausgaben – auch wenn die Bedrohungslage unverändert bleibt. In der Krise hingegen, wenn das BIP schrumpft, müsste gespart werden – unabhängig von der sicherheitspolitischen Lage.
  • Wenn das BIP aufgrund des Bevölkerungswachstums steigt, rechtfertigt dies keine höheren Rüstungsausgaben. Es ist schwer nachvollziehbar, weshalb Länder wie Deutschland oder die Schweiz zur Verteidigung des Landes mehr Militärausgaben brauchen, wenn die Zahl der Einwohner steigt. 
    Wenn schon, dann wäre eine Pro-Kopf-Betrachtung logischer. Im Jahrzehnt von 2013 bis 2023 stieg das BIP pro Kopf in der Schweiz nur halb so stark wie das gesamte BIP. Wenn Nato und Bundesrat auf das Kriterium BIP pro Kopf abstellen würden, befände sich die Schweiz bei den Rüstungsausgaben nicht mehr am Schluss der Rangliste. «Die Schweiz hat eine der höchsten Militärausgaben pro Kopf», stellten die «Freiburger Nachrichten» fest.


Vergleich von Äpfeln mit Birnen

Besonders absurd wird es beim internationalen Vergleich der Militärausgaben. Tamedia-Zeitungen wie der «Tages-Anzeiger» verbreiteten Mitte Februar Rüstungszahlen des Stockholm International Peace Research Institute (Sipri). Die Schweiz erscheint mit Verteidigungsausgaben von nur 0,7 Prozent des BIP ganz am Ende – und soll deshalb «nachbessern». 

Kein Hinweis darauf, dass das Sipri die Schweizer Milizarmee mit Berufsarmeen vergleicht, also Äpfel mit Birnen. In der Schweiz fallen viele Ausgaben im Zivilbereich an, beispielsweise alle Kosten für permanente Löhne und Pensionskassen, die bei einer Berufsarmee zu den Militärausgaben geschlagen werden. Ebenfalls nicht zu den Verteidigungsausgaben gezählt werden in der Schweiz Ausgaben für die Militärversicherung, Erwerbsersatzentschädigungen und Ausgaben von Kantonen und Gemeinden für den Zivilschutz. Auch volkswirtschaftliche Kosten wegen Absenzen der Milizsoldaten werden ignoriert. Bereits seit 1979 haben Berechnungen ergeben, dass die mit dem Ausland vergleichbaren Verteidigungsausgaben der Schweiz 50 bis 100 Prozent höher sind als ausgewiesen.


Die Kosten der Hochrüstung – und ihre Risiken

Jeder Franken fürs Militär fehlt anderswo. Eine massive Aufstockung der Militärausgaben birgt gesellschaftliche Sprengkraft. Denn höhere Rüstungsausgaben lassen sich nur auf drei Wegen finanzieren* – beide mit gravierenden Nebenwirkungen:

  1. Mit Kürzungen bei Sozialem, Gesundheit, Bildung oder Kultur 
    Parlamente in demokratischen Ländern wehren sich dagegen. Eine solche Politik würde den sozialen Frieden gefährden, den Extremismus fördern und die Demokratie gefährden.
  2. Mit höheren Steuern
    Parlamente in demokratischen Ländern wehren sich gegen höhere Einkommens- oder Vermögenssteuern oder eine neue Mikrosteuer auf allen elektronischen Finanztransaktionen.
  3. Mit zusätzlichen Schulden (in Deutschland «Sondervermögen» oder in den USA «One Big Beautiful Bill Act»). 
    Doch die Schuldenberge vieler Länder sind schon heute gefährlich hoch. Wenn das Schuldenkonstrukt kippt, drohen Hyperinflation und Massenarbeitslosigkeit. Mit der Freiheit, die wir bewahren wollen, wäre es vorbei.

Der dritte Weg ist politisch der wahrscheinlichste, aber auch der riskanteste. Deshalb kann die Aufrüstung zum Brandbeschleuniger werden.

Warnzeichen sind unübersehbar:

«Europa taumelt am Rand einer Schuldenkrise» 
(«Stuttgarter Zeitung», 3.12.2024).
«America’s debt is a ticking bomb» («Die Schulden der USA sind eine Zeitbombe»)  
(«New York Times», Mai 2025).
«Republikaner führen das Land an den Abgrund» 
(«NZZ» 24.5.2025, Print-Ausgabe). 

Doch das Motto der Schuldenmacher lautet weiterhin «Augen zu und durch». Damit die Zinsen (Kosten) der Schuldpapier-Berge (Staatsobligationen) infolge Vertrauensverlust nicht gefährlich nach oben schnellen, haben die amerikanische und die europäisch Notenbank massenweise Staatsanleihen gekauft. Sie kurbeln damit die Nachfrage an, was den Anstieg der Zinsen der Staatsanleihen künstlich bremst. 

Seit der Finanzkrise von 2008 gaben die beiden Notenbanken je mehrere tausend Milliarden Euro oder Dollar für solche Käufe aus. Wie lange die Notenbanken diese beispiellose Rettungsaktion weitertreiben können, ist fraglich. Das Finanzieren des Wirtschaftswachstum mit immer neuen Schulden führt zu einem immer wackligeren Schuldenberg. 

Um das Risiko zu senken, dass das Kartenhaus der Schulden zusammenkracht, gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Ein Abschreiber auf einem grossen Teil der Schulden. Das bedeutet eine Enteignung der Gläubiger. Das machten Island in den Jahren 2008 bis 2011 und Zypern im Jahr 2013. In grossen demokratischen Ländern sind Schuldenschnitte politisch kaum umsetzbar.
  2. Der für Regierungen und Parlamentarier «einfachste» Weg ist eine grosse Inflation, die den Wert der aufgelaufenen Schulden laufend entwertet. Eine solche Inflation kann leicht zu einer Hyperinflation ausarten, die zu enormen sozialen und politischen Verwerfungen führt.

Es ist wahrscheinlicher, dass eine grosse Finanz- und Wirtschaftskrise die Demokratien in den Abgrund fährt, als dass Russland einen Natostaat oder die Schweiz konventionell angreift. 


Die grossen Risiken: Klimakrise, Umweltzerstörung, Infrastrukturverfall

Ein grosser Finanzcrash ist nicht das einzige existenzielle Risiko. Auch andere existenzielle Risiken kann man mit den Milliarden reduzieren, die man für Panzer und Kampfflugzeuge ausgeben will:

  • Klima
    CO₂-Reduktion und Anpassung an Folgen der Erderwärmung.
  • Natur- und Umwelt
    Erhalt der Artenvielfalt, Schutz der Meere und Urwälder. Entrümpelung der Meere, Binnengewässer und der äusseren Erdatmosphäre.
  • Öffentliche Infrastruktur
    Schulen, Spitäler, Strassen, Brücken, Versorgungssicherheit.


Abrüstung – der vergessene Imperativ

Noch mehr Waffen machen die Welt nicht sicherer, sondern gefährlicher. Doppelte Militärausgaben entziehen anderen existenziellen Bereichen Geld, Intelligenz und politische Aufmerksamkeit. Es droht ein Kontrollverlust über jene Krisen, die unsere Zukunft tatsächlich bedrohen.

Sogar Abrüsten wäre machbar – technisch, wirtschaftlich und politisch. In Zeiten satellitengestützter Überwachung könnten Abrüstungsverträge effizienter kontrolliert werden als je zuvor. Doch es fehlt der politische Wille. Und es fehlt die mediale Debatte.

Jedenfalls kann sich die Welt eine weitere Aufrüstungsspirale nicht leisten. Sie braucht Vertrauen, Diplomatie – und Medien, die kritische Fragen stellen, statt Kriegsparolen zu wiederholen.

_____________
*Anfänglich waren hier nur zwei Wege aufgezeigt. Die Möglichkeit der Finanzierung mit höheren Steuern fehlte.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
➔ Solche Artikel sind nur dank Ihren SPENDEN möglich. Spenden an unsere Stiftung können Sie bei den Steuern abziehen.

Mit Twint oder Bank-App auch gleich hier:



_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Kalter_Krieg

Der Kalte Krieg bricht wieder aus

Die Grossmächte setzen bei ihrer Machtpolitik vermehrt wieder aufs Militär und gegenseitige Verleumdungen.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

25 Meinungen

  • am 8.06.2025 um 09:30 Uhr
    Permalink

    In allem einverstanden.

    Ausser der Einleitung: Kaum jemand hinterfragt die Priorität.
    Meine Wahrnehmung ist eine andere: Ich kenne nahezu niemanden, der den aktuellen Rüstungswahn unterstützt oder notwendig findet. Ich habe nach meiner Meinung ein sehr vielfältiges Umfeld. Trotzdem gibt es eigentlich niemanden.
    Es ist wohl viel eher so, dass es wie bei vielen anderen Themen einfach eine durch und durch «verlobbyisierte» Politik ist. In Schurkenstaaten würde man von Korruption sprechen. Im Wertewesten verdienen halt schlicht viele mit und die Töpfe in die man reingreifen kann sind gigantisch. Ähnliche Vorgänge wie Ende des 19. Jhdts. Nur dass das Risiko diesmal deutlich grösser ist. Deshalb blicke ich sorgenvoll in die Zukunft weil eines ist klar: Mehr Waffen haben noch nie mehr Frieden geschaffen. Sondern nur mehr Leid. Wir verwenden dermassen viel Energie in die destruktive Gedanken, kein Wunder kann unsere Welt nicht friedlich sein.

  • am 8.06.2025 um 12:08 Uhr
    Permalink

    Sehr weiser, aufschlussreicher, einleuchtender Artikel, der allen zu denken geben sollte! 17% der Infosperber-Leserschaft hält ihn aber enttäuschenderweise als nicht nützlich.
    Zu der Stelle im Artikel «Es ist wahrscheinlicher, dass eine grosse Finanz- und Wirtschaftskrise die Demokratien in den Abgrund fährt, als dass Russland einen Natostaat oder die Schweiz konventionell angreift» möchte ich lediglich «berichtigen»:
    Es ist 100% sicher, dass …
    Von Russland droht doch überhaupt keine Gefahr. Um zu diesem eindeutigen Schluss zu kommen, muss man allerdings über das leider nur mit Kopfschütteln zu betrachtende Weltgeschehen, insbesondere den Aufrüstungswahn, gut informiert sein.
    Eher würde ich heute eine zukünftige Gefahr seitens der deutschen Kavallerie sehen, die ja wie einmal fast schon in die Schweiz einrücken wollte.

  • am 8.06.2025 um 13:02 Uhr
    Permalink

    Es profitieren immer noch zu viele Politiker von der Aufrüstung. Selbst die Grünen und die SP wollen die Ukraine aufrüsten. Die GSOA hat leider durch ihre Nähe zu Grünen und SP jegliche Glaubwürdigkeit verloren oder nie gehabt. Sag ich, als Linker Proletarier.

    Warum ist eigentlich Costa Rica in der Schweiz nie ein Thema?

    Costa Rica konnte nach ihrem Bürgerkrieg 1948 die Armee abschaffen und es gibt Costa Rica immer noch. Warum gelte ich bei Schweizer Experten als Naiv, wenn ich gegen die Armee bin und ich war mal dabei. Professionell ist die Schweizer Armee keineswegs und nicht geübt im Verbund. Erst recht nicht Skandalfrei.
    Übrigens im Wikipedia Eintrag von José Figueres Ferrer (Präsident ab 1948) steht, dass sich die Armee während dem Bürgerkrieg in Costa Rica neutral verhielt. Eine glatte Lüge.

    1918 hat die Schweizer Armee beim Landesgeneralstreik, drei Streikende erschossen. Wäre für die Abschaffung ein guter Grund gewesen.

    Zeit für ein Costa Rica zwei Punkt null.

    • am 9.06.2025 um 07:31 Uhr
      Permalink

      Als Grüner kritisiere ich die Grünenpolitik gegenüber der Ukraine. Ich erachte die als naiv. Der Westen lieferte nur scheibchenweise Waffen in die Ukraine. Hätte er seinen Auftrag richtig ausgeführt wären die Russen schon längst wieder zuhause. Die jetzige Aufrüstung kostet einiges mehr. Verwerfliche Taktik.

      • am 9.06.2025 um 19:40 Uhr
        Permalink

        Was hat das mit der Abschaffung der Schweizer Armee und Costa Rica zu tun? Versteh ich nicht.

        Kleiner Geschichtsausflug zum ihren Themen; Russenphobie, Taktik, Verwerflich und Naiv.
        Im Februar 1945, Konferenz von Jalta, verlangten die USA den Kriegseintritt der UdSSR gegen Japan, 3 Monate nach der deutschen Kapitulation. Am 8. August 1945 erklärte die UdSSR Japan den Krieg, genau drei Monate nach der Kapitulation.
        Die USA hofften, dass die Rote Armee genauso schmerzhafte Verluste gegen die Japaner erleidet, wie die USA. Die sowjetische Invasion der Mandschurei war extrem schnell und überwältigte die japanische Kwantung-Armee. Sie eroberten Südsachalin und die Kurilen, während sie gleichzeitig in Nordkorea vorrückten. Japanische Truppen leisteten teils heftigen Widerstand, aber die Rote Armee gewann innerhalb drei Wochen die Kontrolle.
        Die USA bekam Panik und zündeten die zwei Atombomben, um zu verhindern, dass Japan sowjetisch wird. Fazit: Unterschätze nie Russland.

  • am 8.06.2025 um 13:02 Uhr
    Permalink

    Vor Jahren wars Corona, jetzt der Feind aus Russland, und was als Nächstes? Politik und insbesondere meinungsbildende Medien springen wieder auf. Und wer hinterfragt, wird mit Sicherheit offiziell zum Staatsfeind erklärt werden.

  • am 8.06.2025 um 13:54 Uhr
    Permalink

    Es sind Psychopathen, die ihre Bevölkerungen ins Unglück stürzen wollen….
    Eine Gesellschaft, die sich systematisch weigert, zu erkennen, dass ihr physisches Überleben unmittelbar in Frage steht, und die keinen Schritt zu ihrer Rettung unternimmt, kann nicht als psychisch gesund bezeichnet werde

  • am 8.06.2025 um 14:41 Uhr
    Permalink

    Für den DDR-Bürger gehörten Begriffe wie «Frieden», «Abrüstungsgespräche», «friedliche Koexistenz», «Völkerfreundschaft», «KSZE», «nie wieder Krieg» usw. zum täglichen Sprachgebrauch (dabei bleibt unbestritten, dass damit auch eine propagandistische Funktion verbunden war). Heute habe ich den Eindruck, dass diese Wörter auf dem Index stehen und in den geistigen Kammern der staatlichen Inquisition verschwunden sind. Wenn man sie von ihrem ideologischen Ballast befreit, dann sind sie im Kantschen Sinne allgemeingültig. Die Regierung und die Medien in Deutschland dahingegen scheuen sie wie der Teufel das Weihwasser. Das Aufrüsten ist insofern nicht nur «kurzsichtig und birgt erhebliche Risiken», wie Gasche schreibt, denn immer mehr Waffen bringen niemals Frieden, sondern befördert auch die niederen Instinkte der Menschen. Denn wozu dienen Waffen? Andersdenkende zu töten und die eigenen Macht- und Profitinteressen durchzusetzen. Die Mächtigen kommen dabei am wenigsten zu Schaden.

  • am 8.06.2025 um 15:06 Uhr
    Permalink

    Das BIP der Schweiz beträgt knapp 900 Mia CHF, die Ausgaben des Bundes betragen rund 90 Mia CHF/a. Wollte man die 5%-Forderung erfüllen, müsste demnach die Hälfte der Bundesausgaben in die Verteidigung fliessen, bei Erfüllen der 2%-Forderung immer noch rund 20%. Pro Memoria: 1990, also vor der Reduktion der Militärausgaben, betrug der Anteil dieser am Gesamthaushalt 8%. Mir scheint, hier haben einige Politiker Probleme mit Rechnen. Bereits der Dreisatz übersteigt ihre mathematische Kompetenz. Solche Politiker kann man nicht ernst nehmen. Kommt hinzu: Bevor Geld gefordert wird, sollte klar sein wofür. Ein aktuelles sicherheitspolitisches Konzept wäre eine unverzichtbare Grundlage. Diese fehlt, konzeptionell beruht unsere Sicherheitspolitik auf Grundlagen aus den 90er-Jahren. Stattdessen wird in der grossen Kakophonie alles mögliche herumgeboten von Cyber-Abwehr über 3 Panzerdivisionen (wo werden sie eingesetzt, auf dem Rütli?) bis zu mehr Munition. Herr, schmeiss Hirn herunter!

  • am 8.06.2025 um 16:09 Uhr
    Permalink

    Hätten die Verantwortlichen im Westen mehr Rückgrat gehabt, hätten sie der Ukraine nicht nur scheibchenweise Waffen geliefert. Die Russen wären schon lange wieder zuhause. Die jetzige Aufrüstung kostet eniges mehr. Komplett-Versagen auf ganzer Linie. Oder war es Absicht ud Taktik um den Rüstungskonzerne wieder Aufträge zu erteilen ?

    • am 9.06.2025 um 07:29 Uhr
      Permalink

      Zu denken die Ukrainer könnten die Russen schlagen ist Wahnsinn. Der gleiche Denkfehler wie vor über 80 Jahren. Gamechanger waren schon immer die Russen. Blitzkrieg Taktik? Deutsche durften keine Panzerschulen führen und wurden in Russland ausgebildet. T-34 und KV-1 Panzer waren den deutschen Panzer weit überlegen. Der Tiger, wie die heutigen NATO Panzer, viel zu schwer, Wartungsintensiv und technisch nicht ausgereift. Stand der Tiger schräg im Feld vermochte er nicht mal den Turm drehen. Russland hat Leopard 2A6 als Ausstellungsstücke, da die Ukrainer den Leo im Morast stecken lassen mussten. Bei meinem Dienst war mir der Pz68 lieber, als der Leo. Museumstag in Full, CH-Leo fährt zusammen mit einem T-72 Runden in einer Kiesgrube. Während der T-72 den ganzen Tag fährt, macht der Leo am Mittag schlapp. Damals wie heute ist nur die westliche Propaganda gut und das Russische Material besser.

    • am 9.06.2025 um 15:26 Uhr
      Permalink

      Nein, Herr Basler, die westlichen Politiker waren zu blöd, diesen Krieg zu verhindern. Sie haben sicherlich von der NATO-Osterweiterung gehört, und das war einer der Gründe, die Putin in die Ukraine einmarschieren ließ. Alle Welt weiß, dass es sich um einen Stellvertreterkrieg handelt, der auf dem Rücken der ukrainischen Bevölkerung ausgetragen wird. Hier die kolportierte Aussage eines US-Democrats: «Wir führen den Krieg gegen Russland bis zum letzten Ukrainer!»

      • am 10.06.2025 um 11:14 Uhr
        Permalink

        Ich schreibe von der momentanen Sitation. Vorher leistete sich der Westen zu viel. Deshalb haben Sie sehr recht. Stichworte : Putsch, Nuland, Aufrüstung , Ukraine. Ob der Westen zu blöd oder zu naiv war weiss ich nicht.

    • am 10.06.2025 um 11:02 Uhr
      Permalink

      zit.(«….Wenn die Verantwortlichen im Westen …….») NEIN ! wenn sie mehr Verantwortungsbewußtsein gehabt hätten, vor allem Deutschland, dann hätten sie der der Ukraien klipp und klar erklärt :Wenn ihr glaubt ,eure Probleme mit Waffen lösen zu können, dann tut es – aber OHNE UNS. Was SIE propagieren ist jene Hybris, die uns Deutschen schon einmal zum Verhängnis geworden ist und uns ein Drittel unseres Staatsgebietes gekostet hat – von den anderen Komponenten dieses Dramas mal ganz abgesehen.

  • am 8.06.2025 um 17:05 Uhr
    Permalink

    arte magazin Frank Lassak März 2025: «Schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts gelten die USA weltweit als Waffenproduzent Nummer eins –auch weil das Land seither fast ununterbrochen Kriege geführt beziehungsweise militärisch interveniert hat…der militärisch-­industrielle Komplex (MIK): eine Verschränkung von Rüstungsfirmen, Politik und Militär, ausgerichtet auf Entwicklung und Produktion technologisch überlegener Waffen…. Jede US-Regierung, ob republikanisch oder demokratisch, handelt im Sinne des MIK, …. die wirtschaftliche Stabilität des Landes zu gewährleisten und andererseits den globalen sicherheits- und machtpolitischen Anforderungen gewachsen zu sein…»
    Könnte wohl theoretisch möglich sein, dass Rüstungskonzerne, Politik und Militär die tatsächliche Macht in den USA haben. Und erkannt haben könnten, je mehr Geld die europäischen Nato-Staaten für US-Waffensysteme ausgeben müssen, desto abhängiger werden die Europäer und mächtiger die «MIK».
    Gunther Kropp, Basel

  • am 8.06.2025 um 18:20 Uhr
    Permalink

    Es ist nicht zu fassen, mit welcher Gleichgültigkeit die europäische Bevölkerung diesen Rüstungswahnsinn nicht nur hinnimmt, sondern sogar für richtig hält – obwohl wahrscheinlich alle in ihrer privaten Haushaltsführung durchaus eine korrekte Vorstellung von «Zahlungsbilanz» haben. Es ist an der Zeit, über zivilen Ungehorsam im Sinne der demokratischen Verfassungen nachzudenken, doch hat man dieses Denken durch Rüstungspropaganda praktisch neutralisiert. Ich kann daher nur erneut die Internationale der Gewerkschaften zum Kampf aufrufen. Bestreikt die Rüstungskonzerne!
    Doch vergessen wir nicht, wieviele Menschen genau dort ihr Geld verdienen! Werden sie einem Aufruf zum Generalstreik folgen ?Ich fürchte «NEIN». Erst eine Katastrophe in Verbindung mit einer charismatischen Führung wird es ändern. Nur : woher diese Führung nehmen? Es gab «FFF» -aber deren Leitgedanke war für viele viel zu fern, zu abstrakt. Aber : «All Days against Wapons» – wenn die Jugend sich besinnen würde…!

    • am 9.06.2025 um 15:39 Uhr
      Permalink

      Kein Mitarbeiter einer Waffenschmiede wird seinen Betrieb bestreiken – jeder wusste ja vorher, dass er Waffen oder Munition herstellt. Um einen Krieg zu verhindern, müsste man in Deutschland mit dem Taurus-Kanzler (CDU) anfangen, Röttgen und Kiesewetter (beide auch CDU), Hofreiter (Grüne), Flak-Zimmermann (FDP), und mit Pistorius (SPD), der gerade seine erste Brigade an die Ostfront vorschob, sollte man nicht enden, denn da gibt’s noch eine ganze Anzahl ‹kleinerer Lichter›, die an der Rüstungsindustrie verdienen.

      • am 10.06.2025 um 10:47 Uhr
        Permalink

        zit.(«…kein Mitarbeiter…») – wie schon gesagt :DAS fürchte ich auch, jedenfalls solange die sich hinter gewissen Unschuldsgedanken flüchten können. ABER : Menschen können ja auch einsichtig werden, ggf. auch ohne Katastrophe-
        Zu den von Ihnen genannten Personen :von DENEN können wir offensichtlich keine Strategieänderung erwarten. Besonders aufmerksam sollte man den deutschen Verteidigungsminister beobachten. Der war als ndrs.Innenminister ein ganz vernünftiger Mann und schien das auch unmittelbar nach Amtsantritt als Vert.Minister noch zu sein. Doch dann flog er in die USA – und als er zurückkam war seine Sprache «kriegstüchtig».Jedenfalls seher ich das so.Mich beschleicht das Gefühl, daß der Mann ziemlich bedenkenlos «auf die Pampe haut» – vor allem um sich zu profilieren. Gewiß : von einem Verteidigungsminister wird man nicht gerade die totale ABRÜSTUNG erwarten – aber die TOTALE AUFRÜSTUNG (>5%) sollten wir nicht akzeptieren, denn das ist völliger Unsinn.

  • am 8.06.2025 um 23:13 Uhr
    Permalink

    „Es ist wahrscheinlicher, dass eine grosse Finanz- und Wirtschaftskrise die Demokratien in den Abgrund fährt, als dass Russland einen Natostaat oder die Schweiz konventionell angreift.“ Tatsächlich wird aber landauf und landab und Europaweit mit Vehemenz das Gegenteil gepredigt. Bevölkerungen, Parlamente und Regierungen können oder wollen sich der Gehirnwäsche kaum entziehen.

    • am 9.06.2025 um 13:32 Uhr
      Permalink

      Bin gleicher Meinung wie sie Frau Obrist. Mit dem Rest der Artikels bin in völlig einverstanden.

      Ein grosser Dank geht an U.P. Gasche, dass er dieses Thema so fundiert zur Sprache bringt.

      Was könnte man mit den 800 Milliarden (Tendenz wohl steigend), welche Europa jährlich in die Hochrüstung investieren will, Sinnvolles und Gutes tun? Z.B. Not lindern nicht Not schaffen etc.
      Es ist wirklich der grösste Blödsinn, so viel Geld in Waffen und anderes Tötungsmaterial zu «investieren».

      Nun noch was Ketzerisches:
      Als unser Bundesrat sich für die Corona-Impfung stark macht, fragte mich ein junges Mädchen: «Hat denn der Bundesrat auch Aktien bei der betreffenden Pharma-Industrie?»
      Desgleichen könnte man heute fragen, haben diverse Politiker/innen ihre doch recht ansehnlichen Gehälter und Nebeneinkünfte ev. in Rüstungs-Aktien angelegt?

      Wie und dass die ganze Angelegenheit viele Leute bewegt, zeigen die Reaktionen beI Infosperber.

  • am 9.06.2025 um 03:15 Uhr
    Permalink

    Die Schweiz ist stolz, eine direkte Demokratie zu sein. Tatsächlich darf sich die Bevölkerung über mehrere, eher belanglose Themen äussern. Aber über wichtige Themen, die die CH-Bevölkerung interessieren und prägen, kann sie sich an der Urne nicht äussern: militärische Ausgaben, Zusammenarbeit mit der Nato, Kampfflugzeugstyp, Sanktionen usw. Alles Fragen, die erst Dank Initiativen vors Volk kommen können – und auch dann nicht immer. Man denke an die Initiative gegen den F-35, die rasch hätte vors Volk kommen können, aber der Bundesrat beeilte sich, die Verträge zu unterschreiben, bevor sich das Volk dazu äussern konnte. Also, auch bei uns bröckelt die Demokratie!

  • am 9.06.2025 um 07:54 Uhr
    Permalink

    Danke für den Artikel und die Kommentare! Null ist selten eine gute Lösung, aber Intransparenz sorgt auch nicht für eine ausgewogene Lösung. Und die Transparenz in der CH Politik ist leider fast Null! Hier sollte das Ziel aber möglichst bei 100% sein.

  • am 9.06.2025 um 12:18 Uhr
    Permalink

    Um Ausgaben für die Rüstung zu rechtfertigen, bzw. keine Kritik aufkommen zu lassen, braucht es Feindbilder und Narrative, die von den Medien bedient werden. Medien, die nicht frei sind, sondern von der Wirtschaft und Politik abhängen. Diese Narrative werden so lange wiederholt, bis sie zur augenscheinlichen Wahrheit werden und helfen einen Krieg herbeizureden: siehe Irak, Afghanistan etc. Dann wird nach den 10 Regeln der Propaganda gehandelt und kommuniziert:
    1. Wir wollten den Krieg nicht
    2. Der Gegner ist allein verantwortlich für den Krieg
    3. Der Führer des gegnerischen Lagers ist ein Teufel
    4. Wir verteidigen eine gute Sache und keine Sonderinteressen
    5. Der Feind begeht Gräueltaten und wir keine
    6. Der Feind benutzt unzulässige Waffen
    7. Wir erleiden nur geringe Verluste, diejenigen des Feindes sind riesig
    8. Künstler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache
    9. Unser Anliegen hat etwas Heiliges
    10. Wer unsere Informationen in Frage stellt, unterstützt den Feind und ist ein

    • am 10.06.2025 um 07:45 Uhr
      Permalink

      Und funktioniert auch 100 Jahre später noch einwandfrei. Wohl schon viel länger.

      Der Nächste Schritt dürfte dann sein: Gold gab ich für Eisen!

  • am 10.06.2025 um 09:29 Uhr
    Permalink

    Wenn ich ein Problem habe, muss ich mir zuerst überlegen, wie ich es lösen kann und was es dazu materiell braucht. Erst danach kommt die Frage nach den Kosten. Bei der Armee streitet man über die Kosten, bevor man festgelegt hat, wie man das Problem lösen will. Klingt theoretisch, ich weiss. Aber bevor sich die Armeeführung nicht konkret dazu äussert, wie man sich im Ernstfall verteidigen will und vor allem mit welchen Mitteln, erst dann können die Kosten für die Beschaffung definiert werden. Mehrere Politiker haben sich schon in diesem Sinne geäussert. Zumindest eine grobe Verteidigungsstrategie (keine geheimen Details) fehlt offensichtlich. Panzer oder Drohnen? Cyberabwehr oder Artillerie? Da muss auch der Stimmbürger etwas mehr wissen, bevor er über Milliarden abstimmen soll.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...