Familienplanung Afrika

Ist Hilfe zur Familienplanung in Afrika «kolonialistisch-rassistisch»? © barbadostoday

WoZ beschimpft rufschädigend, ohne dies zu begründen

Urs P. Gasche /  Ecopop äussere sich «kolonialistisch-rassistisch», verbreitet die WoZ. Auf dem Spiel steht das Menschenrecht auf Familienplanung.

Überschrieben war der WoZ-Artikel mit «Ökofaschismus». Die Zeitung zitierte zwei Experten unter Pseudonymen, die davor warnen, dass die Klimakrise einem neuen Faschismus den Boden bereiten könnte. 

Die WoZ schreibt dann als Beispiel, dass die SVP neuerdings mit dem Slogan werbe, die «Zuwanderung zu stoppen, sei eine Frage des Umweltschutzes». Und dann folgt die Beschimpfung: Für ihre geplante Nachhaltigkeitsinitiative erhalte die SVP «Unterstützung durch den kolonialistisch-rassistisch argumentierenden Verein Ecopop, wie Recherchen der ‹NZZ am Sonntag› zeigen».

Hier sind schon mal zwei Dinge falsch: 

  1. Die SVP hat nie verlangt, die Zuwanderung sei zu «stoppen», sondern sie fordert, sie zu reduzieren. Im Jahr 2014 hatte die SVP die Volksinitiative der Ecopop sogar abgelehnt, welche die Zunahme der Wohnbevölkerung nicht stoppen, jedoch auf 0,2 Prozent pro Jahr begrenzen wollte.
  2. Die NZZ am Sonntag hat nicht geschrieben, der Verein Ecopop sei kolonialistisch-rassistisch oder er äussere sich so. Vielmehr schrieb die Zeitung, dass die SVP Zahlen des Bundesamts für Statistik übernahm, welche ein Doktorand aufbereitet hatte und der Ecopop, der SVP sowie etlichen Parlamentariern zur Verfügung stellte. Der Doktorand habe «Dinge gesagt», zitiert die NZZ am Sonntag einen Jungfreisinnigen, «die schon fast in Richtung Öko-Faschismus gingen».

Zum schwerwiegenden Vorwurf an den Verein Ecopop, er verbreite «kolonialistisch-rassistisches» Gedankengut, gab die WoZ der Ecopop keine Gelegenheit zur Stellungnahme.

Auch wenn die WoZ mit den Forderungen des «Vereins Umwelt und Bevölkerung» Ecopop nicht einverstanden ist, darf sie dem Verein nur «kolonialistisch-rassistische» Äusserungen vorwerfen, wenn sie diese Äusserungen belegen kann. 

Fragen an die WoZ und Antworten der WoZ

Zur Verunglimpfung von Ecopop stellte Infosperber der Autorin des WoZ-Artikels und der WoZ-Redaktionsleitung folgende Fragen und erhielt folgende Antworten:

Frage:  Ist der Vorwurf an die Ecopop, sie äussere sich kolonialistisch-rassistisch, nach Ansicht der WoZ rufschädigend und ehrverletzend?

WoZ: Keine Antwort.

Macht es nach Ansicht der WoZ rechtlich einen Unterschied, ob einer Person vorgeworfen wird, sie sei kolonialistisch-rassistisch, oder ob ihr vorgeworfen wird, sie argumentiere kolonialistisch-rassistisch?

WoZ: Keine Antwort

Warum gaben Sie Ecopop keine Gelegenheit, zu diesem schweren Vorwurf Stellung zu nehmen?

WoZ: Ich habe nicht geschrieben, der Verein sei kolonialistisch-rassistisch,
sondern er argumentiere so. Da es sich beim Text um eine Buchbesprechung
handelt, sehe ich keinen Anlass, aufgrund eines Halbsatzes, der auf eine
Recherche der NZZaS verweist, bei Ecopop um eine Stellungnahme
nachzusuchen.

Ist die WoZ der Ansicht, es sei nicht erforderlich, für eine solche rufschädigende und ehrverletzende Äusserung den Nachweis zu erbringen, dass sie den Tatsachen entspricht?

WoZ: Keine Antwort

Hat die WoZ Belege von Äusserungen der Ecopop in den letzten fünf Jahren, die «kolonialistisch-rassistisch» sind?

WoZ: Keine Antwort

Betrachtet es die WoZ als «kolonialistisch-rassistisch», dass die
Ecopop-Initiative, über die 2014 abgestimmt wurde, verlangte, der Bund
müsse «mindestens 10 Prozent seiner in die internationale
Entwicklungszusammenarbeit fliessenden Mittel in Massnahmen zur Förderung der freiwilligen Familienplanung investieren»?

WoZ: Keine Antwort

Falls ja: Wäre es ebenfalls «kolonialistisch-rassistisch», wenn eine
Initiative beispielsweise verlangen würde, der Bund müsse mindestens 10
Prozent der gleichen Mittel in Massnahmen zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern investieren? Oder gegen die Diskriminierung von
Glaubensgemeinschaften? Oder zur Bekämpfung des Hungers?

WoZ: Keine Antwort

Sind das Recht auf Familienplanung, das Recht auf Glaubensfreiheit oder
das Recht auf Nahrung Menschenrechte, die es zu fördern gilt?

WoZ: Keine Antwort


Offensichtlich wollte sich die WoZ-Redaktion weder auf eine materielle Diskussion noch eine persönlichkeitsrechtliche einlassen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

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4 Meinungen

  • am 15.03.2023 um 11:32 Uhr
    Permalink

    Danke für diesen Artikel, Herr Gasche. Sie stellen die richtigen Fragen. Der WoZ-Artikel ist uns natürlich auch sauer aufgestossen. ECOPOP setzt sich seit mehr als 50 Jahren für die Selbstbestimmung der Frauen und ihre reproduktiven Rechte ein. Ich habe die WoZ-Autorin gebeten, uns eine einzige (!) Textstelle zu senden, in welcher ECOPOP kolonialistisch oder rassistisch argumentierte. Ich kann Ihnen garantieren, sie wird keine finden! Wir erwarten, dass wir in der WoZ Raum für eine Gegendarstellung erhalten. Sonst wenden wir uns an den Presserat. Von diesem wurden wir in der Vergangenheit jedoch schon oft enttäuscht. Behauptungen mit Quellen zu hinterlegen wird auch vom Presserat offenbar nicht mehr als nötig erachtet. Qualitätsjournalismus , auf welchen ja gerade die WoZ so wert legt, wird so zur Farce! Wir warten nun gespannt auf die Rechtfertigung der WoZ-Autorin, welche diesen Monat in den Ferien weilt. Zeit genug, um noch in den ECOPOP-Archiven zu stöbern!
    A. Thommen, GS ECOPOP

    • am 16.03.2023 um 00:39 Uhr
      Permalink

      Hoffentlich gewährt die WOZ die Gegendarstellung und rettet so gegenüber ihrer Leseschaft mindestens halbwegs diese Entgleisung. Denn wenn die Angelegenheit dem Presserat übergeben wird, dürfte unsere Bevölkerung um mindestens 50’000 weitere Menschen zugenommen haben, bis ein Entscheid eintrifft: Auf meine im Juli vor einem Jahr gegen die La Liberté eingereichte Beschwerde habe ich bis heute keinen Entscheid, letzte Woche wurde mir die im September (!) verfasste Stellungnahme der Gegenpartei zugestellt…

  • am 15.03.2023 um 12:53 Uhr
    Permalink

    Danke Herr Gasche für Ihr Klarstellung. Die WOZ entlarvt sich gleich selber.

  • am 15.03.2023 um 16:33 Uhr
    Permalink

    Jede Menschin und jeder Mensch hat das Recht als erwünschtes Kind geboren zu werden. Insbesondere haben alle Frauen das Recht nur wirklich erwünscht schwanger zu werden. Da gäbe es noch viel aufzuklären und in Verhütung zu investieren, ohne dass jemand gleich Rassismusverdacht hegt.

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