Sperberauge

Roger Blum hielt den Finger in den Wind

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

Urs P. Gasche /  Der SRG-Ombudsmann behauptet, die Medien der SRG würden «die SVP kritischer beäugen als andere Parteien». Ohne dies nachzuweisen.

Weder seine qualitative Aussage, die Informationssendungen von SRF würden die SVP kritischer angehen als andere Parteien, noch seine quantitative Aussage, andere Parteien stünden weniger im Fokus der öffentlich-rechtlichen Sender, konnte Roger Blum auf Anfrage von Infosperber belegen.
Der Ombudsmann antwortete Infosperber wie folgt:
«Meine Aussagen und die Empfehlung stützen sich auf die Beobachtung, die ich als Ombudsmann machen kann: Ich muss immer wieder Sendungen behandeln, in denen Parteien im Fokus stehen. Den Aufwand von quantitativen Analysen kann ich leider nicht leisten. Ich bin ein ‹Einmannbetrieb›. Angesichts von bereits 690 Beanstandungen allein im Jahr 2017, die in mehr als 120 Schlussberichte mündeten, liegt zeitlich nicht noch Forschung drin. Wenn aber meine Kolleginnen und Kollegen der Universitäten Zürich, Bern, Freiburg, St. Gallen, Lugano, Neuenburg oder Genf sowie der Fachhochschulen Winterthur oder Chur solche Forschung betreiben würden, würde ich sie noch so gerne für meine Schlussberichte nutzen.»
Fazit: Seriöse Belege für die Behauptungen Blums gibt es keine. Da von der gut organisierten SVP-Seite besonders viele Beanstandungen eingehen und beispielsweise von der SP oder den Grünen praktisch keine, kann bei Blum der subjektive Eindruck entstehen, die SVP stehe mehr und kritischer im Fokus der Informationssendungen.

Daraus aber öffentlich Schlüsse zu ziehen und Empfehlungen an «alle Redaktionen von SRF» zu formulieren, heisst nichts anderes, als aus dem Bauch heraus zu urteilen.

«Nichts falsch gemacht»
Aber jetzt kurz der Reihe nach.

«Ich beanstande an der Rundschau, dass einmal mehr die SVP im Fokus stand, so wie beinahe jede Woche im negativen Fokus. Nach Mörgeli, Brunner, Glarner, Schwander, Reimann, wieder Schwander, ausschliesslich rechte Wählerschaft, Ulrich Schlüer, Walter Frey stand in dieser Sendung nun die gesamte Schweizerische SVP im negativen Fokus.» So begründete eine Fernsehzuschauerin ihre Beanstandung beim SRG-Ombudsmann.
Es ging um den Rundschau-Beitrag vom 22.3.2017 über die SVP, die sich von ihren Wählern entferne, mit anschliessend Präsident Albert Rösti im Studio.
Ombudsmann Roger Blum kam zum Schluss, dass die Rundschau-Redaktion «auf die konkrete Sendung bezogen nichts falsch gemacht» habe. Sie habe alles gut dokumentiert.
«Verständnis für generelle Kritik»

Der frühere Medienprofessor zeigte aber in seinem Schlussbericht «Verständnis für Ihre generelle Kritik»: Es treffe zu, dass die SVP von den Medien kritischer beäugt wird als die andern Parteien». Dies sei zwar verständlich, weil die SVP selber «viel Lärm» mache und sich «zugleich als Regierungs- und Oppositionspartei» betätige, was das Interesse der Medien wecke. Drittens seien «die wenigsten Journalistinnen und Journalisten SVP-Sympathisanten».
Daraus leitete Blum folgende Empfehlung an alle SRF-Redaktionen ab:
«Andere Parteien müssten durchaus noch öfter im Fokus sein. Dies im Hinterkopf zu behalten, möchte ich allen Redaktionen von SRF empfehlen.» (Fette Auszeichnung durch Roger Blum)
Hier ist anzumerken: Auch FDP, CVP und SP betätigen sich zugleich als Regierungs- und Oppositionspartei. Auch FDP-, CVP- und SP-Exponenten verursachen häufig viel Lärm, um Medienpräsenz zu erlangen. Und schliesslich sympathisieren wohl die wenigsten Journalistinnen und Journalisten mit einer bestimmten Partei, sei es die FDP, die CVP, BDP, Grünliberalen oder die SP. Auch gerade deshalb sind die meisten wohl Journalistinnen und Journalisten geworden.
Periodische, unabhängige Analysen darüber, wie SRF über die grossen und mittleren Parteien berichtet, wären für die öffentliche Diskussion bestimmt nützlich und interessant. In diesem Sinn ist der Appell von Roger Blum an seine «Kolleginnen und Kollegen der Universitäten Zürich, Bern, Freiburg, St. Gallen, Lugano, Neuenburg oder Genf sowie der Fachhochschulen Winterthur oder Chur» zu unterstützen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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12 Meinungen

  • am 28.08.2017 um 07:15 Uhr
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    Wer das SVP-Bashing der SRG noch nicht wirklich bemerkt hat, muss blind und taub sein oder einfach ideologisch verblendet. Gasche, schau nur mal die Kabarett-Sendungen durch!

  • am 28.08.2017 um 12:02 Uhr
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    Ich bin ein FDP-Wähler, dies vorab. Und als solcher leide ich natürlich auch an der überkritischen Berichterstattung, wenn es um die Liberalen geht.

    Das macht mich jedoch nicht blind gegenüber dem offensichtlichen SVP-Bashing durch die SRG – die Volkspartei wird als rückständig, «rechtsaussen» und ungebildet dargestellt. Demgegenüber müssen die Linken (SP und Grüne) keine Kritik befürchten: Deren Medienmitteilungen und Botschaften passieren ohne jegliche Kritik alle Filter.

    Nun statistische Beweise einzufordern, ist reine Bigotterie – SRF ist fest in der Hand der Linken.

  • am 28.08.2017 um 13:05 Uhr
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    An Alle Kritiker der SVP und auch an Urs. P. Gasche (den ich sonst schätze): Nehmen Sie sich die Zeit, schauen Sie sich die vielleicht 10 letzten Arena-Sendungen vor den Ferien an! Damit sehen Sie deutlich, was alles gegen die SVP an Manipulationen vorgenommen wird, um die SVP schlecht zu machen! Den SVP-Leuten wird mehrheitlich ins Wort gefallen, wenn es kritisch wird, während Linke und Grüne sich ungestört diffamierend gegen die SVP auslassen können, zBsp Exponenten der SP Jaqueline Fehr, oder Nussbaumer u weitere. Ich habe SRF im Zusammenhang mit Arena-Sendungen mehrmals aufgefordert mehr auf Gerechtigkeit, Ausgeglichenheit und Sachlichkeit zu achten, jedoch ohne erfolg! Seriöse Belege gäbe es wohl, wenn man Sendungen anschaut, in denen Protagonisten von der SVP aufgetreten sind. Die jeweiligen Arena-Kommentare sprechen eine deutliche Sprache, auch, wenn die Redaktion der Arena dies herunterspielt und auf «Wutbürger» zurückführt.

  • am 28.08.2017 um 13:24 Uhr
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    Tatsache ist und bleibt, dass die SVP viel zu viel Medienpräsenz erhält, nicht nur bei der SRG, sondern auch in den Printmedien. Keine andere Partei erhält so viel Aufmerksamkeit. Man schaue sich nur mal die Präsenz von SVP-Hardlinern wie Glarner in der ARENA an, gleich mehrere Male konnte er auf SRG seine Hassbotschaften allein im Jahr 2017 verbreiten. Das ist äusserst fragwürdig und das Gegenteil von SVP-Bashing, nämlich SVP-Werbung.

  • am 28.08.2017 um 14:48 Uhr
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    Alois Amrein: Mengenmässig mag das stimmen, sie ist auch die grösste Partei, was man ihr ja nicht gönnt! Doch um was geht es mehrheitlich in den Medien? Schlechtmachen, jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt, SVP-Leute werden minutiös verfolgt , um sie bei ev. Negativem, auch wenn noch etwas dazu getan wird, zu ertappen, um in die Medien zu zerren, Unterstellungen, Diffamierungen, zBsp.: Glarner könne seine «Hassbotschaften» verbreiten.., was völlig deplaziert ist! Aufnahme von Ängsten in der Bevölkerung, machen andere Parteien aus Prinzip nicht! Man will sich von der SVP abgrenzen, also darf man nicht Ansichten und Meinungen von dieser Partei unterstützen – und das hilft der SVP! Es gibt genügend Beispiele, die das belegen! Aber so ist die Demokratie, jeder/jede darf seine Meinung äussern – aber möglichst ehrlich und sachlich! (Ich bin übrigens bei keiner Partei Mitglied)

  • am 28.08.2017 um 19:24 Uhr
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    @ Willy Brauen: Sie versuchen hier, Glarner reinzuwaschen. Schauen Sie sich mal die Facebook-Seite von A. Glarner an, dann wissen Sie mehr. Er publiziert auch Posts von deutschen Neonazi-Grüppchen, warum wohl? Glarner schürt bewusst Hass, verschiedene seiner Anhänger wurden bereits von Schweizer Gerichten verurteilt. Jedermann darf seine Meinung äussern, aber bitte im Rahmen des Gesetzes. Ehrverletzung, üble Nachrede, Verleumdung, Rassendiskriminierung sind an der Tagesordnung nicht nur bei Glarner, sondern auch bei anderen SVP-Exponenten am rechten Rand. Pikant: Grad kürzlich wurde der Vater von Glarner wegen Rassendiskriminierung verurteilt. https://www.woz.ch/-6831

  • am 29.08.2017 um 01:00 Uhr
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    Herr Alois Amrein: Ich versuche weder jemand «reinzuwaschen» noch jemand zu diffamieren! Wenn Sie mit den Aussagen von Glarner nicht einverstanden sind, können Sie ihn ja anzeigen. Das ist jedem Bürger, jeder Bürgerin sein Recht. Schüren Sie mit den Tiraden gegen Glarner und die SVP nicht auch Hass, gegen diese Partei und ihre Exponenten? Konservative sind, wie das Wort sagt, die, die die Schweiz erhalten (konservieren) wollen wie sie es bisher in etwa war. Andere würden die Schweiz gerne verschachern, billigst verkaufen, oder an eine Schuldeninstitution anbinden usw. Die SVP, leider als einzige Partei, wehrt sich vehement dagegen! Ich hoffe, sie habe Erfolg! Bei diesem schwierigen Unterfangen werde ich, so gut ich kann, die SVP unterstützen – in Verantwortung für unsere Nachkommen!

  • am 29.08.2017 um 01:31 Uhr
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    @ Willy Brauen: Ihre Vermutung ist falsch. Ich starte keine Tiraden gegen Glarner, wie Sie hier völlig abstrus behaupten, ich habe nur Feststellungen gepostet. Glarner seinerseits ist sich ja nicht zu schade, jeden der ihn kritisiert, anzuzeigen. Haben Sie sich inzwischen die Facebook-Seite von Glarner angeschaut und die Neonazi-Posts gesehen, die er seiner Kundschaft feilbietet? Ganz offensichtlich nicht. Ihre Entschuldigung mit Konservativ verfängt nicht, Glarner ist ein ein Rechtsextremer, der Ausländerhass und Intoleranz predigt, wie viele andere in der SVP. Sie bewegen sich in einem Weltbild, das nicht ins 21. Jahrhundert gehört und verschliessen zudem die Augen vor den rechtsextremen Tendenzen in der von Ihnen hochgelobten SVP. Zu Ihrer Information: Es gibt in keiner Partei so viele rechtskräftig verurteilte Politiker wie in der SVP. Glarner ist auch einer von ihnen, unter Dutzenden anderen. Lesen Sie den Artikel in der WOZ: Verbrecherpartei SVP, vielleicht hilft Ihnen das. https://www.woz.ch/-6831, leider nicht auf dem neusten Stand, es sind etliche dazu gekommen. Genau darum sage ich, dass rechtsextreme Exponenten der SVP zuviel Medienecho bekommen, denn wesentliche Facts werden jeweils verschwiegen, so auch bei Glarner, wegen ungetreuer Geschäftsführung vorbestraft.

  • am 29.08.2017 um 21:37 Uhr
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    Fakt ist, dass es viel mehr Beschwerden wegen SVP-Bashing gibt als zu einer anderen Partei. Das ist so.

    Warum ist das so? Herr Blum sagt, weil es eben mehr SVP-Bashing gibt. Und das sieht ja eigentlich auch jeder der TV schaut.

    Herr Gasche meint aber, weil die SVP angeblich so gut organisiert ist und mehr Beschwerden macht. Das ist unmöglich, weil Herr Blum hat ja die organisierten Beschwerden schon rausgerechnet.

    Es handelt sich also um Beschwerden von Einzelpersonen. Jeder SPler und jeder Grüne kann so eine Beschwerde in 3 Minuten einreichen.

    Tun sie aber nicht. Warum? Niemand hindert sie daran, und es braucht dazu keine Super-Organisation und keine Blocher-Millionen.

    SP und Grüne haben einfach keinen Grund für Beschwerden. Ganz einfach. Es kann keinen anderen Grund geben.

  • am 30.08.2017 um 00:46 Uhr
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    @ Serge Raymond: SRF betreibt kein SVP-Bashing, sondern SVP-Werbung, siehe meine früheren Beiträge. Keine Partei erhält so viel Aufmerksamkeit bei SRF wie SVP, ihre rechtsextremen Ableger wie Glarner inklusive. Vergleichen Sie nur mal die Auftritte von SVP-Politikern am äusseren rechten Rand der Partei mit denen von anderen Parteien in der ARENA. Da kommen alle anderen Parteien zu kurz, und manche werden sogar ganz ausgelassen.

  • am 30.08.2017 um 07:26 Uhr
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    Herr Amrein: So abstrus ist meine Feststellung nicht! Sie kennen offenbar jede kleinste, ungünstige Äusserung Glarners. Ich kenne die Biografie von Glarner nicht speziell. Was ich über die Medien bisher erfahren habe, hat mich nicht besonders beunruhigt, weil Ansichten, die ich von ihm gehört habe, nicht als besonders „unanständig“ hätten beurteilt werden können – je nach Sichtweise! Dass er polarisiert, wie das viele, auch Grüne und Linke Politiker und Politikerinnen tun, ist an sich kein Fehler! Zweifellos kann man über Aussagen von Politiker und Politikerinnen, geteilter Meinung sein – das ist auch gut so! Ich habe keine Vorlieben von Parteien, sondern ich erwarte gute Arbeit unserer Volksvertreter! Es ist hinlänglich bekannt, dass die „Gutmenschen“ alles was nach Kritik an der gängigen Willkommenskultur, falscher Asylpolitik, massloser Zuwanderung, Schutz von linken Chaoten usw, aussieht, sofort als Nazi, Ausländer- Fremdenhasser, oder als islamfeindlich, oder sonst irgendwie „Rückständig“ beschimpfen! Äusserst bedenklich! Nach Ihrer Denkweise müssten mehr als 30% der Schweizer Bevölkerung diese negativen „Nazi“-Eigenschaften besitzen? Die WOZ ist natürlich keine Referenz für neutralen und objektiven Journalismus. Aber ich muss gestehen, dass ich diese Zeitung zu wenig kenne. Rückständig sind die, die nichts aus der Geschichte lernen und immer wieder den Einheitsmenschen, den Einheitsstaat, Einheitsverhalten nach kommunistischem Muster, anstreben.

  • am 30.08.2017 um 21:23 Uhr
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    Herr Brauen, ich habe schon weiter oben geschrieben, dass Sie hier A. Glarner reinzuwaschen versuchen. Besuchen Sie endlich seine Seite auf FB, dann wissen Sie mehr. Er macht dort Werbung für deutsche Neozazi-Grüppchen. Dutzende seiner Anhänger wurden von von Schweizer Gerichten schon verurteilt, Beweise vorhanden. Aber das alles ist ja für Sie kein Problem, denn es ist nicht «unanständig». Der Vater von Glarner wurde in diesem Sommer wegen Rassendiskriminierung verurteilt, für Sie natürlich auch kein Problem. Sie sind auf dem rechten Auge blind, aber wen überrascht das bei SVP-Anhängern?

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