Senior Blutdruckmessung

Kann man dem Resultat trauen? Ja, wenn das Gerät validiert ist und die Messung korrekt durchgeführt wird. Bei nichtvalidierten Messgeräten ist es ungewiss, ob der gemessene Blutdruckwert stimmt. © VitalikRadko / Depositphotos

Viele Internetkäufer bestellen die falschen Blutdruckmessgeräte

Martina Frei /  Bei den meistverkauften Messgeräten ist nicht garantiert, dass sie richtig messen. Sie werden medizinisch nicht empfohlen.

Der Blutdruck soll immer mit einem validierten Gerät gemessen werden. Validiert heisst: Das Gerät misst richtig und liefert nicht fälschlicherweise zu hohe oder zu tiefe Werte.

Doch rund acht von zehn Blutdruckmessgeräten, die beim Internetverkäufer «Amazon» unter den Topsellern waren, wurden nicht validiert. Das ergab eine Auswertung der 100 bei «Amazon» meistverkauften Blutdruckmessgeräte. Ab Februar 2020 checkte eine Gruppe von Wissenschaftlern ein Jahr lang im Acht-Wochen-Takt diese Bestseller-Listen in zehn Ländern (darunter Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, Italien, aber nicht die Schweiz). Die Ergebnisse veröffentlichten sie im «Jama», dem Journal der US-amerikanischen Ärztegesellschaft. 

Der Grund für diese Einkäufe dürfte der Preis gewesen sein. Nichtvaliderte Messgeräte waren durchwegs günstiger als validierte: Bei den Oberarm-Messgeräten betrug der Preisunterschied durchschnittlich umgerechnet etwa 30 Franken, bei Geräten, die am Handgelenk messen, rund 20 Franken. Von über 3000 auf dem Markt erhältlichen Blutdruckmessgeräten sind laut der Universität von Tasmanien nicht einmal 15 Prozent validiert worden.

EU-Norm wird nicht befolgt

Der Preisunterschied kann teuer zu stehen kommen. Denn wenn ein Gerät falsch misst, wird die betroffene Person unter Umständen unnötig wegen vermeintlichem Bluthochdruck behandelt – oder aber fälschlicherweise nicht dagegen therapiert, mit entsprechend höherem Risiko für einen Herzinfarkt, Nierenschäden, Schlaganfall und weitere Erkrankungen

Das war den Konsumentinnen und Konsumenten vermutlich nicht bewusst, denn sie bewerteten validierte und nichtvalidierte Geräte gleich gut mit «Sternchen».

Seit 2004 gilt – auch in der Schweiz – eine EU-Norm für Blutdruckmessgeräte. Ihr zufolge sollten diese Medizinprodukte von den Herstellern validiert werden. Die Norm ist jedoch nur eine Empfehlung und keine gesetzliche Vorschrift. Offensichtlich foutieren sich viele Produzenten darum. Das «CE»-Zeichen auf den Produkten garantiert keine zuverlässigen Blutdruck-Resultate. Denn es bürgt nur dafür, dass ein Produkt technisch in Ordnung ist und bei der Herstellung grundlegenden Anforderungen wie Sicherheit und technischen Normen entspricht.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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2 Meinungen

  • am 26.07.2023 um 10:17 Uhr
    Permalink

    1) Ich stelle auch mit geeichten Geräten einen ziemlichen Unterschied fest zwischen verschiedenen hintereinander folgenden Messungen, auch ohne die Position zu ändern.
    2) Ausserdem fnde ich die Oberarmgeräten unangenehmer als die Handgelenkgeräte.
    Folgt aus 1) und 2) vielleicht, dass Handgelenkgeräte durchaus genügen für den Heimgebrauch?
    Wozu überhaupt Oberarmgeräte?
    3) Wie funktioniert überhaupt die Eichung? Gibt es dazu einen «Kunstarm» mit künstlichen Arterien?
    Gibt es irgendwo nähere Infos zu diesen Fragen? Bei den angegebenen Links scheint es eher um eine Art Validierungs-Industrie zu gehen.

  • am 26.07.2023 um 15:01 Uhr
    Permalink

    Interessaner Artikel, aber ein wichtiger Punkt wird dabei nicht beleutet. Es spielt für den Konsumenten keine Rolle, ob ein Gerät zertifziert worden ist oder nicht. Sondern nur, ob es korrekt misst und die Messwerte korrekt ausgibt. Zwar wird angeprangert, dass sehr viele Geräte ohne Zertifizierung gekauft werden. Allerdings wird nicht ausgeführt, ob diese nicht-zertifizierten Geräte auch falsche Messwerte liefern. Wenn 99% der nicht-zertifizierten Geräte ebenfalls korrekte Messwerte liefern, dann fehlt dem Artikel an sich der «Neuigkeitsgehalt». Auch bei zertifizierten Geräten kann es aufgrund eines Mangels («Montagsgerät») dazu führen, dass es falsche Messwerte zurückgibt.

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