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Viele Frühgeburten und hohe Kindersterblichkeit

Urs P. Gasche /  Die höchsten Gesundheitsausgaben der Welt nützen wenig, wenn es zu viele wirtschaftlich und sozial Schwache gibt – wie in den USA.

In den USA kommt es zu 25 Prozent mehr Frühgeburten pro 10’000 Frauen, die ein Kind bekommen, als in anderen industrialisierten Ländern. Zehn von hundert Säuglingen kommen in den Vereinigten Staaten zu früh auf die Welt. In den meisten europäischen Ländern, Kanada und Australien sind es nur 7 bis 9 von hundert Säuglingen.

Von 1981 bis 2006 war die Rate der Frühgeburten in den USA um dreissig Prozent gestiegen, seither nimmt sie dank aufwändiger Bemühungen langsam wieder ab, bleiben aber weiterhin 25 Prozent höher als in Europa.
Allerdings gibt es nach wie vor ethnische Unterschiede bei den Frühgeburtenraten. Im Jahr 2020 war die Frühgeburtenrate bei afroamerikanischen Frauen (14,4 Prozent) etwa 50 Prozent höher als die Frühgeburtenrate bei weissen oder hispanischen Frauen (9,1 Prozent bzw. 9,8 Prozent).

Grosse Zahl von wirtschaftlich und sozial Schwachen

Die Unterschiede sind auf sozio-ökonomische Unterschiede zurückzuführen. Mütter mit Frühgeburten leiden häufig an starkem Übergewicht, Diabetes und hohem Blutdruck. Sie rauchen auch häufiger als andere Frauen. Nikotinsucht sowie diese Krankheitsbilder erhöhen das Risiko von Frühgeburten erheblich. Zu diesem Befund kam ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO im Jahr 2012.

Professor Radek K. Bukowski von der Yale University hat sich auf Frühgeburten spezialisiert. Er bestätigt die wichtigsten Risikofaktoren «Armut, Rauchen, Übergewicht und Diabetes».

Die zunehmende Kluft zwischen Armen und Reichen hat die Zahl der stark Benachteiligten merklich vergrössert. Jeder neunte US-Amerikaner lebt von staatlichen Lebensmittelmarken (Food Stamps). Das sind 38 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. (Quelle: Center on Budget and Policy Priorities)

Diese Kluft ist der Hauptgrund nicht nur für die vielen Frühgeburten in den USA, sondern auch für die im Vergleich zu Europa um 50 Prozent höhere Kindersterblichkeit und die tiefere durchschnittliche Lebenserwartung in den USA.

Die mit Abstand höchsten Gesundheitsausgaben der Welt können die Folgen der Armut nicht wettmachen.

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Siehe


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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4 Meinungen

  • am 11.08.2015 um 12:22 Uhr
    Permalink

    Das US-Modell folgt ab 21:00.

  • am 6.08.2022 um 15:01 Uhr
    Permalink

    Die amerikanische Einstellung erfuhr ich am eigenen Leib, als ich mit einer Verantwortung für ein 5-Millionen Dollar Entwicklungsprojekt es wagte, die mangelnden Voraussetzungen für dieses Projekt zu kritisieren. Mein Argument, Verantwortung ohne Entscheidungsvollmacht sei untragbar, wurde mit einer sofortigen Entlassung und Entzug der U.S-Arbeitsbewilligung beantwortet. Meine Frau und ich mussten die USA innert einer Woche verlassen, ohne auch nur die Rückreise bezahlt zu bekommen. Ein konsultierter Rechtsanwalt sagte lakonisch, «Hire at will, fire at will».

    Die USA folgen dem darwinschen Leitsatz vom Überleben des Tüchtigsten (survival of the fittest). Was dabei unberücksichtigt bleibt: Der letzte Überlebende verhungert oder stirbt erkrankt, da keiner mehr da ist, um ihm zu helfen. Man muss sich wirklich fragen, was die Amerikaner eigentlich unter Demokratie verstehen.

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