Sperberauge

Auch der UBS musste die Aufsichtsbehörde Beine machen

Sperber © Bénédicte Sambo

Red. /  Ungenügende Risikomodelle und Risikokontrollen sowie unzureichende Berechnungen des Risikopotenzials waren Mängel im Jahr 2022.

upg. Die Grossbank UBS, die sich jetzt die Credit Suisse einverleiben kann, ist in der Risikokultur keine Musterbank. Die Aufsichtsbehörde Finma deckte im Jahr 2022 gravierende Schwachstellen auf und ordnete Massnahmen an: «Die Wirksamkeit der eingeleiteten Massnahmen wird weiterhin ein Schwerpunkt der Aufsicht bleiben», schreibt die Finma in ihrem Jahresbericht 2022.

Wenn man berücksichtigt, dass die Aufsichtsbehörde auf keinen Fall dazu beitragen darf, dass das Vertrauen der Kunden in die UBS Schaden nimmt, erscheint folgender Auszug aus dem Jahresbericht 2022 bezüglich der Eigenverantwortung der UBS als ziemlich happig:

«In der Aufsicht über die Grossbanken blieben auch 2022 die Aufarbeitung der hohen finanziellen Verluste, die sich 2021 aus der Kundenbeziehung mit dem US-basierten Family Office Archegos Capital Management ergeben hatten.

Bei der UBS hat eine unabhängige Untersuchung durch einen Prüfbeauftragten die Erkenntnisse der Finma aus den eigenen Aufsichtsarbeiten bestätigt. So zeigten sich bei der UBS grosse Schwächen im Bereich Risikomanagement und Risikokontrolle. 

Die UBS ging bewusst eine Geschäftsbeziehung mit einem intransparenten Kunden mit zweifelhaftem Ruf und potenziell erhöhter Risikobereitschaft ein. Ausserdem deckte die Untersuchung eine fehlerhafte Risikoeinschätzung über die Kundinnen und Kunden und deren Portfolios sowie erhebliche Mängel bei Risikomodellen und -methoden auf. 

Überdies waren die Margenanforderungen ungenügend. Die Finma wirkte darauf hin, dass die UBS Anstrengungen unternahm, um die zahlreichen Schwächen zu beheben.

Neben der Aufgabe von Kundenbeziehungen wegen mangelnder Transparenz oder unerwünschter Risikoeigenschaften wurden zahlreiche weitere Verbesserungen in die Wege geleitet. Diese betrafen die verwendeten Risikomodelle, die Höhe der Margenanforderungen, das Limiten Framework und die strengere Handhabung von überschrittenen Limiten. Ebenso wurden das Risikomanagement sowie das Monitoring von Portfolios angepasst.

Die Wirksamkeit der eingeleiteten Massnahmen wird weiterhin ein Schwerpunkt der Aufsicht bleiben. 

Des Weiteren setzte die Finma im Risikomanagement der betroffenen Institute eine Anpassung bei der Berechnung des Verlustpotenzials und der Eigenmittelanforderungen im Geschäft mit Hedgefonds durch, um die Risiken von Gegenparteien mit stark wachsenden und konzentrierten Positionen besser abzubilden und adäquat mit Eigenmitteln zu unterlegen.»


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Eine Meinung zu

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 29.03.2023 um 16:56 Uhr
    Permalink

    Das ergibt immerhin ein etwas erfreulicheres Bild unserer Aufsichtsbehörden.

    Bei der SL-Bank Thun hatte — gemäss dem damaligen Präsidenten der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) — die EBK das «aus» der Bank zwei Jahre vor dem effektiven Ende als sehr wahrscheinlich eingeschätzt, es aber offensichtlich unterlassen, Korrekturmassnahmen in die Wege zu leiten.

    Als ich anfangs der 90er Jahre meine Untersuchungen zum «Strukturanpassungsprogramm» der Weltbank in Kigali (Rwanda) machte, sagte mit der Verantwortliche der lokalen Zentralbank, dass man zwar das Licht am Ende des Tunnels zu sehen glaube, dass es aber bis dahin noch einige Hindernisse (ravins) zu überwinden gäbe.

    Ich hoffe bei der UBS ist das etwas besser. Es ist ja möglich, dass man etwas aus der Geschichte gelernt hat.

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