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Worauf einigten sie sich genau? SRG-Generaldirektorin Susanne Wille und Andrea Masüger, Präsident des Verbands Schweizer Medien. © SRF Tagesschau

SRG: Brisantes Gegengeschäft mit Gebührengeldern

Pascal Sigg /  60 Prozent der SRG-Gelder für Online-Werbung sollen neu an die privaten Verlage fliessen. Genaue Zahlen will die SRG nicht nennen.

«Offenbar kann man bei SRF etwas herausschinden, wenn man sich nur laut genug gegen das Radio und das Fernsehen bemerkbar macht. Da fragt man sich schon, wie unabhängig die SRG-Sender sind, wenn sie sich aufgrund von politischer Erpressung derart ins Geschäft reinreden lassen.» Dies sagte der Luzerner SP-Nationalrat David Roth kürzlich in der «WoZ».

Roth sprach über die Vereinbarung zwischen der SRG und dem Verband Schweizer Medien. Nicht beteiligt ist die TX-Group. Der Deal in groben Zügen: Der Verlegerverband, bei dem hauptsächlich die grossen Medienhäuser das Sagen haben, lehnt die Halbierungsinitiative ab. Im Gegenzug schränkt die SRG ihr Onlineangebot ein. Bevor sie in Kraft treten kann, muss die bisher unveröffentlichte Vereinbarung allerdings noch von der Wettbewerbskommission (Weko) kartellrechtlich geprüft werden.

Für die politische Unterstützung erhalten die Verlage auch direkt Geld

Besonders heikel: Bei der Vereinbarung geht es offenbar auch um Geldsummen. Denn wie die SRG in ihrer Medienmitteilung schreibt, «investiert sie den Grossteil ihrer Online-Marketingmittel bei privaten Schweizer Medienhäusern und setzt damit ein wichtiges Zeichen zur Stärkung des Werbemarkts Schweiz.»

Übersetzt: Für politische Unterstützung schaltet die SRG mehr Online-Anzeigen auf Medien der Schweizer Verlage. Doch um wie viel Geld geht es konkret?

Im Jahresbericht 2024 weist die SRG bloss den gesamten Werbeaufwand aus. Im letzten Jahr belief er sich auf 28 Millionen Franken.

Keine Zahlen zum Online-Budget

Infosperber wollte deshalb von der SRG wissen:

  1. Wie viel Geld gab die SRG 2024 für Online-Marketing aus?
  2. Wie viel davon wurde für Werbung bei «privaten Schweizer Medienhäusern» ausgegeben?
  3. Wie soll sich diese Zahl in Zukunft gemäss Vereinbarung verändern?

Die SRG wollte nur die letzte Frage beantworten und begründete dies mit einer Ausrede. Man kenne die eigenen Ausgaben für Online-Werbung nicht.

Im Wortlaut: «In der Vereinbarung ist festgehalten, dass die SRG künftig 60 Prozent ihrer Marketingausgaben für digitale Angebote bei Schweizer Medienhäusern buchen wird. Ziel dabei ist, den Medienplatz zu stärken und die Abwanderung von Werbegeldern ins Ausland zu reduzieren. Eine Erhebung über die effektiven Ausgaben der SRG-Marketingausgaben für die digitalen Angebote gibt es noch nicht.»

Dass die SRG mit ihren Werbeausgaben – immerhin aus dem Gebührentopf – bei Schweizer Medien auch indirekt Journalismus finanzieren will, statt sie im undurchsichtigen, von ausländischen Tech-Giganten dominierten Online-Werbemarkt zu verbraten, ist ein willkommenes Zeichen. Doch intransparent an politische Bedingungen geknüpft kann das Bekenntnis für den Schweizer Medienplatz auch etwas anderes bedeuten.

David Roth kritisierte denn auch: «Der Vorgang hinterlässt den Beigeschmack von Bestechung – und von Sich-bestechen-Lassen. Das muss die Öffentlichkeit beunruhigen.»


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Keine
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Argumente zur Rolle und zur Aufgabe der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG.

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Pascal Sigg

Pascal Sigg ist Redaktor beim Infosperber und freier Reporter.

2 Meinungen

  • am 26.05.2025 um 17:38 Uhr
    Permalink

    Die SRG ist für mich seit der Corona-Berichterstattung ein rotes Tuch. Neulich hat sie über die «SRG-Initiative» berichtet, statt der «Halbierungs-Initiative» !

    • am 27.05.2025 um 10:41 Uhr
      Permalink

      Geht mir genau gleich. War und ist ein Totalversagen. Aber auch die Berichterstattung über den Ukraine Krieg oder der in Gaza sind miserabel. Die Angst, nicht Linkswähler irgendwie bestätigen zu können, trieft aus jedem Artikel. Denke, dort sollten wieder Menschen arbeiten die informieren wollen und nicht erziehen. Die Annahme der Halbierungsinitative ist bei mir so sicher wie das Amen in der Kirche.

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