Kommentar

Flüchtlingskrise und der Terror

Heinz Moser © zvg

Heinz Moser /  Taxifahrer sind Seismographen für die Stimmung in der Bevölkerung – auch in Berlin

Auf dem Weg zum Flughafen Tegel stehen wir in der Innenstadt im Stau. «Jut, is», meint der Taxifahrer Orhan K., «wir nehmen heute die Autobahn nach Tegel. In der Stadt kann es lange dauern. Da werden immer wieder Strassen von der Polizei gesperrt, weil eine Bedrohung vorliegen soll. Dabei wissen die nichts Genaues, sondern haben höchstens einen vagen Verdacht.»

«Chaos» ist das Stichwort des Taxifahrers. Orhan K. regt sich neben dem Chaos in der Stadt über jenes an den Grenzen auf. Das hätten die Politiker genauso wenig im Griff wie die Sicherheit in der Stadt: «Was die alles erzählen. Man sieht überhaupt nicht, wohin das alles führt. In jeder Talkshow gibt es dieselben leeren Worte. Da quatschen doch dieselben Politiker, welche die Waffen in den Nahen Osten exportierten, mit denen wir jetzt bedroht werden.»

Und er ereifert sich über die «Willkommenskultur»: «Na wat soll denn diese Willkommenskultur? Vor ein paar Wochen wollte die Merkel alle reinlassen, und jetzt gibt es da nur noch Streit. Am liebsten möchten sie die Grenzzäune und Mauern wieder neu aufbauen, die man in Deutschland 1989 niedergerissen hat. Und alle streiten mit allen, die Sozis, die CSU, die Linken und die Grünen.»

Als Türke fühlt er sich unwohl: «Er ist einfach da, der Verdacht gegen uns Muslime, irgendwo mit dem Terror in Verbindung zu stehen. Dabei bin ich überhaupt nicht religiös, und in meiner Familie hat man nie einen Schleier getragen.» Er fügt hinzu: «Noch schlimmer geht es aber den Flüchtlingen. Man hat Angst, dass unter ihnen Terroristen sein könnten, obwohl sie doch die ersten Opfer des Islamischen Staates sind.»

Je näher wir Tegel kommen, desto mehr verbinden sich die Chaosgedanken des Taxifahrers mit dem Flughafen: «Wie wollen es denn die Politiker schaffen, die Krise mit den Flüchtlingen zu bewältigen? Die haben es doch in zehn Jahren nicht geschafft, in der Hauptstadt Berlin einen funktionierenden Flughafen zu bauen.» Dazu zuckt er resigniert mit den Schultern.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

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