Sperberauge

Tagesschau äussert sich abschätzig über Gewerkschaftspräsident

Sperber © Bénédicte Sambo

upg. /  Das angeblich linke Fernsehen bezeichnet den Gewerkschaftspräsidenten als «Boss». Der Arbeitgeberpräsident bleibt «Präsident».

«Gewerkschaftsboss Pierre-Yves Maillard» drohe, das EU-Paket des Bundesrats abzulehnen, berichtete Anna Gossenreiter in der SRF-Tagesschau vom 7. Januar. Zu Wort kam auch Roland Müller, vorgestellt als «Präsident» des Arbeitgeberverbandes.

Dummerweise ist Roland Müller nicht Präsident des Arbeitgeberverbandes, sondern deren Direktor.

Auch online bezeichnet SRF Maillard abschätzig als «Gewerkschaftsboss»:

Tagesschau online


Aus der Mediendatenbank ist nicht ersichtlich, dass die Tagesschau einen Arbeitgeberpräsidenten je als «Boss» bezeichnet hat.

Infosperber stellte der Leitung der Tagesschau am Montag um 8.53 Uhr folgende Fragen:

  1. Weshalb bezeichnet die Tagesschau die Präsidenten des Gewerkschaftsbundes und des Arbeitgeberverbandes nicht gleich (mit ihrer offiziellen Funktion)?
  2. Steht es den Redaktionen frei zu entscheiden, ob sie und in welchen Fällen solche despektierlichen Ausdrücke verwenden?

Sobald die Antworten von SRF eintreffen, werden wir darüber informieren.

____________________________

SRF: «Dass ‹Boss› herabsetzend sein soll, ist uns neu»

Am Montag Abend hat die SRF-Tagesschau via Medienstelle wie folgt geantwortet:

«Im Rahmen der Vorgaben aus den Publizistischen Leitlinien von SRF sind die Redaktorinnen und Redaktoren frei in den Formulierungen ihrer Texte. Gewerkschaftsboss steht umgangssprachlich für den Chef/Präsidenten einer Gewerkschaft. Sowohl die NZZ wie auch der Tages Anzeiger verwenden den Begriff in Bezug auf Pierre-Yves Maillard. Dass der Begriff herabsetzend sein soll, ist uns neu. Die Reporterin wollte damit zum Ausdruck bringen, dass Pierre-Yves Maillard ein mächtiger Mann ist, vor dem selbst Bundesrätinnen und Bundesräte Respekt haben.» 


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

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SRF Tagesschau in der Kritik

Die Informationssendung mit den meisten Zuschauenden muss sich von kommerziellen Sendern klar abheben.

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6 Meinungen

  • am 8.01.2024 um 11:11 Uhr
    Permalink

    Wer gegen das EU-Paket des Bundesrates ist, ist für das Staatsfernsehen der Schweiz halt schon einbisschen ein Böser/eine Böse. Das trifft nicht nur SVP-Vertreter.

  • am 8.01.2024 um 11:11 Uhr
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    Danke für diesen Hinweis und das genaue Hinschauen.
    Ähnliche Unterschiede gibt es leider auch in vielen andern Bereichen.

  • am 8.01.2024 um 12:26 Uhr
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    Sie dokumentieren hier einerseits ein Beispiel für den Verfall des Sprachbewusstseins in den Medien und andererseits die auch manipulative Verwendung von Sprache. Beides beobachte ich seit einigen Jahren in den Medien und die Sorglosigkeit, mit der dies geschieht, macht mich traurig. Dass auch die Tagesschau hier mitmacht, ist besonders besorgniserregend, sie hat doch Vorbildfunktion. Einige Male habe ich Redaktionen auf solche Textstellen hingewiesen, etwa wenn eine Notfallstation eines Universitätsspitals als Lazarett und Alkoholkranke als Alkoholleichen beschrieben wurden, viel Sensibilität kam mir nicht entgegen. Nichtsdestotrotz muss darauf aufmerksam gemacht werden, Danke.

  • am 8.01.2024 um 13:41 Uhr
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    Es wäre für die Allgemeinheit doch interessant zu wissen, seit wann die SRF Redaktionsmitarbeiterinnen- und Mitarbeiter in einer Nachrichtensendung ihre persönliche Ausdrucksweise zum Besten geben dürfen!

  • am 8.01.2024 um 20:30 Uhr
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    Vielen Dank für diese Nachfrage beim SRF.
    Die Antwort spricht Bände bezüglich Ideologie in der Redaktion des schweizer Radio und Fernsehen. Tagi und NZZ beim Thema Gewerkschaften als objektiv zu betrachten ist schon happige Kost, aber das Boss im Alltagsgebrauch nicht negativ behaftet sein soll ist eine mehr als dreiste Aussage. Wir sprechen ja vom Mafia Direktor/Präsidenten und nicht Boss etc.

  • am 8.01.2024 um 21:57 Uhr
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    Auch die NZZaS erlaubte sich im Interview letzten Sonntag ziemlich schnippische Fragen. Dort liegt der Grund teils darin, dass Maillard sich für eine 13. AHV-Rente ausspricht.
    Wenn es dann um das Rahmenabkommen geht, wird er als «stur» und als «Machtmensch» bezeichnet. Die NZZaS nimmt es ihm offensichtlich übel, dass er nicht stramm auf Pro-EU-Kurs ist.

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