Kommentar

Radarfallen-Bericht wie im wilden Westen

Erich Schmid © zvg

Erich Schmid /  10vor10 liess zwei Polizeidirektoren zu Radarkontrollen Stellung nehmen – nur einmal mit deutlicher Parteiangabe.

Es geht um ein Thema, das am meisten wohl die ehemaligen Anhänger der Autopartei berührt, die jetzt der SVP angeschlossen sind. Also um die Freiheit am Steuer, oft einer der wenigen kleinen Spielräume, die dem Bürger und der Bürgerin im Alltag noch bleiben. – Ein Thema, das aber auch alle diejenigen, und das sind viele, berührt, die hin und wieder eine Busse im Strassenverkehr erhalten, worüber dann die weniger Begüterten fluchen und andere, die es sich leisten können, sagen: «Ach, muss das sein!» Allen gleich ist der Ärger.

Jetzt ärgert man sich schon wochenlang im Schweizer Fernsehen über den Ausbau von Radarkontrollen. – Warum nicht? Natürlich sollte man Radarkontrollen nicht fürs Portemonnaie der Kantone einrichten, sondern an sinnvollen Stellen für die Verkehrssicherheit. Jedoch allmählich ärgert man sich über die Berichterstattung. Denn 10vor10 peilt in einem marginalen Sommerthema mit feinen Nadelstichen den Wutbürger an. Diesen lässt man glauben: Der «gute» Berner FDP-Mann will nicht mehr Geschwindigkeitskontrollen als nötig, und der «böse» Sanktgaller Sozialdemokrat kauft aus reiner Geldgier fünf neue Radarfallen. Fast unmerklich und gleichwohl einprägend wurde am Donnerstag, 14. August, beim Sanktgaller Sicherheitsdirektor Fredy Fässler die Parteizugehörigkeit zur SP eingeblendet, wohingegen bei seinem freisinnigen Berner Widersacher Hans-Jürg Käser nicht. Letzterer wurde auch noch allen Ernstes als oberster Polizeichef des Landes bezeichnet, um ihm, dem «Guten», zusätzliches Gewicht zu verschaffen, obschon er nur administrativ die Konferenz der Polizeidirektoren präsidiert und keineswegs über mehr Macht verfügt als seine Kollegen.

Diese Art von Zuspitzung wird dort unredlich, wo sie die Masse der motorisierten Verkehrsteilnehmer wie in einem Western bedient, wo der Böse mit einem sozialdemokratischen Parteirevolver schiesst und der Gute mit einem neutralen, obschon sein Schiesseisen in Wirklichkeit aus dem Arsenal des Freisinns stammt: mehr Freiheit (für die Autofahrer) und weniger Staat (bei den Bussen).

STELLUNGNAHME VON CHRISTIAN DÜTSCHLER, REDAKTIONSLEITER VON «10vor10»
Wir möchten Sie auf einen Irrtum hinweisen: es ist nicht so, dass beim Berner Regierungsrat Hans-Jürg Käser keine Parteizugehörigkeit eingeblendet wurde. Zweimal hat Regierungsrat Käser in seiner Funktion als Präsident der KKJPD gesprochen, deshalb wurde er mit «Präsident Polizeidirektoren-Konferenz» angeschrieben. Im letzten Statement hat Herr Käser in seiner Funktion als Regierungsrat des Kantons Bern Stellung genommen, eingeblendet wurde: «Hans-Jürg Käser, Polizeidirektor BE/FDP-Liberale».
DAZU AUTOR ERICH SCHMID
Es ist mir tatsächlich – wohl nicht ganz zufällig – entgangen, dass Käsers Parteizugehörigkeit erst bei seinem letzten kurzen Auftritt erschien, während sie bei SP-Polizeidirektor Fässler von Anfang an jedesmal eingeblendet wurde. Käser trat dreimal auf, zweimal erschien sie nicht. Da bleibt ein Ungleichgewicht, das selbst ein Sperberauge irritieren kann.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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Eine Meinung zu

  • am 25.08.2014 um 19:01 Uhr
    Permalink

    Das SRF «schont» in der Regel eher die «linke» Seite!
    Mich verwundert es nicht, dass der Anstoss von links kam!

    Zu den Geschwindigkeitsbussen kann festgehalten werden, dass die bisherige Bussenpraxis, statistisch gesehen, sicherere Strassen bewirkt haben. Besserer Ausbau, verbesserte Sicherungen von Strassenabschnitten, sinnvollere Beschriftungen, nur zum Teil geeignete Temporeduktionen, usw. haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Wenn nun die Bussenbudget massiv erhöht werden, müssen auch «Methoden» und einträgliche Orte und Stellen gesucht/kreiert werden, um noch mehr zahlungsaktive Stellen für die neuen Radarfallen zu haben, was klar gegen die Aufgabe der Polizei spricht, aber einträglich für die Staatskasse geht, worum es, meiner Meinung nach, auch geht!

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