Teenager mit Handy

Des Teenagers liebste Beschäftigung tut den Augen nicht gut. Die Bildschirme emittieren Licht mit hohem Anteil von Blaulicht. © carballo / Depositphotos

Bei Bildschirmarbeit: Brille mit Blaulichtfilter

Martina Frei /  Kinderaugen, die viel auf Bildschirme starren, sollen geschützt werden. Das rät die «Académie Nationale de Médecine» den Eltern.

Verglichen mit Glühbirnen sind LED-Lampen tausendmal heller und sie emittieren einen viel höheren Anteil an blauem Licht. Die französische «Académie Nationale de Médecine» warnt deshalb in einer Pressemitteilung vor möglichen phototoxischen Schäden, insbesondere bei Kindern, deren Augenlinse noch sehr klar ist und die darum viel Licht auf die Augennetzhaut durchlässt.

Chronisches Starren auf LED-Licht bewirke Zellschäden an der Netzhaut des Auges, schreibt die Akademie. Diese Schäden würden vor allem an der sogenannten Makula auftreten, das ist die Stelle der Netzhaut, die besonders scharfes Sehen ermöglicht. 

Die Wellenlänge des blauen Lichts liegt nahe bei derjenigen des UV-Lichts, dessen Schädlichkeit allgemein bekannt ist. Ein Schutz vor UV- und vor blauem Licht sei darum speziell bei Kindern wichtig.

Lichtrezeptoren im Auge erholen sich nicht

Normalerweise regenerieren sich die tagsüber beanspruchten Pigmente in den Lichtrezeptoren der Augennetzhaut nachts wieder – vorausgesetzt, es ist wirklich dunkel. LED-Licht zur Nachtzeit unterbinde diese Erholung jedoch und sei darum schädlich, warnt die französische Medizinakademie. 

Zudem könne eine chronische Lichtexposition zur Nachtzeit – auch durch blaues Licht – die innere Uhr entkoppeln und den Schlaf-Wach-Rhythmus stören. Da viele Schulkinder und Jugendliche auch nachts ihre Handy-, Tablet- und Computerbildschirme rege nutzen, befördere dies Schlafmangel, Schlafstörungen und die damit verbundenen Folgen wie etwa Müdigkeit und Stimmungsschwankungen.

Möglichst keine Bildschirmzeit nachts

Angesichts des Ausmasses erachtet die «Académie de Médecine» die nächtliche Bildschirm-Zeit bei Kindern und Jugendlichen als Problem der öffentlichen Gesundheit. Sie rät,

  • bei längerer Bildschirmexposition Schutzbrillen mit Blaulichtfilter zu gebrauchen,
  • die Bildschirmzeit nachts zu reduzieren oder komplett sein zu lassen,
  • für regelmässige Bett- und Aufstehzeiten zu sorgen,
  • Kinder auf die Risiken aufmerksam zu machen, die von Bildschirmen ausgehen und ihnen zu verdeutlichen, wie wichtig Schlaf ist,
  • Eltern auf die Warnzeichen aufmerksam zu machen, die bei Kindern mit übermässigen Bildschirmzeiten einhergehen. Dazu zählen sozialer Rückzug und nachlassende Schulleistungen. 

Blaufilter empfohlen, aber «stundenlanges Fernsehen unbedenklich»
Martin K. Schmid, Co-Chefarzt der Augenklinik am Luzerner Kantonsspital, wies schon vor drei Jahren daraufhin, dass die Blaulichtanteile weckend wirken. Auf die Frage, wie schädlich blaues Licht von TV, PC oder Handys ist, antwortete er auf der Webseite des Kantonsspitals: «Nach aktuellem Wissensstand sind die von Bildschirmen abgestrahlten blauen Lichtanteile nicht schädlich.» Im nächsten Satz sagte Schmid aber auch: Die blauen Lichtanteile «können […] das Schlafverhalten negativ beeinflussen. Speziell bei Schlafstörungen ist abends Vorsicht empfohlen. Mit Blaulichtfilterbrillen können die blauen Lichtanteile abgemindert werden. […] Da die blauen Lichtanteile energiereich sind, gibt es Befürchtungen, die Augen und insbesondere die Netzhaut könnten dadurch geschädigt werden.» Bisher gebe es jedoch keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Schmids Schlussfolgerung: «Stundenlanges Fernsehen ist für die Augen bezüglich Gefährdung durch Blaulicht also unbedenklich.» 

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Die Schweizerische Ophthalmologische Gesellschaft (SOG) gibt zu den Blaulichtfilterbrillen keine offizielle Stellungnahme ab. Martin K. Schmid konnte innert vier Tagen nicht Stellung nehmen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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Eine Meinung zu

  • am 20.05.2023 um 16:17 Uhr
    Permalink

    Die Kosmetikindustrie warnt vor dem HEV-Licht (High Energy Visible) via Bildschirmen und LED-Lampen. Betreffend Körper-Haut. Die Netz-Haut finde ich um Welten noch verletzlicher.
    https://www.eucerin.de/beratung/die-haut-grundlagen/sun-hev-de
    https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/LED-Lampen-foerdern-Makuladegeneration,led266.html
    Coopzeitung 3.7.2018: «Die Selfie-Generation könnte schneller alt aussehen, als ihr lieb ist: Wie mehrere Studien zeigen, geht vom HEV-Licht (High Energy Visible) aus dem Handy eine bisher unbekannte Gefahr aus: Das Blaulicht dringt tief in die Haut ein und wirkt sich negativ auf die Haut aus. Es fördert die Entstehung von Fältchen und Altersflecken, sogar von Hautkrebsgefahr ist die Rede. Forscher halten das HEV-Licht für noch gefährlicher als UV-Strahlung. Wirksame Substanzen, die vor HEV-Licht schützen, gibt es noch nicht.»
    Gesundheitstipp 7.10.2017 titelt: «LED: Dieses Licht kann ins Auge gehen».
    Beispiel auch: Automobilscheinwerfer, Taschenlampen.

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