Sperberauge

Wie man Augenmedikamente dorthin bekommt, wo sie hin sollen

Sperber © Bénédicte Sambo

Red. /  Augentropfen und -salben ins Auge zu geben, ist tricky. Eine einfache, wenig bekannte Methode kann helfen.

Mehr als 1,2 Millionen Menschen haben laut dem «Helsana-Arzneimittelreport» im Jahr 2020 Arzneimittel für die Augen bezogen. Meist handelte es sich dabei um Tropfen: Künstliche Tränenflüssigkeit zum Beispiel rangiert auf Platz sechs der in der Schweiz am häufigsten bezogenen Medikamente. Das Problem bei der Anwendung von Augensalben und -tropfen: Der natürliche Reflex der Augen, sich vor eindringenden Fremdkörpern zu schützen. Diesen Schutzmechanismus kann man aber mit einer einfachen Methode umgehen.

Dazu entfernt man zuerst etwaiges Sekret am inneren Augeninnenwinkel, legt sich flach hin (ohne Kopfkissen) und schliesst die Augen. Dann gibt man einen Tropfen in den nasenseitigen Lidwinkel. Beim anschliessenden Öffnen der Augen breitet sich die Flüssigkeit über das Auge aus. Diese Methode ist bei Kindern vorteilhaft; bei der Selbstanwendung kann man so beide Hände zum Drücken des Fläschchens benützen.

Vorher anwärmen

Die übliche Art Augentropfen – sitzend, stehend oder liegend – einzuträufeln ist: Den Kopf nach hinten neigen, beide Augen weit öffnen und den Blick nach oben auf einen Punkt richten. Rechtshänder ziehen dann mit der linken Hand das Unterlid hinunter und tropfen mit der rechten Hand in den Bindehautsack einen Tropfen. Linkshänder machen es umgekehrt. Danach die Augen langsam schliessen (nicht zusammenkneifen) und mindestens eine Minute geschlossen halten. 

Manche Augentropfen können unerwünschte Wirkungen im ganzen Körper entfalten. Dazu zählen zum Beispiel Betablocker, die bei grünem Star angewendet werden, aber auch auf das Herz wirken können. Damit Letzteres möglichst nicht passiert, drückt man (zusätzlich zum Schliessen des Auges) unmittelbar nach dem Einträufeln am nasenseitigen Lidwinkel für ein bis fünf Minuten leicht gegen die Nase und verschliesst so den Tränennasengang. Dies verhindert, dass das Medikament vollständig aus dem Auge in die Nase abfliesst und von der Nasenschleimhaut aufgenommen wird.

Mehr als ein Tropfen passt nicht ins Auge, legte die Zeitschrift «Gute Pillen Schlechte Pillen» dar. Weil das Auge auf Kältereiz mit verstärktem Tränenfluss reagiere, hilft das vorherige Anwärmen des Medikaments in der Hand oder im Hosensack, damit das Mittel nicht sofort wieder mit den Tränen herausgeschwemmt wird.  

Verschiedene Tropfen können chemisch miteinander reagieren

Zwischen verschiedenen Augenmedikamenten lässt man am besten mindestens zehn Minuten Abstand, damit jedes gut einwirken kann und es keine chemischen Reaktionen untereinander gibt. Das könnte laut einem Artikel in der «Deutschen Apotheker Zeitung» zum Beispiel passieren, wenn ein Medikament das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid enthält und das andere Natriumhyaluronat als künstlichen Tränenersatz. 

In dem Artikel wird auch darauf hingewiesen, dass sich bei zähflüssigen Augentropfen oft Luftblasen im Ausgang des Behälters bilden. Der Tipp des Apothekers Wolfang Kirchner, Buchautor und Spezialist in der richtigen Anwendung von Arzneimitteln: Das Fläschchen auf dem Kopf stehend im Karton aufbewahren oder den Inhalt des Einzeldosisbehälters vor der Anwendung wie beim «Herunterschlagen» eines Quecksilberthermometers in Richtung Ausgang schütteln. 

Spezielle Applikatoren erleichtern das Tropfen

Hygiene ist beim Anwenden von Augenmedikamenten besonders wichtig. Deshalb immer die Hände vorher waschen und darauf achten, dass der Tropfer oder die Tube nicht das Auge berührt. Aus demselben Grund sollte jedes Augenmedikament zum mehrmaligen Gebrauch immer bloss von einer Person benützt und die Augen-Arzneimittel nur bis zum Verfalldatum angewendet werden. 

Personen, die schlecht sehen, die sehr schwach sind oder die ihre Fingerfertigkeit eingebüsst haben, können Applikationshilfen nützen. Sie wurden teilweise speziell für bestimmte Augenmedikamente entwickelt und passen daher nicht auf alle Tropfenfläschchen. Die Apothekerin oder der Apotheker weiss dazu Rat.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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