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Die Webseite im «Steam»-Shop mit der Beschreibung von «Rape Day» ist mittlerweile gelöscht © stem

Vergewaltigungsspiel dank Protest doch noch gestoppt

Barbara Marti /  Im Computerspiel «Rape Day» (Vergewaltigungstag) muss man möglichst viele Frauen vergewaltigen. Es wurde noch zurückgezogen.

Die Computerspiel-Plattform «Steam» wollte das Spiel ab April in ihrem Shop für den Verkauf freigeben. «Überspring das Vorspiel und geniesse deinen Rape Day – du hast es dir verdient», lautete die Werbebotschaft. Ziel des Spiels: möglichst viele Frauen zu vergewaltigen und zu töten.

Proteststurm

Auf «Steam» können Entwickler gegen eine Gebühr Computerspiele verkaufen. Eine vorherige Prüfung der Inhalte gibt es nicht. Doch bereits bevor «Steam» das Vergewaltigungsspiel freigeben wollte, kam es zu massiven Protesten in den sozialen Medien. Schliesslich entschied «Steam», die Seite zum Spiel zu sperren. Auch andere Computerspiel-Plattformen und Bezahldienste wie PayPal verboten den Verkauf. Damit konnte der Entwickler des Spiels, von dem nur das Pseudonym «Desk Plant» bekannt ist, das Spiel auch nicht mehr über seine Webseite verkaufen. Dort gab er schliesslich bekannt, dass er das Spiel jetzt «ruhen» lasse.

Uneinsichtiger Entwickler

Vor dem Verbot hatte der Entwickler geschrieben, dass er die Kritik nicht verstehe, berichtete der «Stern». Er könne nicht nachvollziehen, weshalb Mord und Folter in Spielen völlig normal seien, Vergewaltigung aber ein Tabu. «Irgendwann in der Zukunft werden Gamehistoriker auf ‹Rape Day› zurückblicken und es als erstes Beispiel nennen, wo Vergewaltigungen in Games das erste Mal gezeigt wurden.» Die meisten Menschen könnten sehr wohl zwischen Realität und Fiktion unterscheiden: «Der Sinn von Spielen besteht darin, Dinge zu tun oder Dinge zu erleben, die man in der Realität nicht tun kann oder sollte. Wenn Spiele und Filme wie im richtigen Leben wären, wären sie ziemlich langweilig.»
Auch das US-Softwareunternehmen «Valve», dem die Computerspiel-Plattform «Steam» gehört, hat sich nicht klar vom Inhalt distanziert. «Valve» hat den Rückzug damit begründet, dass «Rape Day» ein unkalkulierbares finanzielles Risiko sei.

Gewalt gegen Frauen in Computerspielen

Gewalt gegen Frauen in Computerspielen gibt es seit Jahrzehnten. In den USA sorgte bereits 1982 das Spiel «Custer’s Revenge» für Proteste, auch von Frauenrechtsorganisationen. Ziel des Spiels war es, eine Indianerin zu vergewaltigen, die an einen Marterpfahl gebunden war. Auf dem Weg zu ihr musste der Spieler verschiedene Hindernisse überwinden. Das Spiel blieb fast überall auf dem Markt.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Die Autorin ist Redaktorin und Herausgeberin der Online-Zeitschrift FrauenSicht.

Zum Infosperber-Dossier:

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2 Meinungen

  • am 1.04.2019 um 13:28 Uhr
    Permalink

    Wie krank muss man sein, um ein solches Spiel zu programmieren? Wie skrupellos muss man sein, um erst nach Protesten das Spiel nicht zu verkaufen? Die Onlinewelt läuft uns aus dem Ruder.

  • am 4.04.2019 um 13:19 Uhr
    Permalink

    Ich habe den Artikel bis zum Schluss gelesen. Und auch, dass das beschriebene Spiel keineswegs das Erste seiner Art ist. Das Erste ist rund 35 Jahre alt.

    Ich finde, dass der Spielentwickler recht hat, wenn er einwendet, «er könne nicht nachvollziehen, weshalb Mord und Folter in Spielen völlig normal seien, Vergewaltigung aber ein Tabu."

    Allerdings ziehe ich daraus einen anderen Schluss: Ich habe bei den sinnlosen Kriegs-, Mord- und Folterspielen zugeschaut, welche Kassenschlager wurden und sind. Erinnert sich jemand an Death Race, bei dem es darum geht, möglichst viele Leute totzufahren oder an Carmageddon, bei dem man alle Lebewesen überfahren musste? Die Nachfolger laufen wahrscheinlich immer noch.

    Bei allen diesen Spielen stellt sich die Genderfrage nicht. Sie alle sind abscheulich, sogar dann, wenn die Helden (!) Frauen und die Opfer Männer sind.

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