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E-Zigaretten sind für Junge als Einstiegsdroge für Nikotin verführerisch © cc

Ende mit dem endlosen Streit über E-Zigaretten

Red. /  Nützlich als Ausstiegshilfe für Raucher. Doch schädlich als Einstiegsdroge für junge Nichtraucher. Deshalb striktes Werbeverbot.

Lobbys platzieren in vielen Medien Leserbriefe und Beiträge, um ein weitgehendes Werbeverbot für E-Zigaretten zu verhindern, wie es für normale Tabakwaren gilt.
Es geht um die Frage, ob E-Zigaretten als Hilfe zum Rauchstopp propagiert werden sollen, oder ob das Risiko zu gross ist, dass E-Zigaretten zu einer Einstiegsdroge für junge Nichtrauchende wird.
Die von Konzernen unabhängige Zeitschrift «Pharma-Kritik» wollte es genau wissen und hat sämtliche relevanten Studien zu dieser Frage ausgewertet und ihr die ganze neuste Nummer gewidmet.

Wildes Behaupten ohne Nachweise

Das Resultat ist ernüchternd. Es gibt keine aussagekräftigen (randomisierten) Studien, die beweisen, dass E-Zigaretten helfen, vom Rauchen wegzukommen. Dass sie nicht helfen, ist jedoch ebenso wenig belegt.
Es fehlen auch wissenschaftliche Daten darüber, ob das inhalierte Aerosol bei langer Einnahme gesundheitlich schädlich ist oder nicht.
Vorhanden seien lediglich Studien mit Methoden, deren Aussagekraft sehr beschränkt sei (Kohorten-Studien und bevölkerungsweite Querschnittstudien).
Es sei deshalb sehr zu begrüssen, dass in verschiedenen Ländern grosse randomisierte Studien zum Einsatz von E-Zigaretten gestartet oder geplant sind, u.a. auch in der Schweiz.
Fazit der «Pharma-Kritik»:

  • «Bis die Ergebnisse dieser Untersuchungen vorliegen, sollte primär der Markt besser reguliert, Qualitätsstandards festgelegt und die E-Zigaretten den normalen Zigaretten rechtlich gleichgestellt werden (Werbeverbote, Jugendschutz, Schutz vor Passivrauchen, Verbot von Aromastoffen, welche für Jugendliche besonders attraktiv sind usw.), damit der kaum zu verhindernde Konsum von E-Zigaretten in der Allgemeinbevölkerung möglichst wenig Schaden anrichtet.»

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

Zum Infosperber-Dossier:

EZigarette

E-Zigaretten: Vor- und Nachteile

Sie sind nützlich als Ausstiegshilfe für Raucher, aber schädlich als Einstiegsdroge für junge Nichtraucher.

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3 Meinungen

  • am 20.02.2018 um 14:32 Uhr
    Permalink

    Die Tabakzig ist ein Unikum: Raucher bleiben meist bei der Marke, mit der sie angefangen haben. Der Grund: Rauchen schmeckt scheusslich. Der Raucher hat sich an den Geschmack dieser Zigarette gewöhnt. Abweichungen, auch nur Nuancen, lassen die Scheusslichkeit wieder voll aufleben. Es ist daher fast unmöglich, einen Raucher einer anderen Marke abzuwerben. Ein paar wenige Grosskonzerne beherrschen den Markt als Oligopol. Marketing kann sich auf Neukunden (Nichtraucher) konzentrieren.

    Bei der E-Zig gibt es hunderte Hersteller von Geräten und Liquids. Marken werden von Konsumenten regelmässig gewechselt. Für das Marketing hat die Bearbeitung dieses kompetitiven Marktes (Kundenbindung/Abwerben von Kunden der Konkurrenz) Priorität. Danach kommen die Raucher, die einfach ansprechbar sind. Nichtraucher sind unattraktiv. Die Gewinnung ist teuer und die Konkurrenz wird sofort versuchen, diese abzuwerben.

    Wenn wir diesen kompetitiven Markt überregulieren verdrängen wir die kleinen, unabhängigen Anbieter zugunsten der Grosskonzerne (Tabakindustrie). Diese haben kein Interesse daran Raucher zu konvertieren und suchen primär Neukunden (jugendliche Nichtraucher). Somit erreicht die Regulierung mit guter Absicht genau das Gegenteil des Gewollten.

    Der hier zitierte Bericht ist leider nicht frei zugänglich, somit ist die Argumentation nicht nachvollziehbar. Zugänglich ist dagegen http://www.annualreviews.org/doi/pdf/10.1146/annurev-publhealth-040617-013849 – gleiche Methode, gegenteiliges Fazit.

  • Portrait_Rainer_M_Kaelin
    am 27.02.2018 um 12:39 Uhr
    Permalink

    Die Argumentation, dass man E-zigaretten gleich wie Abhängigkeit erzeugende Produkte mindestens mit einem Werbeverbot belegen sollte, wird regelmässig mit dem Argument zu widerlegen versucht, dass damit die «kleinen Hersteller» dieser Instrumente, die doch «einzig dem Ausstieg dienen», benachteiligt würden. Diese Argumentation lässt völlig ausser Acht, dass die Promotionslogik (ob vom kleinen oder grossen Hersteller) immer die gleiche ist: Man muss das Ding möglichst vielen verkaufen, und das gelingt am besten, wenn man abhängig machende Produkte den Jungen zugänglich- und wenn möglich attraktiv macht. Fazit: die Promotion der Tabakprodukte und der Nikotinprodukte visiert das selbe Zielpublikum, bedient sich aber verschiedener Argumente, um die Oeffentlichkeit irrezuführen. Dies gelingt auch sehr gut bei den Parlamentariern, die das Argument «differenzierte Regulierung» für «reduced risks products» wörtlich aus der Promotion von Philip Morris übernehmen. Wer die Augen aufmacht muss schliessen: Der eventuelle Gebrauch von E-zigarette als Ausstiegshilfe oder Tabakersatz braucht keine Werbung oder Promotion. Die Raucher kennen die für sie wichtige Information oder können sich beraten lassen. Auf die Länge wirkt sich ein globales Werbe, Promotions. und Sponsoringverbot am wirksamsten auf die Raucherquoten aus.

  • am 1.03.2018 um 12:07 Uhr
    Permalink

    Die hier beschriebene Promotionslogik funktioniert nur, wenn es keine Konkurrenten gibt und einmal gewonnene Kunden beim selben Hersteller und / oder Vertrieb bleiben. Dies ist der Fall bei illegalen Drogen; hier ist die Konkurrenz aufgrund der Illegalität stark eingeschränkt. Dies ist auch der Fall bei Tabakzigaretten; siehe Erklärung oben. Dies ist zum Beispiel nicht der Fall bei Kaffee und kann dort, trotz dem Suchtpotential von Koffein, auch nicht beobachtet werden.

    Es sollen hier nicht die „armen, unschuldigen, kleinen Hersteller“ wirtschaftlich geschützt werden. Es soll ein Oligopol, wie es heute bei der Tabakzigaretten vorherrscht, verhindert werden, damit eben diese „Promotionslogik“ genau nicht funktionieren kann.

    Argumente verlieren nicht an Aussagekraft nur weil sie auch von negativ assoziierten Personen oder Firmen benutzt werden. Da sind wir wieder bei der eristischen Dialektik nach Schopenhauer.

    NB.: Was Philip Morris versucht, ist, die „heat not burn“ Produkte regulatorisch als E-Zigaretten einstufen zu lassen. Da diese proprietäre Systeme sind, sind hier die Markteintrittsbarrieren wieder sehr hoch und die beschriebene „Promotionslogik“ kann, im Gegensatz zu tabaklosen E-Zigaretten, wieder greifen. Entsprechend ist es wichtig, in der Regulierung klar zwischen diesen Systemen zu unterscheiden.

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