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«Schmeckt wie zehn Dollar wenn es acht Dollar sein sollten.» Für seine Kampagne ass Zohran Mamdani auch Halal-Streetfood. © Zohran for NYC

Mit Videos zu Gratis-ÖV, tieferen Mieten und günstigerem Essen?

Pascal Sigg /  Ein 33-jähriger Sozialdemokrat ist Favorit für den Bürgermeisterposten New Yorks. Er will vor allem das Leben günstiger machen.

Zohran Kwame Mamdani heisst der Mann, dessen Name bald überall als Hoffnungszeichen für die Zukunft der US-Linken kursieren dürfte. In der Vorwahl der Demokraten für den neuen Bürgermeister New Yorks schlug er am Dienstag den ehemaligen Gouverneur des Bundesstaats, Andrew Cuomo, deutlich. Während Cuomo das alte Establishment der Demokraten vertrat, repräsentierte Mamdani einen jungen, enthusiastischen linken Flügel der Partei. Bei der Wahl, so titelte das Magazin «Mother Jones», ging es um viel mehr als nur eine Stadt.

Mamdanis Sieg wird in ersten Reaktionen häufig auf seine Medienkampagne zurückgeführt. Er machte witzige Videos auf Youtube, Instagram oder Tiktok. Cuomo warf ihm auch deshalb vor, seine Kampagne drehe sich vor allem um PR. Doch tatsächlich basierte sie auf harter Arbeit, die vor bald einem Jahr begann.

Hier ist das erste Wahlvideo vom letzten Oktober, als Mamdani noch kaum bekannt war.

Mamdani verfügte über tausende Freiwillige, welche monatelang an Haustüren in New York um Stimmen warben und das Wahlsystem erklärten.

Und schliesslich ist die Medienkampagne Mamdanis nicht von den Botschaften und Wahlversprechen zu trennen. Diese waren einfach. Und richteten sich in erster Linie gegen die hohen Lebenskosten in New York.

Dies verspricht Mamdani den New Yorkern:

  1. Mieten einfrieren: New Yorks Stadtregierung kann die Mietpreise von etwa zwei Millionen New YorkerInnen, die in entsprechenden Wohnungen leben, kontrollieren. Mamdani hat versprochen, die Mieten einzufrieren.
  2. Gratis-Busse: Mamdani will die Buslinien New Yorks kostenfrei und schneller machen.
  3. Gewaltprävention: Mamdani will eine neue Sicherheitsabteilung schaffen, die Unterstützung bei psychischen Problemen bietet, die Obdachlosigkeit angeht und eine Vermittlerrolle zwischen Bevölkerung und Polizei einnehmen soll.
  4. Gratis-Kinderbetreuung: Mamdani will die Betreuung von Kindern bis fünf Jahre kostenfrei machen und die Betreuerinnen besser bezahlen.
  5. Städtische Lebensmittelläden: Mamdani will ein Netzwerk aus städtischen Lebensmittelshops mit günstigeren Preisen erstellen.
  6. Reiche höher besteuern: Finanzieren will Mamdani diese Programme mit höheren Steuern. Betroffen wären einerseits Unternehmen. Deren Steuern will er an jene des Nachbarstaats New Jersey angleichen. Andererseits aber auch Reiche mit einem Jahreseinkommen von über einer Million Dollar.
  7. Halalflation bekämpfen: Wer verstehen will, wie sich konkrete politische Botschaften besonders witzig in Wahlwerbung verpacken lassen, sollte sich dieses Video über die Bewilligungen für Halal-Imbissverkäufer anschauen, das Mamdani zu Beginn seiner Kampagne vor bald einem halben Jahr machte.

Ob Mamdani tatsächlich der nächste Bürgermeister New Yorks wird, zeigt sich im Herbst. Dann tritt er gegen den einzigen Kandidaten der Republikaner – den Gründer einer freiwilligen Bürgerpatrouille – an. Und womöglich nochmals gegen Andrew Cuomo, der sich dann als «Unabhängiger» zur Wahl stellen könnte. Sollte Mamdani gewinnen, müsste er zeigen, dass sich seine Versprechen auch in die Tat umsetzen lassen – und nicht bloss gutes Videomaterial hergeben.


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Pascal Sigg

Pascal Sigg ist Redaktor beim Infosperber und freier Reporter.

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