Zu viel versprochen: Post und Fenaco kommen nicht vom Fleck
Letzten Herbst unterzeichneten der inzwischen zurückgetretene Post-Chef Roberto Cirillo und der abtretende Fenaco-Chef Martin Keller den Vertrag für die gemeinsame Firma Powerup.
Ziel von Powerup: ein schweizweites Schnellladenetz für Elektrofahrzeuge. Ab Mitte dieses Jahres mit 50 Stationen. Bis 2030 sogar mit deren 300. Die Ladestationen sollen bei Postfilialen, Agrola-Tankstellen und Landi-Läden zu stehen kommen. Powerup, schrieben Post und Fenaco letzten Herbst in einer gemeinsamen Mitteilung, leiste «einen Beitrag zur Roadmap Elektromobilität des Bundes».
Doch Powerup kommt nicht vom Fleck, wie Recherchen von Infosperber zeigen. Es gibt schweizweit noch keine einzige Powerup-Ladestation und auch keine Website.
Trotzdem behauptet die Post: «Es existieren zurzeit rund 40 Powerup-Standorte.» Zum «Beweis» legt die Post gleich auch noch ein Verzeichnis mit 45 Ladestationen bei. Gleichzeitig muss sie einräumen: «Sie sind aktuell aber noch nicht als Ladestationen von Powerup erkennbar.» 44 Ladestationen tragen das Logo von Agrola, 1 Ladestation das Logo der Post.
Und vor allem: Mehr als zwei Drittel dieser Ladestationen existierten letzten Herbst, als Keller und Cirillo den Vertrag unterzeichneten, bereits. Die älteste, diejenige im Postparc in Bern, gibt es schon seit bald zehn Jahren. Sie wurde 2016 eingeweiht.

Es sieht ganz danach aus, als ob an Powerup vor allem der Name neu wäre. Die Post räumt denn auch ein: «Selbstverständlich werden auch bestehende Standorte integriert.» Neu sei, «dass die Stationen organisatorisch zu Powerup dazugehören. Beim Projekt bauen beide Unternehmen ihr jeweils eigenes Ladenetz auf und vermarkten es dann gemeinsam gegenüber den Kundinnen und Kunden.»
Also eher kein «Beitrag zur Roadmap Elektromobilität des Bundes», sondern eine Marketingidee.

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Keine
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