Sperberauge

Corona: Regierung zahlte über 295 Millionen Euro für Werbung

Sperber © Bénédicte Sambo

mfr /  Die deutsche Regierung legt offen, wie viel sie in den letzten Jahren für Inserate, Werbespots und Influencing ausgab.

«Die Bundesregierung und nachgeordnete Bundesbehörden haben seit 2018 Honorare im Wert von 1,47 Millionen Euro an Journalisten für Moderationen, Texte, Lektorate, Fortbildungen, Vorträge und andere Veranstaltungen gezahlt. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion hervor», berichtete Infosperber im März

Doch diese Summe war nur ein Bruchteil der Ausgaben für Informationsmassnahmen, Anzeigen, Kampagnen und Werbung, wie sich nun herausstellt.

Im Zusammenhang mit Corona gab allein allein Bundesministerium für Gesundheit im Jahr 2020 über 45,8 Millionen Euro aus, 2021 waren es über 140 Millionen und 2022 mehr als 110 Millionen Euro. Zu den Begünstigten gehörte sogar die «Oberpfarr- und Domkirche zu Berlin». 

Dazu kamen fast 9,9 Millionen Euro, die das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung ins Bewerben der Corona-Warn-App steckte, plus fast vier Millionen in Informationen und Kampagnen zum Coronavirus.

Insgesamt, also nicht nur im Zusammenhang mit Corona, gab die Regierung Deutschlands für Informationsmassnahmen, Anzeigen, Kampagnen und Werbung im Jahr 2020 über 116 Millionen Euro aus. 2021 waren es mehr als 202 Millionen Euro und 2022 rund 194 Millionen Euro. Dabei handelt es sich um die reinen Schaltkosten ohne Agenturhonorare und «ohne Kreationskosten».

Mit dem Geld wurden Kampagnen gegen sexuellen Missbrauch, für Mindestlohn, für Alphabetisierung, zu 5G und vieles andere finanziert. Für die «Bewerbung Kanzlerin / Regierungspodcast» beispielsweise zahlten die deutschen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler 2020 mehr als 112’000 Euro. Im Jahr darauf kostete sie die «Bewerbung Regierungspodcast» bereits über 315’000 Euro. 

Zu den grossen Nutzniessern gehört die Medienagentur «Carat Deutschland». Über 100-mal taucht ihr Name im Zusammenhang mit Zahlungen der Regierungsbehörden in der Antwort auf die Kleine Anfrage der AfD-Fraktion auf. In den Jahren 2020 und 2021 wurden «Carat Deutschland» allein für «Corona-Kommunikation» über 175 Millionen Euro an Schaltkosten zugesprochen – ebenfalls ohne Agenturhonorare. 

Auch die «Mediaplus Gruppe für innovative Media» wird an vielen Stellen als Zahlungsempfängerin erwähnt. Sie bekam zum Beispiel im Jahr 2022 über 107 Millionen Euro an Schaltkosten für Corona-Kommunikation.

Platziert wurden die Botschaften der Regierung auf allen Kanälen: TV,  Printmedien, Online, Radio, Aussenwerbung und Kino. Ob und wie stark sich Redaktionen allenfalls durch dieses Manna an die Medienkonzerne beeinflussen liessen, wird schwierig festzustellen sein.

«Dem veränderten Informationsverhalten der Bürgerinnen und Bürger folgend» finanzierten die deutsche Regierung und ihre Behörden auch Influencerinnen und Influencer. Wenige arbeiteten unentgeltlich. Dazu gehörte beispielsweise der ehemalige Skispringer Sven Hannawald, der sich für ein Projekt zur psychischen Gesundheit einsetzte.

Die Influencerinnen und Influencer wurden regelmässig durch die beauftragte Medienagentur gebrieft. Um die Corona-Warn-App zu bewerben, teilten sich im Jahr 2020 rund 90 Influencerinnen und Influencer etwa 1,1 Millionen Euro. Im Jahr darauf bekamen fünf Influencerinnen und Influencer circa 246’000 Euro, um die Botschaft «Lass dich impfen» auf Social Media zu verbreiten. Wie sie diese rüberbrachten, war ihnen überlassen, denn «die redaktionelle Unabhängigkeit verbietet es, den Influencerinnen und Influencern konkrete Vorgaben zu machen, wie sie Botschaften in ihren Kanälen präsentieren», hält die Bundesregierung in ihrer Antwort fest. 

Verglichen mit den Ausgaben des Gesundheitsministeriums waren jene des Bundesministeriums für Verteidigung fast Peanuts: Zwischen 24 und 28 Millionen Euro jährlich liess es sich in den Jahren 2020 bis 2022 «Zielgruppenorientierte personalwerbliche Kampagnenmotive» kosten.

Die Kampagne zur Unterstützung von Pflegekräften musste mit bescheideneren Summen auskommen: Rund 3,1 Millionen Euro an Schaltkosten investierte das Gesundheitsministerium dafür im gleichen Zeitraum.

Ein Klacks im Vergleich zur Werbung der Wirtschaft

Verglichen mit den Summen, die grosse Konzerne für Werbung ausgeben, sind all diese Ausgaben der deutschen Regierungsbehörden ein Klacks. Laut dem «Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft» hat «allein Amazon 2021 in Deutschland rund 2 Milliarden Euro mit Werbung umgesetzt.» Fast 316 Millionen Euro flossen 2021 nur in die Arzneimittelwerbung – das sind über 110 Millionen mehr, als die deutsche Regierung für alle Anliegen – von «Torffrei gärtnern» bis zum Festakt des Bundesfreiwilligendienstes – im gleichen Jahr einsetzte. Das gesamte Marktvolumen der Werbewirtschaft in Deutschland betrug im Jahr 2021 rund 47 Milliarden Euro. 


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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5 Meinungen

  • am 22.05.2023 um 12:23 Uhr
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    Jo, und wir haben angeblich kein Geld für neue Lehrer, genügend Ärzte und Pfleger, wir müssen dauernd irgendwas schließen, weil es «unrentabel» geworden sei. Schulen können reguläre Stundenpläne nicht mehr einhalten, Leute müssen ewig auf Operationen warten, das Pflegepersonal ist verschlissen und überarbeitet, während gleichzeitig alle immer dicker und kränker werden. Ein paar Stunden Schulsport mehr in der Woche und wir hätten einige tausend Kinderdiabetiker, die später berufsunfähige teure Pflegefälle werden, weniger. In der antiken römischen Republik mussten Amtsträger aus eigener Tasche für die Renovierung und den Neubau von Tempeln aufkommen, Spiele ausrichten, die clientelae versorgen. Besoldung gab es auch nicht. Später im dt. Kaiserreich gab es die ersten Abgeordnetendiäten, damit auch Leute aus der Unterschicht im Parlament nicht verhungern. Einträglich war das nicht. Wie sich die Zeiten ändern.

  • am 22.05.2023 um 14:04 Uhr
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    Es ist mir Bizarres widerfahren, als ich den Titel gelesen habe. Er erschien mir als «Corona-Regierung zahlte über …». Nach eingehender Reflexion über die unzulässige Rezeption journalistischer Arbeit bin ich allerdings – noch bizarrer – zum Schluss gekommen, dass der falsch gelesene Titel eigentlich eher den seit 3 Jahren gelebten Tatsachen entspräche. Auf Infosperber erfahre ich, dass die genannten Zahlen auch in der Schweiz durchaus ihre Entsprechung finden: Für 22 Mio Franken «informierte» der Bund, und für 25 Mio Franken durfte diese Information vorwiegend durch 3 dominierende Verlagshäuser gratis verbreitet werden. Das BAG muss also keinen Vergleich gegenüber dem 10mal grösseren Deutschland scheuen.
    Nachdenklich stimmt freilich, dass sich sowohl die Regierenden als auch die Medien an solcherlei Regierungsführung gewöhnt haben. Der Krisenmodus perpetuiert sich als Alternative zum demokratischen Entscheid. «Angst essen Seele auf», hiess es einst bei Fassbinder. Wie wahr.

  • am 22.05.2023 um 14:51 Uhr
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    Ich muss neidvoll eingestehen, dass das Marketing der Pharmakonzerne wie Pfizer, BioNtech, Moderna & Co wunderbar funktioniert. Die Medien schaffen einen künstlichen Markt und als Regierungen bezeichnete Pharmalobby bringt deren Produkte unter das Volk.

  • am 22.05.2023 um 21:05 Uhr
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    Das scheint tatsächlich viel Beeinflussungsgeld zu sein. Allerdings: Die Behörden waren mit d Dilemma um die Solidarität konfrontiert. Es bestand viel Unsicherheit und allseits Unmut, bis hin zu kompletter Entfremdung und polit. Radikalisierung, geschürt zB durch viele irregeleitete «Experten» (Bhakdi etc), deren Besserwissertum gegen ‹die da oben› u deren David-gg-Goliath-Verschwörungspathos Wasser auf die Mühlen von Paranoikern jeder Couleur goss.
    Wo würden wir stehen ohne dezidierten Mainstream-Widerstand gegen «Wurmtherapien und Purzelbäume schützen vor Covid!!»-Verblödungen? Fake news sind objektiv Krankheits-vermehrend, szB ‹Conspirituality How New Age Conspiracy Theories Became a Public Health Threat›. Die Akzeptanz der Impfungen verhinderten über 1 Mio Tote in der EU (s.Eurekalert Apr 16 2023). So gesehen ist’s zwar peinlich, dass wir ge-›nudged› werden. Wachsamkeit bleibt nötig. In diesem Fall war’s womöglich – auch wenn Wutbürger da sogleich wieder die Faust rühren – richtig.

  • am 23.05.2023 um 10:04 Uhr
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    Ich habe im März 20 John Ioannidis Artikel «Why most published research findings are false» aus dem Jahr 2005 und den Vortrag «A fiasco in the making» gelesen. Weitere Studien wie beispielsweise vom Kreuzfahrtschiff Diamond Princess, Ischgl und viele viele mehr. Von da weg war absolut klar dass die ganze Covid Hysterie ein aufgeblasener Pharma-, Medien- und Politikfake war. Die einen um Geld zu verdienen, die anderen wegen schlichter Ahnungslosigkeit. 61j ungeimpft 2x infiziert absolut nichts passiert.

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