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Zukünftig fast ohne Airbnb: Das French Quarter in New Orleans ist bei Touristen beliebt. © CC

Airbnb kooperiert: Zugeständnisse in New Orleans

Daniela Gschweng /  Airbnb teilt Anbieterdaten mit US-Behörden und treibt für New Orleans in Zukunft auch Gebühren ein. Das Modell soll Schule machen.

«Wir mögen Touristen in New Orleans», sagt Anwaltsassistentin Mary Moses, die im historischen Viertel Faubourg Marigny von New Orleans lebt, «aber [hier] nebenan ist eine 24-Stunden-Party». Ein Airbnb-Gebäude ruiniere ihre Lebensqualität, beklagte sie sich gegenüber der «New York Times». Sie hofft auf Besserung, seit Airbnb mit der Stadt New Orleans eine Vereinbarung abgeschlossen hat.

Bewilligung für Vermieter, Daten für die Behörden

Die bisher einzigartige Absprache mit dem globalen Shareeconomy-Unternehmen könnte für Mary Moses tatsächlich etwas ändern. Die wichtigsten Vertragsklauseln:

  1. Die Herausgabe von Daten: Airbnb hat zugestimmt, Namen und Adressen der Anbieter von Wohnungen oder Häuser mit der Stadt zu teilen. Damit kann die Stadt illegale Vermietungen verfolgen. Die Daten werden jedoch nicht veröffentlicht.
  2. Steuern: In Absprache mit der Stadt wird Airbnb eine Übernachtungssteuer eintreiben.
  3. Maximale Übernachtungsdauer: Sie wird auf 90 Tage pro Jahr begrenzt.
  4. Verschonen des Altstadtviertels: Als Zugeständnis an die lokale Tourismusindustrie schränkt das 33-Milliarden-Dollar-Unternehmen die Angebote im bekannten «French Quarter» von New Orleans stark ein.

Während der Stadtrat von New Orleans die neuen Vorschriften Ende November verabschiedete, veröffentlichte Airbnb am 7. Dezember neue Firmenrichtlinien. Das Unternehmen feiert die Übereinkunft bereits als Zukunftsmodell. CEO Brian Chesky erklärte: «Wir haben uns immer als Partner der Städte verstanden, aber jetzt machen wir zunehmend Nägel mit Köpfen». Die konkreten Bedingungen sollen je nach Land und Ort angepasst werden.

Städte kämpfen weltweit für Regulierung

Seit seiner Gründung 2008 hat das kalifornische Unternehmen Airbnb die Tourismuslandschaft umgewälzt. Während es für Reisende einfacher wurde, schnell und günstig an ein Zimmer oder eine Wohnung zu kommen, sind ganze Wohnblocks zu Airbnb-Objekten geworden. Ruhige Wohnviertel wurden zu touristischen Hot-Spots, ohnehin knapper Wohnraum in Ballungszentren wurde wegen Airbnb-Anbietern noch knapper. Was als einfache Idee der Shareeconomy begann, hat an manchen Orten eine Dimension angenommen, die Behörden, Tourismusverbände und Anwohner aufgeschreckt hat.

Weltweit versuchen vor allem grosse Städte, die überbordende Kurzzeitvermietung zu regulieren. New York, Barcelona und andere Städte stritten sich mit Airbnb. Berlin führte das Zweckentfremdungsgesetz ein. Die Bemühungen hatten unterschiedlichen Erfolg, blieben aber nicht ohne Folgen für Airbnb. So ist das Airbnb-Angebot in Berlin laut Citylab um 40 Prozent geschrumpft. Gerade hat Airbnb eine Klage gegen die Stadt New York zurückgezogen, wo illegale Untervermietung mit hohen Strafen belegt ist. In einem Vergleich machte die Stadt das Zugeständnis, dass nur Vermieter bestraft werden und nicht Airbnb.

«Vielleicht wird es besser»

«Airbnb hat erkannt, dass es seinen Umgang mit Städten ändern muss», kommentierte Ryan Berni, stellvertretender Bürgermeister von New Orleans, die neue Vereinbarung mit Airbnb. Mary Moses hingegen wartet ab, ob die lärmigen Nachbarn irgendeine der neuen Vorschriften verletzen: «Vielleicht wird es besser werden», sagt sie.
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Diesen Artikel hat Daniela Gschweng aufgrund eines Berichts in der «New York Times» verfasst. Grosse Medien in der Schweiz haben bisher nicht darüber berichtet.


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