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Eine lizenzierte und überwachte Bewirtschaftung ist das wichtigste Instrument, um das Überleben der Ipe-Bäume und des Amazonasgebiets zu sichern, aber beides wird unterlaufen. © Bruno Kelly/Imaflora

Tropische Harthölzer oft aus illegalem Einschlag

Daniela Gschweng /  Das beliebte Hartholz Ipe stammt grösstenteils aus illegaler Abholzung, stellt eine schwedische Studie fest.

Das Holz für Aussenmöbel und Terrassendielen stammt meist aus den Tropen und hat damit oft ein Nachhaltigkeitsproblem. Verwendet wird es, weil es sehr beständig ist. Einheimische Harthölzer wie Eiche oder Esche sind unter europäischen Witterungsbedingungen weniger haltbar.

Tropische Harthölzer andererseits wachsen langsam und finden sich oft nur vereinzelt in natürlichen Waldgebieten. Ihr Anbau in Plantagen ist meist nicht möglich, die Herkunft des Holzes oft unklar. Der Verdacht: Viele stammen aus illegalem Einschlag.

Ipe/Lapacho: Die Bretter, die auch ein Tee sind

Ein beliebtes Hartholz ist Ipe, das fast ausschliesslich aus Brasilien stammt. Wobei die Bezeichnung «Ipe» mehrere Baumarten umfasst.

Ipe ist ein sehr feinporiges, dichtes Hartholz, das widerstandfähig gegen Pilze ist und nicht splittert. Bretter und Bohlen aus Ipe halten bis zu 30 Jahre lang und werden vor allem im Landschafts- und Gartenbau verwendet. Teeliebhaber:innen kennen Ipe auch als Lapacho – nach dem Tee, der aus der Innenrinde der Bäume gemacht wird.

Ipe wird nicht in Plantagen angebaut. Es stammt fast ausschliesslich aus Einschlag in brasilianischen Wäldern sowie zu einem geringen Anteil aus Bolivien, Paraguay und Peru. Das Ipe-Exportvolumen hat in den letzten zehn Jahren um 76 Prozent zugenommen.

Mindestens zwei Drittel illegaler Ipe-Einschlag

Zwischen zwei Dritteln und drei Vierteln des Ipe-Holzes aus der brasilianischen Provinz Pará wurden zwischen 2009 und 2019 illegal geschlagen, haben schwedische Forschende herausgefunden. Für die im Fachmagazin «Nature Sustainability» publizierte Studie analysierte das Team der Chalmers University of Technology in Schweden Handelsdaten und Einschlagsgenehmigungen des tropischen Holzes.

Die Auswertung habe zum Beispiel ergeben, dass 16 Prozent des gehandelten Ipe ohne gültige Genehmigung geerntet worden waren. Viele Landbesitzer hatten auf ihrem Land mehr Ipe geschlagen, als normalerweise auf dessen Fläche wächst. Es sei auch mehr Holz im Umlauf, als die offiziellen Produktionszahlen angeben würden, fasste die Hauptautorin Caroline S. S. Franca gegenüber «Eurekalert» zusammen.

Regierungswechsel bringt Hoffnung für bedrohte Holzarten

Ipe steht seit November 2022 auf der Cites-Liste der bedrohten Arten. In einigen Staaten Südamerikas ist der bis zu 35 Meter hohe Baum geschützt. Den Ipe-Arten droht dasselbe Schicksal wie anderen beliebten Harthölzern. Rio-Palisander (Rosenholz), der aus dem Instrumentenbau bekannt ist, kommt heute beispielsweise kaum noch vor.

Besonders kritisch: 80 Prozent der weltweit gehandelten Ipe-Menge komme aus nur 20 Gemeinden. Das berichtete «Mongabay» im vergangenen Jahr.

Illegaler Holzeinschlag habe dazu noch andere Folgen wie die Zunahme organisierter Kriminalität und die Zerstörung des Lebensraums indigener Gemeinschaften, erklärt Franca. Seit der brasilianische Präsident Lula da Silva im Januar seinen Vorgänger Jair Bolsonaro abgelöst hat, ist die Entwaldung in Brasilien zwar deutlich zurückgegangen. Es komme jedoch darauf an, dass bestehende und neue Gesetze auch umgesetzt würden, sagt Martin Persson, einer der Co-Autoren der Studie.

Konsumenten sollten genau prüfen – oder sich für einheimisches Holz entscheiden

Eine schwierige Situation für Konsumentinnen und Konsumenten. Wer will schon, dass für sein Sonnendeck illegal Regenwald abgeholzt wurde? Wer Beton und Plastik vermeiden und draussen möblieren will, kommt an Hartholz aber nicht vorbei.  

Labels sind da nur bedingt eine Lösung. Auch Zertifizierungen wie FSC (Forest Stewardship Council) stehen immer wieder in der Kritik. Franca empfiehlt, sich beim Kauf auf jeden Fall kundig zu machen, woher genau das Holz stammt, und nach Unterlagen zu fragen, die dessen Weg durch die Produktionskette dokumentieren. Nach den Cites-Regeln sind diese für geschützte Hölzer vorgeschrieben.

Einige Holzbauer empfehlen ihren Kunden, auf einheimische Hölzer auszuweichen, die bei guter Pflege oder Massnahmen wie Überdachung ebenfalls lange haltbar sind.

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Terrassenmöbel und -böden wie diese werden meist aus tropischen Harthölzern gefertigt, weil diese sehr witterungsbeständig sind.

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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Eine Meinung zu

  • am 17.12.2023 um 15:44 Uhr
    Permalink

    Man kann Tropenwälder durchaus nachhaltig und naturschonend nutzen. Es ist schade, dass sich hier keine Fachleute für Wald- und Holznutzung äussern. Es gibt Informationen im Internet, leider sind hier Links verboten.

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