Friedhof Chile Kupfer

Wo in Chile Kupfer abgebaut wird, ist die Krebsrate sehr hoch © ndr

Kupfer: Die dunkle Seite der Energiewende

Red. /  Das Geschäft mit Kupfer boomt. Es ist der Energiewende zu verdanken. Doch es ist ein schmutziges Milliardengeschäft.

Aurubis in Hamburg und Codelco im Norden Chiles sind die Hauptakteure im Dokumentarfilm «Schmutziges Kupfer: Die dunkle Seite der Energiewende», der vor wenigen Tagen auf ARD ausgestrahlt wurde. Aurubis ist der grösste Kupferproduzent Europas. Er bezieht Kupfer von der staatlich kontrollierten Codelco, das aus der weltweit grössten Abbaustätte des kostbaren Metalls im Norden Chiles stammt.

Der knapp dreiviertel Stunden lange Film deckt auf, wie schmutzig das Geschäft mit sauberer Energie sein kann. Kupfer ist sehr gefragt für die Schlüsseltechnologien der erneuerbaren Wind- und Solarenergie und für den Antrieb der Elektrofahrzeuge. Der Preis stieg auf seit Jahren nicht mehr erreichte Höhen. Minen und Produzenten machen Milliardengewinne. Doch die Umstände des Abbaus im Norden Chiles, in der Atacama-Wüste, einem der trockensten Orte der Erde, sind grauenhaft.
 
Obwohl es dort kaum regnet, verschlingt der Kupferabbau Unmengen an Wasser. Die Dörfer der Umgebung werden ausgetrocknet und der Rest des Wassers mit Schwermetallen kontaminiert. Das Ergebnis ist eine Krebsrate, die fünf bis sechsmal höher ist als sonst in Chile.

Und doch behaupten die Vertreter des Kupferproduzenten Aurubis in Hamburg, dass ihnen Nachhaltigkeit wichtig sei. Auf die vom Filmemacher mitgebrachte Wasseranalyse mit extrem hohen Arsenwerten und Bilder mit ausgetrockneten Böden geht der Nachhaltigkeitsveranwortliche des Unternehmens nicht ein (im Film ab Minute 27). Er könne sie nicht bewerten, kenne die Fakten nicht, weicht er aus, behauptet aber, dass die Menschenrechte für das Unternehmen eine «wesentliche Säule» seien. Die präsentierten Belege für die ökologisch katastrophalen Zustände im Norden Chiles nimmt der Nachhaltigkeitsverantwortliche nicht zum Anlass, die Geschäftsbeziehungen überprüfen zu wollen. Seine Reaktion eignet sich geradezu als kleine Fallstudie, wie ein Unternehmen nicht reagieren sollte, wenn es die Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzen will.
  
Der Film endet trotzdem positiv. Kupferabbau ist nicht mit Umweltzerstörung gleichzusetzen. In Kanada ist zu besichtigen, dass es auch anders geht. In Ontario, das vor 50 Jahren das am meisten vergiftete Gebiet in ganz Nordamerika war, die Flüsse und Seen praktisch tot waren und die einstigen Wälder einer Mondlandschaft glichen, sind die Wälder wieder gewachsen und die Gewässer von den Schwermetallen gesäubert.

Kupferabbau geht offensichtlich auch sauber, doch bedarf es dafür politischer Auflagen und mehr als wohlklingende Versprechen zu unternehmerischer Nachhaltigkeit.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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2 Meinungen

  • am 5.11.2022 um 13:21 Uhr
    Permalink

    Kanadische Rohstoff – und Bergbaukonzerne gehören zu den grössten und schmutzigsten Akteuren im Minengeschäft weltweit!

  • am 6.11.2022 um 13:45 Uhr
    Permalink

    Ich bemühe mich jedes Schnipselchen Kupfer und Messing rein und separat zu sammeln in der Hoffnung, dass sauberes Altmaterial wenigstens vollständig wiederverwertbar ist. Jedenfalls ist es wertvoll genug, dass es Maschinen gibt, welche die Isolation von alten Elektrokabeln entfernt. Ich wüsste gerne, was mit alten Armaturen geschieht (Messing verchromt).

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