Gebühr wirkt: Weniger Plastiksäckli an britischen Küsten
Seit Grossbritannien 2015 eine Gebühr für Einwegplastiksäckli eingeführt hat, sind die küstennahen Gewässer deutlich sauberer geworden. An britischen Stränden werden 80 Prozent weniger Säckli angeschwemmt. Das zeigt ein Bericht der Marine Conservation Society (MCS) über das vergangene Jahr.
Die Nichtregierungsorganisation erhebt mithilfe von zehntausenden Freiwilligen seit 30 Jahren Daten über Müll an den Stränden Englands, Schottlands, Nordirlands, Wales und der Kanalinseln. 2014 sammelten Helferinnen und Helfer noch durchschnittlich fünf Säckli an 100 Metern Strand ein, inzwischen nur noch eines.
Seit 2015 müssen Kundinnen und Kunden in britischen Läden für Plastiksäckli bezahlen. Aus anfangs 5 Pence (5,5 Rappen) sind in England und Schottland inzwischen 10 Pence geworden sowie 25 Pence in Nordirland. In Wales kosten die Einwegsäckli weiterhin fünf Pence.
Gebühr wirkte schnell und deutlich
Die geringe Gebühr wirkte beinahe umgehend. 2018 wurden deshalb 86 Prozent weniger Einwegtüten verkauft, berichtete «Der Spiegel». Aus 7,6 Milliarden Säckli, die noch 2014 abgegeben worden waren, seien noch etwas mehr als eine Milliarde geworden. Eine Studie des britischen Zentrums für Umwelt- und Meeresforschung bestätigte, dass sich inzwischen viel weniger Plastikabfall in Fischernetzen fand.
Die marine Umwelt profitiert davon enorm. Gut drei Viertel des im Meer treibenden Mülls besteht aus Plastik. Auf einen Quadratkilometer Meeresoberfläche kommen so bis zu 18’000 Plastikteile, die pro Jahr schätzungsweise eine bis anderthalb Millionen Meerestiere das Leben kosten. Nicht in diesen Zahlen inbegriffen ist der Abfall, der auf den Meeresgrund absinkt. Nur ein Teil davon sind Plastiksäckli.
Britinnen und Briten kommen ohne Einmalsäckli zurecht
Es gibt etliche Dinge, von denen sich jeder fragt, warum sie nicht schon immer da waren. Aber es geht offensichtlich auch umgekehrt. Durchschnittlich verwende eine Person in Grossbritannien nur noch zwei Plastiktüten im Jahr, berichtete «Watson» im vergangenen Jahr.
Die Meeresverschmutzung durch Plastiktabletts, -besteck und -trinkhalme sowie Wattestäbchen habe seit 2022 ebenfalls abgenommen, berichtete die Marine Conservation Society. MCS führt das ebenfalls auf Verbote zurück. Zugenommen habe jedoch die Menge an «Drinks-related Littter», also Flaschen, Getränkedosen und Plastikdeckel.
Zur Erinnerung: Eine Plastikflasche benötigt 450 Jahre, bis sie sich im Meer zersetzt hat. Eine dünne Einwegplastiktüte ist da mit 20 Jahren schon ein Leichtgewicht.
Nicht nur Meereslebewesen sterben an Plastik, auch für Menschen ist die Abfallflut gefährlich. Das aus den schwer zersetzbaren Materialien entstehende Mikroplastik findet sich mittlerweile in fast jedem Bereich der Umwelt und auch im Körper. Hinweise, dass Mikroplastik schädlich ist, mehren sich. Eine jüngere Studie, die noch nicht durch eine sogenannte Peer Review überprüft wurde, fand hohe Mengen Plastik im Gehirn.
Microplastik gelangt in alarmierenden Mengen ins Gehirn
Eine Studie der University of New Mexico, die bisher nur als Preprint vorliegt, fand erhebliche Mengen Mikroplastik im Gehirn von Verstorbenen – zehn bis zwanzigmal mehr als in allen anderen Organen. In 24 von 91 Proben machte Mikroplastik durchschnittlich 0,5 Prozent des Gehirngewichts aus. Die Studie bestätigt eine andere, die im vergangenen Jahr feststellte, dass Nanopartikel aus Plastik erschreckend schnell ins Gehirn gelangen (Infosperber berichtete). Bei Personen, die an Demenz gelitten hatten, habe sich dazu zehnmal mehr Plastik im Gehirn befunden als bei Gesunden, beschreibt der «Guardian».
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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