Medienwoche

Zwei Beiträge der «Medienwoche» und die heisse Frage: To link or not to link? © -

Die Namenliste und die Karawane der Scheinheiligen

Kurt Marti /  Nachdem Infosperber die Namenliste der TA-Redaktoren publiziert hatte, übten sich einige KritikerInnen in Scheinheiligkeit.

Infosperber veröffentlichte als erste Online-Plattform den Protestbrief der Tagi-RedaktorInnen zusammen mit der Liste der UnterzeichnerInnen. Letzteres hatte vereinzelte, kritische Kommentare zur Folge. Beispielsweise meldete sich TA-Redaktor Amir Ali auf seiner Facebook-Seite und auf Twitter zu Wort: «Publikation dieser Liste ist fahrlässig. Auf Infosperber will ich dann nix mehr zu Datenschutz lesen.» Gleichentags relativierte er aber auf seiner Facebook-Seite: «Ich hab auch kein Problem damit, sonst würde ich mich ja nicht hier noch pseudo-öffentlich drüber auslassen, aber grundsätzlich hat diese Liste im Internet nix verloren.»

Trotz Kritik wird fleissig auf die Namenliste verlinkt

Ebenso scheinheilig ist es, wenn sich Medienwoche-Redaktor Nick Lüthi in einem Medienwoche-Artikel kritisch zur Publikation der Namenliste äussert und gleichzeitig verlinkt die Medienwoche prominent gleich daneben (siehe Bild oben) auf einen Artikel von Medienwoche-Redaktor Ronnie Grob auf der Internetseite des Zürcher Pressevereins, der auf die Namenliste bei Infosperber verlinkt. Doch damit nicht genug: Der Medienwoche-Artikel erwähnt auch einen Tweet von impressum-Geschäftsführer Urs Thalmann, für den es sich «von selbst» versteht, die Namenliste nicht zu publizieren. Doch gleichzeitig verlinkte die mit Abstand grösste impressum-Sektion, nämlich der oben erwähnte Zürcher Presseverein, auf die Namenliste bei Infosperber. Damit schliesst sich der Kreis der Scheinheiligen.

Inzwischen hat impressum-Geschäftsführer Thalmann in einem Kommentar zum Medienwoche-Artikel erklärt, er halte es für «selbstverständlich, dass der Verband der Journalistinnen – eben impressum – die Namen nicht publik macht», fügt jedoch hinzu: «Was andere machen, beurteilen wir damit aber nicht!» Offensichtlich gehört zu den «anderen» auch die impressum-Sektion Zürcher Presseverein.

«Erkenntnisgewinn» für Medienwoche-Redaktor

In einer Mail-Anfrage wollte Medienwoche-Redaktor Lüthi von Infosperber wissen, welchen «Erkenntnisgewinn» sich Infosperber durch die Publikation der Liste erhofft habe. Diese Frage hätte er gleich selber beantworten können, denn neben vielen anderen profitierte auch Lühti vom «Erkenntnisgewinn». Ohne die Publikation der Namenliste hätte er nämlich nicht so munter auf Twitter mitzwitschern können, beispielsweise: «Die Liste der Nichtunterzeichner ist lang, sehr lang. Sieht ganz nach einer gespaltenen Redaktion aus.»


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Keine

Zum Infosperber-Dossier:

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