Sperberauge
Radio «SRF» betreibt Angstmacherei zugunsten der Grippe-Impfung
Offensichtlich hat die «SRF»-Redaktion die Studie, auf die sich diese am Vormittag stündlich wiederholte Meldung bezog, nicht recht gelesen.
«Grippeviren erhöhen das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Zu diesem Schluss kommen Forschende aus den USA. Sie haben über 150 Studien zum Thema ausgewertet und ihre Erkenntnisse im Fachmagazin «Journal of the American Heart Association» veröffentlicht», tönte es aus dem Radio.
«Über 150 Studien zum Thema ausgewertet» – das klingt beeindruckend. Was «SRF» jedoch verschwieg: Die Autoren dieser Studie hatten über 52’000 Studien gescreent und entschieden, nur 155 davon in ihrer Studie auszuwerten. Die Mehrzahl davon befasste sich mit HIV-Infektionen und nicht mit Influenza (Grippe).
Die Radiohörerinnen und -hörer erfuhren weiter: Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, sei im ersten Monat nach einer Grippe fünfmal so hoch wie bei Menschen ohne Grippe. Das Risiko für einen Herzinfarkt sei viermal so hoch.
Was «SRF» nicht erwähnte: Die Aussage zum Schlaganfall beruht bloss auf drei Studien. Die zum Herzinfarkt beruht nur auf sechs Studien.
Eine kurze Überprüfung ergibt weiter: Eine der sechs Studien zum Herzinfarkt untersuchte die Folgen von Infektionen mit Grippe-, Adeno-, Rhino- und anderen Erkältungsviren sowie bestimmten Bakterien und warf dabei alle Erreger «in einen Topf». Es ging dort also gar nicht ausschliesslich um Grippeviren. Warum die Studienautoren eine 7. Studie, die sie eigentlich eingeschlossen hatten, bei ihren Berechnungen zum Herzinfarkt-Risiko wieder ausschlossen, erläutern sie nicht. Ihre Ergebnisse hängen zudem stark davon ab, welchen Zeitraum sie betrachteten. Das Herzinfarktrisiko etwa war in den ersten Tagen nach der Grippe am höchsten, dasjenige für einen Schlaganfall dagegen geben sie nur für den ersten Monat nach der Grippe an.*
«SRF» fuhr fort: Dieses Phänomen – also mehr Schlaganfälle und Herzinfarkte – zeige sich auch nach anderen Virusinfektionen, allerdings nicht so stark wie bei der Grippe. Bei einer Covid-Infektion zum Beispiel steige das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall um rund das Dreifache. Auch das gelte für den ersten Monat nach der Infektion.
Was «SRF» unterschlug: Dieses Resultat beruht lediglich auf 3 der Studien und es bezieht sich ausserdem nicht, wie in den Nachrichten zu jeder Stunde wiederholt, auf einen Zeitraum von einen Monat, sondern auf eine Dauer von 14 Wochen nach der Infektion.**
«SRF» weiter: Impfungen gegen Viren könnten das Risiko für schwere Herz-Kreislauferkrankungen senken.
Es entsteht der Eindruck, dass es sich um eine plumpe Werbung zugunsten der Grippe-Impfung handelt. «Blick» titelte: «Forscher plädieren fürs Impfen: Grippe und Corona erhöhen Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko». Die «SDA» verbreitete: «Grippe und Covid erhöhen Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko – Grippeimpfung kann nicht nur vor Grippe schützen».
Was «SRF» wiederum nicht erwähnte, ist zum Beispiel eine Studie, die 2020 in der gleichen Fachzeitschrift erschien. Dort fanden die Autoren in der Woche nach Grippe-ähnlichen Erkältungen ein erhöhtes Herzinfarktrisiko und im Monat danach ein erhöhtes Schlaganfallrisiko – aber keinen Zusammenhang mit der Wirksamkeit der Grippeimpfung.
Fazit: Dass Infektionen das Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko erhöhen können, ist nicht neu und unbestritten. Doch wenn «SRF» wirklich informieren wollte, müsste es sich auch mit all der Kritik auseinandersetzen, die Fachleute seit Jahren vorbringen. Und nicht nur mit einer Studie, die angeblich «über 150 Studien zum Thema ausgewertet» hat.
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*Wie im Artikel geschrieben, geben die Studienautoren das Schlaganfallrisiko nach einer Grippe im Text der Studie für einen Monat an, in einer Grafik allerdings gestaffelt für 1-7 Tage (3 Studien), 8-14 Tage (2 Studien) und 15-28 Tage (2 Studien). Der Satz muss deshalb richtig heissen: Das Herzinfarktrisiko war in den ersten Tagen nach der Grippe am höchsten, dasjenige für einen Schlaganfall in der zweiten Woche. Die siebte Studie wurde nicht in die Berechnungen einbezogen, weil sie die Risiken nicht getrennt nach Herzinfarkt und Schlaganfall aufschlüsselte. Aus der anderen Studie flossen einzig die Grippe-Infektionen in die Berechnung ein. Die Autorin entschuldigt sich für den Fehler.
**Im Text der Studie schreiben die Studienautoren von 3 Studien, die das Herzinfarkt- und das Schlaganfallrisiko für 14 Wochen angeben. Dabei handelt es sich um einen Fehler der Studienautoren, denn in der dazugehörenden Grafik stellen sie das Risiko gestaffelt für 1-14 Tage (2 Studien zum Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko, 2 weitere nur zum Schlaganfallrisiko) und 15-28 Tage (1 Studie zum Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko, 2 nur zum Schlaganfallrisiko) dar.
An der Hauptaussage des Artikels ändert sich dadurch nichts.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.










Mit allergrösster Wahrscheinlichkeit hat die SRF-Redaktion hier einfach einen Pressetext in Kurzversion von einer Presseagentur übernommen. Den Leuten fehlt schlicht die Zeit, die Aussagen zu verifizieren. Warum man 52’000 Studien zu einem gleichen oder ähnlichen Thema macht ist eine ganz andere Frage…
Vor langer Zeit wurde eine Studie einer renommierten USA-Uni veröffentlicht (und im Radio verbreitet), die untersuchte, welches die zehn unsichersten Staaten der Welt seien. Platz 10: die Schweiz. «Die wechseln jedes Jahr ihren Präsidenten (!)» hiess es von der Uni. Es brauchte den Einsatz des CH-Botschafters in den USA, um den Leuten zu erklären, warum und wie wir den Präsidenten (Bundespräsident) jedes Jahr neu bestimmen. Soviel zu der Glaubwürdigkeit von Studien. Diese Story erzählte der Herr ex-Botschafter Ambühl an einem seiner Vorträge.
Herzlichen Dank für die Klarstellung. Dies bestätigt nur einmal mehr dass die MS Medien nicht wirklich interessiert sind an einer nachhaltigen Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung denn diese würde anders aussehen. Dumm nur, dass wir solche Informationskanäle noch mit unseren Steuergelder unterstützen.
Ein alter Hut, dass viele bakterielle und virale Infektionen unangenehme Spätfolgen haben können. Früher wurde regelmäßig von den Hausärzten gewarnt, Infekte gut ausheilen zu lassen, nicht zu schnell Fieber zu senken und sofort wieder am Arbeitsplatz zu stehen. Entscheidend sind Alter, Allgemeinzustand und Immunlage, wie sich eine Infektion später einmal unangenehm manifestiert. Das Bewerben der Grippeimpfung erzeugt die Illusion, diesen Folgen ausweichen zu können und das ist falsch, denn die Wirksamkeit ist gering und bei Vorerkrankten, Alten und Dicken noch schlechter – genau die Gruppe der man eigentlich helfen möchte. Vielleicht kommt man mit Verbesserung des Allgemeinzustands durch Abhärtung, Schlaf, Sport, Ernährung und Nahrungsmittelergänzung weiter als mit einer unklaren Impfung.
SRF hätte ja ein Verbot von Grippeviren fordern können 😉
Spass beiseite: Interessant wäre doch, ob die Impfung solche Risiken wirklich senkt. Ich habe immer nur von «Experten» gelesen, welche die Impfung empfehlen, aber noch nie eine seriöse Studie gesehen, welche den Nutzen der Impfung klar belegt.
Wenn gute und aussagekräftige Studien existieren, dann muss man nicht aus 52’000 Studien 150 auswählen und versuchen, aus diesen eine Aussage zu extrahieren. Dann kann man einfach die besten Studien (es sollte eine einstellige Zahl bleiben) zitieren, und gut ist. Denn auch bei Übersichtsstudien gilt das Gigo-Prinzip: Garbage in, garbage out. Schlechte Studien werden nicht besser, wenn sie in Massen kommen.
Die Studienautoren haben 52’336 Studien zunächst mit Hilfe einer Software gescreent, die sich selbst rühmt, die «pioneering AI-powered platform» zu sein. Es wurden jeweils Titel und Zusammenfassung gescreent. Allerdings ist bekannt, dass die Qualität der Zusammenfassung oft zu wünschen übrig lässt.