Sperberauge

Reiche Länder nehmen armen fehlende Antibiotika weg

Sperber © Bénédicte Sambo

Red. /  Fehlende antibiotikahaltige Säfte für Kinder dürfen Bundesländer aus dem Ausland importieren, wo ebenfalls Mangel herrscht.

Bei antibiotikahaltigen Säften für Kinder bestehe in Deutschland ein Versorgungsmangel, stellte das Bundesgesundheitsamt am 19. April fest. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hofft, dass ein Gesetz zur Beseitigung der Medikamentenengpässe («Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz») von Bundestag und Bundesrat rasch angenommen wird. Behörden könnten dann unter anderem ermöglichen, dass Apotheken Medikamente aus Spanien beziehen und abgeben können, obwohl diese keine deutschen Verpackungen haben, erklärte der Sprecher des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), Florian Lanz, gegenüber dem Spiegel. Die Pharmafirmen dürfen für solche Kinder-Medikamente von den Krankenkassen einen höheren Preis verlangen, sodass sich Lieferungen nach Deutschland mehr lohnen.

Das Nachsehen haben unter anderem Spanierinnen und Spanier, weil dort ebenfalls ein Mangel herrscht und Deutschland ihnen diese Medikamente wegkauft.

Amoxicillin.Spanien,ElPais
In Spanien müssen Eltern das Breitband-Antibiotikum Amoxicillin für Erwachsene zuweilen selber dosieren und als Sirup zubereiten.

Laut der Zeitung «El Pais» war in Spanien der Mangel an antibiotikahaltigen Säften bereits im November so gross, dass das spanische Gesundheitsministerium am 23. November die Apotheken ermächtigte, Antibiotika für Erwachsene –500- oder 750-Milligramm-Packungen Amoxicillin – bei Bedarf an Eltern zu verkaufen, welche die Tabletten in die erforderlichen 250-Milligramm-Dosen für Kinder aufteilen und dann in Wasser verdünnen können. Ziel sei es, die oralen Suspensionssirup-Präparate für «Patienten unter 6 Monaten zu reservieren».


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Zum Infosperber-Dossier:

Antibiotika

Wenn Antibiotika nicht mehr wirken

Eine tödliche Gefahr im Spital: Keime, die gegen Antibiotika resistent sind, verbreiten sich seit langem.

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4 Meinungen

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 8.05.2023 um 10:14 Uhr
    Permalink

    Die «we-first» Mentalität ist zur Staatsraison geworden.

    Und so verbleiben Millionen ungenutzter Covid-Impfungen zur Entsorgung beim Bund…

    • am 9.05.2023 um 11:22 Uhr
      Permalink

      Was ist der Unterschied zwischen «we-first» und «ICH»? Ist eines der Staat und das andere seine EinwohnerInnen?

  • am 8.05.2023 um 10:28 Uhr
    Permalink

    Wieso gilt Spanien als «armes Land»? Der Artikel betreibt ein bißchen das Opferklischee der armen Südländer, die von den reichen Deutschen gelinkt werden. Selbst nach schnellem Lesen kann das doch nicht stimmen: die spanische Regierung kann den Export von Antibiotika mit der Begründung dringenden Eigenbedarfes unterbinden. Sie kann im Falle eines Notstandes sogar verstaatlichen, um die eigene Versorgung zu sichern. Sie kann auch auf diplomatischer und auf EU-Ebene tätig werden.

  • am 9.05.2023 um 07:07 Uhr
    Permalink

    Der Autor schreibt «unter anderen»Spanien. Das heißt, es betrifft nicht nur Spanien.Und Ausland heißt «nicht Europa». Und nicht EU ist z. B. Afrika, Südamerika und der Nahe Osten. So verstehe ich den Artikel.

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