Sperberauge

Integration muslimischer Migranten

Christian Müller © zvg

Christian Müller /  Können muslimische Migranten in Europa wirklich integriert werden? Und wenn ja, wie? Jeder weiss es besser.

«Als am Dienstag dieser Woche im Rahmen des Basler Erasmus-Jubiläums eine Podiumsdiskussion mit Ahmed Aboutaleb, dem Bürgermeister von Rotterdam, stattfand, waren meine Erwartungen – und sicher auch die vieler Teilnehmer – hoch gesteckt. Aboutaleb ist nicht nur der erste muslimische Bürgermeister einer europäischen Grossstadt, er ist auch ein Migrationsexperte, der in den vergangenen Jahren wiederholt seine Positionen sehr prägnant vertreten hat.»

Das schrieb der bekannte Journalist und Maghreb-Kenner Beat Stauffer auf der Basler Regional-Infoplattform OnlineReports. Und etwas weiter unten:

«Eine spannende Debatte war somit angesagt. Nach einem Reigen von kleineren und grösseren Ansprachen und ein paar Kurzreferaten mit Bezug zu Erasmus kam dann schliesslich Aboutaleb zu Wort. In freier Rede skizzierte er seinen Lebensweg, der ihn aus einem armseligen Kaff im Norden Marokkos zum höchsten Amt der niederländischen Hafenmetropole führte. Dabei betonte er unter anderem, dass die entscheidenden Schritte zur Integration von den Migranten selber kommen müssten und dass sich viele Einwanderer zu stark als Opfer betrachteten.

Wer nun aber im darauffolgenden Podium eine spannende Debatte erwartete, wurde bitter enttäuscht. Kein einziger, keine einzige der Podiumsgäste ging wirklich auf Aboutalebs Thesen ein. Es entstand der Eindruck, als würde man es vorziehen, seine pointierten Aussagen mit Stillschweigen zu übergehen.»

Von anderen lernen ist nicht verboten

Weder Rebekka Ehret, die das Basler Integrationsleitbild entworfen hatte, noch die Basler SP-Grossrätin Edibe Gölgeli noch Walter Leimgruber, der Präsident der Eidgenössischen Migrationskommission, liessen sich – gemäss Bericht auf OnlineReports – auf eine Diskussion mit dem speziell zu dieser Veranstaltung angereisten Rotterdamer Bürgermeister ein. Siehe den ausführlichen Bericht auf OnlineReports.

Sich der Meinung des muslimischen Bürgermeisters Ahmed Aboutaleb einfach zu hundert Prozent anzuschliessen, der vor allem auf Eigenverantwortung der Immigranten pocht, ist nicht das Thema. Unterschiedliche Meinungen sind für jeden Fortschritt bei der Lösung komplexer Probleme dringend nötig. Wer sich aber verhält wie die drei Basler Migrationsspezialisten, der hat eine echte Chance verpasst, aus der Erfahrung Anderer zu lernen. Und man darf sich dann nicht wundern, wenn rechtspopulistische Kreise von einer realitätsfernen, abgehobenen Polit-Elite sprechen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

Zum Infosperber-Dossier:

Afghanischer_Flchtling_Reuters

Migrantinnen, Migranten, Asylsuchende

Der Ausländeranteil ist in der Schweiz gross: Die Politik streitet über Asyl, Immigration und Ausschaffung.

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5 Meinungen

  • am 16.06.2016 um 11:59 Uhr
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    Auch wenn dies bei infosperber nicht gerne gelesen wird: Den Funktionären der Asylindustrie geht es halt eben doch in erster Linie um das Erhalten der eigenen Pfründen!
    Immerhin rechne ich es infosperber hoch an, dass dieser Beitrag veröffentlicht worden ist.

  • am 17.06.2016 um 00:34 Uhr
    Permalink

    Eine gute Integrationsmöglichkeit in das Einbeziehen jugendlicher Emigranten in lokale
    Fussballteams. Oder das Beispiel von Schweden, das junge Somalier als Hockeyspieler ausbildete und in Sibirien spielen liess. Heut gibt es gemischte weisse/schwarze Mannschaften in Schweden. Ein toller Erfolg. Bauen wir unsere Berührungsängste endlich ab. Martin A. Liechti, Maur

  • am 17.06.2016 um 00:34 Uhr
    Permalink

    Eine gute Integrationsmöglichkeit in das Einbeziehen jugendlicher Emigranten in lokale
    Fussballteams. Oder das Beispiel von Schweden, das junge Somalier als Hockeyspieler ausbildete und in Sibirien spielen liess. Heut gibt es gemischte weisse/schwarze Mannschaften in Schweden. Ein toller Erfolg. Bauen wir unsere Berührungsängste endlich ab. Martin A. Liechti, Maur

  • am 17.06.2016 um 08:37 Uhr
    Permalink

    Ja genau, Herr Liechti. Fussball ist ja ein Mittel, das gegen praktisch alle Übel hilft. Wie völkerverbindend und friedensstiftend diese Sportart (oder Geschäftssparte) ist, können wir zur Zeit wieder den Berichten über das Geschehen rund um die EM entnehmen.

  • am 18.06.2016 um 22:04 Uhr
    Permalink

    Danke, dass sie auf diese Podiumsdiskussion aufmerksam gemacht haben.
    Politiker, welche eine Diskussion mit Andersdenkenden auf diese Weise verweigern, verspielen ihre Glaubwürdigkeit.
    Der Ansatz von Ahmed Aboutaleb zeugt meines Erachtens auch von Respekt gegenüber Migranten. Denn wenn wir jemandem zumuten, Verantwortung für sich selbst zu überhehmen, dann heisst das ja auch, dass wir die Person als erwachsen und zurechnungsfähig einschätzen.

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