Sperberauge

Lehrpersonen mit ausländischen Diplomen unterrichten bereits

Sperber © Bénédicte Sambo

Pascal Sigg /  Zu früh gefreut: Tamedia suchte eine gute Nachricht zum Lehrkräftemangel. Doch die Kantone tricksen schon länger.

«Bald unterrichten Lehr­personen mit ausländischem Diplom an Schweizer Schulen», titeln am Montag, 6. Mai, die Tamedia-Zeitungen.

Endlich eine gute Nachricht, könnte man denken. Denn im Artikel steht auch, die Kantone würden damit auf den Fachkräftemangel reagieren.

Doch tatsächlich dürften bereits zahlreiche Lehrpersonen mit ausländischem Diplom an Schweizer Schulen unterrichten. Dies zeigt eine Statistik des Bundes und der Kantone, die Infosperber ausgewertet hat.

Ein Beispiel: In den Kantonen Bern und Zürich unterrichteten im Schuljahr 2022/23 je bereits über 1000 Vollzeitäquivalenzen, die nicht vollständig qualifiziert sind. Infosperber fragte deshalb vor wenigen Wochen beim Kanton Zürich nach.

Die Antwort zeigt, dass in den Kantonen der Spielraum zur Anerkennung von Lehrpersonen mit ausländischem Diplom bereits bekannt ist und genutzt wird. Bei sogenannt nicht voll qualifiziertem Personal handle es sich nämlich um Personen in Ausbildung auf Sekundarstufe II, in Heilpädagogik, Deutsch als Zweitsprache sowie um solche mit ausländischem Lehrdiplom.

Viele Eltern, welche die Bildungskrise an den Schulen ihrer Kinder erleben, dürften gute Nachrichten zum Lehrkräftemangel gerne lesen. Und dass Kantone auch versuchen, ausländische Lehrpersonen anzuerkennen und mit Kursen auf ihren Job in der Schweiz vorzubereiten, ist eine längst überfällige Massnahme.

Aber das Potenzial dürfte kleiner sein als erhofft. Denn die betroffenen Kantone und Gemeinden kennen das Problem schon viel länger als die Medien. Und sie tricksen bei der Anerkennung nicht voll qualifizierter Lehrpersonen bereits seit Jahren.


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