Kommentar

Aufwertung des Frankens verschafft mehr Kaufkraft

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

upg /  Gute Nachricht für KonsumentInnen: Dank Frankenaufwertung können sie sich den gleichen Lebensstandard mit weniger Arbeit leisten.

Die heute beschlossene Freigabe des Frankenkurses ist kein Grund zum Jammern. Denn der stärker werdende Franken bringt viel mehr Vorteile als Nachteile. Vom Heizöl über Medikamente bis zu allen ausländischen Lebensmitteln und Kleidern wird alles günstiger. Mit dem gleichen Lohn können

  • wir mehr kaufen als bisher, oder
  • wir können unsere Arbeitszeit verkürzen und uns trotzdem die gleichen Güter und Dienstleistungen leisten.

Mit dem stärker werdenden Franken verbessert die Schweiz ökonomisch ausgedrückt das Austauschverhältnis zwischen schweizerischen und ausländischen Produkten. Für die gleiche Menge Waren, die wir ans Ausland verkaufen, erhalten wir eine grössere Menge Waren als bisher aus dem Ausland. Was wollen wir noch mehr?
Wenn wir unseren gesamten Konsum nicht weiter steigern, braucht es zur Befriedigung unserer materiellen Bedürfnisse dank des starken Frankens weniger Erwerbsarbeit, also weniger Arbeitsplätze. Darüber sollten wir uns freuen und nicht jammern. Wir leben und konsumieren nicht, damit wir arbeiten können. Sondern wir arbeiten, um leben zu können. Die meisten gehen einer Erwerbsarbeit nach, um ihre Bedürfnisse und die Bedürfnisse anderer zu befriedigen.
Wenn wir unsere bisherigen Bedürfnisse insgesamt mit weniger Erwerbsarbeit befriedigen können, geht es in erster Linie darum, die Einkommen und die Erwerbsarbeit besser zu verteilen.

  • Die schlechteste Form der Verkürzung der allgemein nötigen Arbeitszeiten ist erhöhte Arbeitslosigkeit.
  • In Zeiten von Arbeitslosigkeit braucht es deshalb finanzielle Anreize für alle, welche ihre Arbeitszeit verkürzen oder freiwillig aus dem Erwerbsleben aussteigen möchten.
  • Die Arbeitslosigkeit mit Anreizen und Zwang zum Mehrkonsum oder mit Subventionen von Exporten, also mit Anreizen zum Wirtschaftswachstum, beseitigen zu wollen, bevormundet die Konsumentinnen und Konsumenten – und ist überdies keine enkeltaugliche Politik.

Weniger ausländische Arbeitskräfte nötig
Weniger Erwerbsarbeit, bedeutet überdies, dass die Schweiz auf weniger ausländische Arbeitskräfte angewiesen ist. Das bremst die Zuwanderung und das Bevölkerungswachstum, ohne dass die Schweiz Kontingente einführt oder das Bevölkerungswachstum mit einer Vorgabe absoluter Zahlen beschränkt.

Vorerst Exportunternehmen betroffen
So wie die Importe für Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten billiger werden (was gebeutelte Länder wie Griechenland, Portugal oder Italien freut), werden Exporte aus der Schweiz für ausländische Konsumentinnen und Konsumenten teurer. Deshalb braucht es vorerst in der Exportindustrie weniger Arbeitsplätze und eine Neuverteilung der Arbeit. Allerdings bestehen auch Schweizer Exportprodukte im Durchschnitt wertmässig zur Hälfte aus importierten Rohstoffen und Halbfabrikaten, welche die Exportunternehmen jetzt zu günstigeren Preisen importieren können. Überdies stellt etwa jedes dritte Exportunternehmen seine Preise in Schweizer Franken in Rechnung, wird die Preise jedoch etwas nach unten anpassen müssen.
Zur Exportindustrie gehört ökonomisch auch der Tourismus in der Schweiz: Ein stärkerer Franken macht das Reisen ins Ausland für Schweizer günstiger, aber das Reisen in die Schweiz für Ausländer teurer. Das werden die Tourismus-Orte zu spüren bekommen.
Dank stärkerem Franken etwas mehr Wettbewerb
Insgesamt hat ein stärkerer Franken die erfreuliche Wirkung, dass endlich etwas mehr Wettbewerb einkehren wird. Was die Lobbys im Parlament mit einem relativ schwachen Kartellgesetz und mit Direktimportverboten und -hindernissen für manche ausländischen Produkte und Dienstleistungen verhindert haben, kann ein stärkerer Franken wenigstens teilweise wettmachen – zur Freude von Konsumentinnen und Konsumenten.

Siehe
«KOF-Professor bestätigt Infosperber-Kommentar» vom 19.1.2015


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

Zum Infosperber-Dossier:

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Die Euro- und Währungskrise

Noch mehr Geldspritzen und Schulden bringen die Wirtschaft nicht mehr zum Wachsen. Sie führen zum Kollaps.

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Vor- und Nachteile einer Aufwertung

Ein starker Franken macht alles aus dem Ausland billiger. Dafür werden Schweizer Produkte im Ausland teurer.

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15 Meinungen

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 15.01.2015 um 15:45 Uhr
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    Hätte die Nationalbank diesen Börsencrash Ende Dezember «organisiert» hätten wir wenigstens steuermässig etwas davon gehabt. So können pensionierte zur Kenntnis nehmen, dass ausser Spesen wohl nichts gewesen ist. Welcher Teufel hat die Nationalbank zu diesem Sprung getrieben ?

    Da sagt man immer wieder «keine Wellen machen».

    Für diesen Verlust gibt es wohl keine Steuerrabatte…

  • Portrait_Jrg_Schiffer
    am 15.01.2015 um 17:37 Uhr
    Permalink

    Der schöne potemkinsche Nationalbankgewinn hat sich in Luft aufgelöst, die Träume der kantonalen Finanzminister auf einen fetten Zustupf ebenso. Sie beweinen die mit der Aufhebung des Bankgeheimnisses wegfallenden Steuerfluchtgelder und wollen nicht einsehen, dass diese Steuerfluchtgelder massgeblich zum hohen Frankenkurs beigetragen haben. Die Banken haben profitiert – der Staat und die Wirtschaft haben das Nachsehen. Die Nationalbank hat es verpasst, zum richtigen Zeitpunkt aus dem von der Wirtschaft gehätschelten gefährlichen Mindestgrenzmanöver auszusteigen.
    Die Wachsdummsideologie hat einen argen Dämpfer erlitten. Die Freude auf die Gewinnmaximierung um jeden Preis hat sich in eine jammernde Katerstimmung verwandelt. Angeschlagen ist der egoistische, selbstzerstörerische Wachsdummstraum – werden wir daraus die erforderlichen Lehren ziehen? Dann hat Urs Gasche mit seine Überlegungen recht!

  • am 16.01.2015 um 06:27 Uhr
    Permalink

    „Sehr geehrter Herr Gasche: Wir arbeiten, damit wir unsere und die Bedürfnisse anderer decken können. Das kommt aus allen Richtungen zu wenig heraus.“

  • am 16.01.2015 um 09:27 Uhr
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    @Bracher. Sie haben recht. Vielen Dank. Ich habe das in meinem Text jetzt ergänzt.

  • am 16.01.2015 um 12:26 Uhr
    Permalink

    Sehr geehrter Herr Gasche, das ist aber wieder falsch. Denn tatsächlich ist es schon so wie Sie es zuerst hatten, denn „die meisten“ machen es eben nicht so.

  • am 16.01.2015 um 12:26 Uhr
    Permalink

    Weniger Erwerbsarbeit bedeutet auch weniger AHV- und Pensionskassenbeiträge usw. Schöne Aussichten!

  • am 16.01.2015 um 13:07 Uhr
    Permalink

    Hallo Herr Wydler, Sorry

  • am 16.01.2015 um 14:13 Uhr
    Permalink

    @Wydler. Die AHV mit Lohnabzügen zu zahlen, ist ein Auslaufmodell. Eine ökologische Steuerreform, welche die Arbeitskosten entlastet und dafür den Energie- und Rohstoffverbrauch stärker besteuert, drängt sich schon längst auf.
    Dann vererben Milliardäre jedes Jahr Milliarden an bereits reiche im Pensionsalter. Möchten Sie auf eine Steuer auf Erbschaften von über einer Million verzichten und dafür mehr arbeiten und konsumieren?

  • am 18.01.2015 um 06:14 Uhr
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    Eine etwas sehr heitere Sichtweise der Dinge, lieber Urs P. Gasche. Mittelfristig werden das Einkommensniveau und auch der Immobiliensektor deflationärem Druck ausgesetzt, was den Anfang vom Ende der Hochpreisinsel Schweiz markiert. Die Franken-Euro-Bindung war ein gigantisches Subventions- und Konjunkturpaket. Marktkräfte allein können den jetzt verabschiedeten Status quo nicht zurückbringen. Opfer sind unausweichlich. Die Schweiz «normalisiert». Legitim scheint die Frage, welche «Verluste» die SNB hätte verkraften können, um den Werkplatz Schweiz noch länger zu subventionieren. Doch noch wichtiger ist die Frage, wer der SNB 2011 die Messer an den Hals setzte. Handel, Industrie und Wirtschaft hätten sich längst auf einen «freien» Franken eingespielt. Der «schwarze Donnerstag» könnte sehr wohl in die Annalen Helvetiens eingehen. Alles andere als wachsender Deflationsdruck scheint etwas naiv.

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 18.01.2015 um 09:41 Uhr
    Permalink

    Das mit den «Verlusten» der SNB ist etwas Volklore. Rein buchhalterisch hat die «Aufwertung» der CHF wohl grössere Verluste verursacht, als dem Bilanzwachstum angelastet werden konnte. Hier ging es ja vor allem um skripturale Werte mit wenig realem Hintergrund. Ein Haufen «ausländisches» Papier entsprach einem Haufen CHF in ausländischen Tresoren, praktisch – bei fixem Wechselkurs – reine Swaps ohne realen Inhalt.

    Die Bemerkung in der Freitagsarena, dass der CHF auch schon seit Jahren «gepegged» war (z.B. gegenüber der DM) wird wohl von den meisten aktuellen «Analysten» ignoriert ebenso wie die Tatsache, dass die Dänische Krone seit Jahren voll auf den Euro fixiert ist. Die Kritik der «Goldhasen» hat das Thema der «exzessiven Reservenakkumulation» erst thematisiert. Technisch bestand kaum ein Grund jetzt mit dieser Politik aufzuhören und sicher nicht willentlich diesen Börsencrash zu organisieren. Man hätte den Zeitpunkt der Entscheidveröffentlichung zweifellos etwas weniger dramalastig auswählen können

    Ich bin jedenfalls gespannt auf die Erklärung, welche uns die SNB wohl eines Tages nachliefern wird. Seit Lussers Zinspolitik Ende der 80er-Jahre dürfte dies der grösste Flopp der CH-Geldpolitik gewesen sein. Wollte man das Pensionskassensystem zerstören hätte man das nicht besser machen können, vom Aussenhandel ganz zu schweigen. All das aus Angst vor ein paar Rubelspekulanten ? Diese haben immerhin einen 20% Windfallprofit kassieren können. Weapons of mass destruction ?

  • am 18.01.2015 um 10:36 Uhr
    Permalink

    @all: Das Ende der Hochpreisinsel! Wie das schon tönt. Als ob die Ursache bei der SNB liege. Die gesamte Marktwirtschaft steckt wohl eher in einem Tieflandsumpf. „Normal“ ist es da auch nicht, nur etwas weiter! Es ist wie man so sagt: „Die meisten gehen einer Erwerbsarbeit nach, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen.“ Dafür, dass da was fehlt, kann er aber nichts und man meint das sei gut für ihn. Dass der Export jenseits der Grenzen wieder von einem lokalen Versorger und seinen Büezer abhängig ist, interessiert aber die Dachpolitik nicht so. Hüben wie drüben sind diese nur geduldet und dank Globalisierung im Wege zum billigsten Preis. Marktkräfte allein? Was verstehen wir den heute noch davon und was interessiert‘s, dass Lagerkosten auf nichts einzusparen, den Lohn für echte Leistung lumpt. Habe anderswo gelesen, dass wenn der Staat unklare und widersprüchliche Gesetze erlässt, ist er dafür haftbar und nicht die Steuerzahlerin. Und wenn der Benefiz des Gesetzes dem Marktmächtigen zufliesst, dann liegt der Widerspruch bereits in der Theorie. Die Hintersässen wären gefordert, doch die klemmen in ihren Stühlen und erheben sich höchstens für einen 3D+.Wenn nicht die SNB dann gibt’s aus dem Parlament wieder ein Päckli und ansonsten – nur nicht exponieren! Mit verschiedenen MWSt.-Sätzen soziale Gerechtigkeit herzustellen, könnte dereinst ein Auslaufmodell sein. Messer an den Hals gehörte zur Satire und nicht in den Wettbewerb. Verbrennen von Werten ist hier die Realität.

  • am 18.01.2015 um 14:48 Uhr
    Permalink

    Es hat aber auch negative Auswirkungen, das sehen wir in den Grenzregionen, hunderte von Schweizer pilgern ins Ausland und lassen ihren schweren Franken dort liegen. Demzufolge gehen noch mehr Läden in der Schweiz mangels Umsatz ein. Da wir ein kleines Land sind, sind wir leider ganz schnell «ennet der Grenze» …
    Milliarden gehen so «verloren», ab Heute noch mehr ! Keine Mwst. wird kassiert, keinen Nutzen für den Staat.
    Und die Hoffnung dass die Güter in der Schweiz billiger werden, bleibt einen Traum. Das Gas Unternehmen z.B. wartet Monate bevor es «eine minimale» Verbilligung von vielleicht 20 Rappen x m3 gewährleistet !
    Ein Jammer !

  • am 18.01.2015 um 14:53 Uhr
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    … sorry habe mich vertippt, ich meinte 5 rappen x m3 !

  • am 18.01.2015 um 17:37 Uhr
    Permalink

    Ja und dazu möchte ich nur folgendes zitieren: „in Deutschland kaufen und in die Schweiz ausführen. Für den Grossteil dieser Waren wird keine Schweizer Einfuhrumsatzsteuer fällig. Es handelt sich hier um ein Steuerprivileg zugunsten der Schweiz, finanziert vom deutschen Steuerzahler.“ Und das Ganze betrifft wie man sieht nicht nur Grenzregionen, das betrifft alle Bürger dieses widersprüchlichen, wenn nicht gar schizophrenen Wirtschaftsgesetzes welches diesen Kontinent überzieht.
    Zusammenfassung habe ich an Stellen der Verständlichkeit wegen noch versucht etwas zu verdeutlichen und nochmals angefügt.

  • am 18.01.2015 um 17:38 Uhr
    Permalink

    @all: Das Ende der Hochpreisinsel! Wie das schon tönt. Als ob die Ursache bei der SNB liege. Die gesamte Marktwirtschaft steckt wohl eher in einem Tieflandsumpf. „Normal“ ist es da auch nicht, nur etwas weiter! Es ist wie man so sagt: „Die meisten gehen einer Erwerbsarbeit nach, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen.“ Dafür, dass da was fehlt, kann er aber nichts und man meint das sei gut für ihn. Dass der Export jenseits die Grenzen wieder von einem lokalen Versorger und seinen Büezer abhängig ist, interessiert aber die Dachpolitik nicht so. Hüben wie drüben sind diese nur geduldet und dank Globalisierung im Wege zum billigsten Preis. Marktkräfte allein? Was verstehen wir den heute noch davon und was interessiert‘s, dass Lagerkosten auf nichts einzusparen, den Lohn für echte Leistung lumpt. Habe anderswo gelesen, dass wenn der Staat unklare und widersprüchliche Gesetze erlässt, ist er dafür haftbar und nicht die Steuerzahlerin. Und wenn der Benefiz des Gesetzes dem Marktmächtigen zufliesst, dann liegt der Widerspruch bereits in der Theorie. Die Hintersässen wären gefordert, doch die klemmen in ihren Stühlen und erheben sich höchstens für einen 3D+.Wenn nicht die SNB dann gibt’s aus dem Parlament wieder ein Päckli und ansonsten – nur nicht exponieren! Mit verschiedenen MWSt.-Sätzen soziale Gerechtigkeit herzustellen, könnte dereinst ein Auslaufmodell sein. „Messer an den Hals“ gehörte zur Satire und nicht in den Wettbewerb. Verbrennen von Werten ist hier die Realität.

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