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Fleur de Sel: Das kostbare Meersalz ist am stärksten mit Plastik verunreinigt © NDR

Auch Meersalz ist mit Plastik verseucht

Red. /  Das hochwertige und teure «Fleur de Sel» ist stärker mit Mikroplastik belastet als gewöhnliches Meersalz.

Die Folgen von Plastikmüll in den Meeren werden immer offensichtlicher: Nicht nur Muscheln, Krebse und Fische sind mit winzigen Plastikpartikeln belastet. Auch das Luxus-Salz Fleur de Sel ist häufig mit hohen Mengen an Mikroplastik verunreinigt, wie Recherchen des NDR-Verbrauchermagazins «Markt» zeigen.
In einer Stichprobe wurden fünf der meistverkauften Sorten Fleur de Sel aus deutschen Supermärkten und Feinkostläden im Labor auf Rückstände von Kunststoffen untersucht. Zum Vergleich wurde auch klassisches Meersalz analysiert.
Von blossem Auge sichtbar
Das Ergebnis ist bedenklich: In allen Salzproben fanden die Wissenschaftler der Universität Oldenburg Spuren von Plastik – die grössten Mengen jedoch ausgerechnet im teuren Fleur de Sel, das bei vielen Verbrauchern als besonders edel und hochwertig gilt. Hier lag der Gehalt an Mikroplastik zwischen rund 130 und 1800 Mikrogramm pro Kilogramm. Deutlich weniger Mikroplastik enthielt das klassische Meersalz, nämlich rund 15 bis 60 Mikrogramm pro Kilogramm.

Aquasale Fleur de Sel enthält rund 1800 Mikrogramm Plastik pro Kilogramm. Fasern und Partikel sind unter dem Mikroskop deutlich zu sehen. (Quelle: NDR)

Einen Grund für die unterschiedlichen Plastikmengen in Fleur de Sel und klassischem Meersalz sehen die Wissenschaftler in der Methode der Salzgewinnung. Herkömmliches Meersalz wird vom Boden eines Salzbeckens gewonnen. Dagegen entsteht Fleur de Sel als hauchdünne Salzschicht an der Wasseroberfläche, wo besonders viel Plastikmüll schwimmt.
Verschmutzte Meere als Hauptursache
Wissenschaftler führen die Verunreinigung im Salz primär auf die Verschmutzung der Meere zurück. «Plastik im Salz ist eine Konsequenz aus der jahrzehntelangen, leichtfertigen Entsorgung von Kunststoff», sagt Barbara Scholz-Böttcher vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg. So schliesse sich der Kreis: «Der Plastikmüll landet in einem sehr hochwertigen Produkt wieder auf unserem Teller.»
Der Plastikmüll im Meer zerfällt über Jahrzehnte, oft sogar Jahrhunderte in mikroskopisch kleine Teile. Andere Quellen sind Kunststoffpartikel in Pflegeprodukten wie Duschgels, Peelings und Zahnpasta, auf die einige Hersteller nicht verzichten wollen. Und: Aus vielen Textilien, zum Beispiel Funktionskleidung und Fleece-Jacken, lösen sich bei jedem Waschgang winzige Plastikfasern, die die Kläranlagen ebenfalls passieren und in die Umwelt gelangen. Sie verbreiten sich über das Wasser und die Luft und gelangen schliesslich in die Nahrungskette.
Wissenschaftler sind alarmiert: «Wir können davon ausgehen, dass Mikroplastik schon überall in der Atmosphäre zu finden ist», sagt der emeritierte Professor Gerd Liebezeit von der Universität Oldenburg zum NDR.
Plastikteilchen auch in Honig, Bier und Leitungswasser
Neben Muscheln, Fisch und Meersalz sind auch andere Lebensmittel mit Plastik verseucht. Auch in Honig, Leitungswasser, Bier und Mineralwasser haben Wissenschaftler bereits Kunststoffrückstände gefunden. Bislang gibt es in Europa keinen gesetzlichen Grenzwert für den Gehalt an Mikroplastik in Lebensmitteln.
Laut «Markt» gelten die im Salz gefundenen Mengen von Kunststoffrteilchen an sich für Menschen als unbedenklich, dennoch warnen Experten vor langfristigen Folgen. Denn Mikroplastik transportiere Schadstoffe in den menschlichen Körper, sagt der Toxikologe Edmund Maser von der Universität Kiel. «Die Partikel können sich mit Substanzen wie DDT, Dioxin, aber auch mit Schwermetallen anreichern und die Freisetzung dieser Stoffe im Körper beschleunigen.» Diese Substanzen gelten als krebserregend. Untersuchungen an Muscheln haben zudem gezeigt, dass sich Pastikpartikel im Gewebe einlagern und dort Entzündungen auslösen.


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Eine Meinung zu

  • am 23.01.2018 um 18:40 Uhr
    Permalink

    Warum nur kommt mir jetzt Midas in den Sinn? Da gibt es zwar mehrere Geschichten, doch spielt das grad keine Rolle:

    Unser Preis ging nicht an Pan, aber an die freie Marktwirtschaft. Die Eselohren dafür mögen wir noch lange verbergen, aber bald flüstert jede Binse davon.

    Und in der anderen Geschichte wird halt jetzt nicht alles Gold, was der Mensch berührt, sondern – ja, Plastik.

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