Sperberauge

Herr Doktor und Frau Sekretärin

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Monique Ryser /  Das Kantonsspital Aarau zeigt bildlich, welche Rollenbilder es hat: alpha-männliche.

Die Stellenbeschriebe sind korrekt in männlicher und weiblicher Form formuliert – alles andere kann man sich heutzutage auch gar nicht mehr leisten. Bei der Illustration der Inserate wird dann aber klar, wen sich das Kantonsspital Aarau für die neuen Stellen vorstellt. Nämlich einen männlichen Neurochirurgen

und eine weibliche Sekretärin – für den Chefarzt (!) der Frauenklinik.

Gut, die Sekretärin muss gemäss Stellenbeschrieb ja auch «unterstützen», was auf dem Bild gut sichtbar wird, scheint sie doch ihrem Chef, dem Chefarzt zuzuhören. Der neue Chefarzt Neurochirurgie hingegen muss gemäss Inserat «führen» und «entwickeln» – so steht er denn auch selbstsicher und dominant im Bild.
Zufall kann es nicht sein, denn auch die Stelle Leitende/n Ärztin / Arzt Reproduktionsmedizin und gynäkologische Endokrinologie 50% ist mit demselben Herrn illustriert. Für die Stelle Pflegeexperte/in Chirurgie steht ein junger Mann, wohingegen für die Pflegefachfrau/mann 50% Neonatologie eine Frau als Beispiel dient.

Um auf das erste Inserat zurückzukommen: Die Stelle in der Neurochirurgie wurde frei, weil der bisherige Leiter, Javier Fandino, freigestellt wurde. Die Hintergründe sind bis jetzt nicht klar. Ein Kollege von ihm sagte aber gegenüber Medinside, er vermute, es sei «auf Stufe der Alpha-Männchen zu einem Head-on» gekommen.
Offenbar will man von der Führung des Spitals her diese Alpha-Männchen-Head-ons auch künftig nicht verhindern.

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Zum Infosperber-Dossier:

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Frauenbild in Werbung und Angeboten

Rollenbilder zementieren Klischees und Vorurteile.

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2 Meinungen

  • am 6.07.2020 um 15:58 Uhr
    Permalink

    Die subtile Beeinflussung zu erkennen, verdient hohe Anerkennung. Habe versucht die Bedeutung von ‹head-on› im Zusammenhang von ‹Alpha-Männchen› zu entschlüsseln :
    Frontal-Zusammenstoss der Halbgötter in Weiss. [?]

    Die meisten Klein-Kinder werden immer noch mehr als nötig autoritär erzogen und belehrt. Frühkindliche Bildung, im Sinne von sich selbst ein zutreffendes Bild von der Welt machen zu können ist selten. Die Folge ist, dass es autoritäre Führer (Alpha-Plus) geben muss, weil nur denen die die autoritär indoktrinierten gehorchen, die kaum die Chance für Selbst-Aufklärung oder lateralem Denken bekamen.
    ‹Brave New World› von Aldous Huxley ist immer noch aktuell,
    unabhängig von der Gesellschaftsordnung, auch wenn die Masse unterhalb bis zu den ‹Epsilon Minus› etwas anderes meint und/oder mental indoktriniert wird, Top/Down.
    Ein wirklich freies Leben gelingt nur in dieser Erkenntnis.

  • am 6.07.2020 um 21:47 Uhr
    Permalink

    Oft wird von unbewussten Stereotypen geredet, und dass ja in der Ausschreibung klar beide Geschlechter benannt wurden. Diese Bilder sagen aber leider mehr als tausend Worte. Solange Ausschreibungen so stattfinden, sind wir noch sehr weit von der Chancengleichheit entfernt. In der Medizin herrscht ein Fachkräftemangel, die Generation von ÄrztInnen, die für die ausgeschriebenen Stellen qualifiziert wäre, ist vor allem weiblich. Wollen wir, dass sie uns behandeln, dann müssen wir uns mehr Mühe geben – sonst verlassen sie den Beruf und wir haben zu wenig Ärztinnen.

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