Uruguay: Energiewende als nationales Erfolgsmodell
Uruguay hat in nur zehn Jahren geschafft, was viele Länder erfolglos versuchen: Rund 98 Prozent des Stroms im Land stammen aus erneuerbaren Quellen wie Wind, Wasser, Sonne und Biomasse. Damit gilt das kleine südamerikanische Land mit 3,4 Millionen Einwohnern als globaler Vorreiter in Sachen Energiewende.
Der Wandel begann 2008, ausgelöst durch eine Energiekrise. Uruguay war fast vollständig von importierten fossilen Rohstoffen abhängig. Dann kam Ramón Méndez Galain. Der Physiker gilt heute als Vater von Uruguays Energiewende.
Von der Energiekrise in die Nachhaltigkeit in wenigen Jahren
Als nationaler Energiedirektor führte Méndez das Land in nur wenigen Jahren aus der Abhängigkeit von den fossilen Rohstoffen in die Nachhaltigkeit. Dazu nutzte er die in Uruguay reichlich vorhandenen Ressourcen Wasser, Sonne und Wind.
Atomkraft schloss das Land aus, da es keine Uranvorkommen gibt und man Importabhängigkeiten vermeiden wollte. Unterstützung gab es von der UN und der Weltbank. Uruguay ist kein reiches Land. Aber man kann, wenn man wirklich will, so Méndez’ Fazit.
Der Aufwand war gewaltig: Zwischen 2010 und 2020 investierten Staat und Private rund sieben Milliarden Dollar in erneuerbare Energien, was etwa 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Zum Vergleich: Deutschland gibt laut dem «Spiegel» etwa zwei Prozent des BIP für den gesamten Umweltbereich aus. Der Energiebedarf pro Kopf ist in Uruguay allerdings niedriger als im Industrieland Deutschland.
Neben viel Geld half eine Kampagne
Uruguay förderte den Ausbau nicht nur durch finanzielle Anreize, sondern auch durch eine umfangreiche Kampagne. Besonders in ländlichen Regionen wurden Landbesitzer aktiv in die Planung und Umsetzung eingebunden, was die Akzeptanz massiv erhöhte. Die «Deutsche Welle» berichtete 2021 über den Viehzüchter Pablo Capurro, der sich hat überzeugen lassen.
Anfangs habe er sich Sorgen gemacht, die Windturbinen auf seinem Land könnten sein Vieh stören, erklärt er im Video. Heute sei er dank der Pacht unabhängiger als vorher und die Tiere störe es nicht. Einzig die Bauphase habe den Betrieb beeinflusst.
Wirtschaftlich und sozial hat Uruguay von der Energiewende profitiert. Der Umbau schuf rund 50’000 neue Arbeitsplätze, viele davon in strukturschwachen Regionen. Die Energieversorgung ist stabil, über 99,9 Prozent der Haushalte sind ans Netz angeschlossen.
Unabhängiger dank nachhaltiger Energien
Dazu ist Uruguay unabhängig von Weltmärkten und geopolitischen Krisen. «Fragen Sie mich, welche Auswirkungen dieser tragische Krieg in Europa auf den Elektrizitätssektor in Uruguay hatte – null», sagte Méndez zum ZDF.
Die CO₂-Emissionen in der Stromproduktion sind laut dem «Spiegel» im Vergleich zu 1990 um 98 Prozent gesunken. Überzeugt habe er die Bürgerinnen und Bürger aber nicht mit dem Klimawandel, sondern mit den wirtschaftlichen Vorteilen, sagte Méndez zur «Taz».
«Wer heute kein Windrad hinter seinem Haus möchte, muss morgen mit mehr Hitze, Stürmen und Überflutungen leben», sagt er auch. Einzelne Wetterextreme wie Dürren machten deutlich, wie wichtig eine breit diversifizierte Energieversorgung sei. Darum setze Uruguay auf eine Kombination aller verfügbaren erneuerbaren Quellen.

Uruguay verfügt heute über mehr als 50 Windparks. An Tagen mit guten Wetterbedingungen wird der gesamte Strombedarf durch erneuerbare Energien gedeckt. Er kämpfe darum, die Finanzierung hochzuhalten, sagte Méndez dem «Spiegel».
Viele Einwohnerinnen und Einwohner Uruguays forderten, die Strompreise zu senken, was den sozialen Erfolg seiner Strategie aber schmälern würde. «Zu Beginn der Energiewende lag die Armutsquote bei 40 Prozent», sagt er. Heute seien es nur noch zehn Prozent und extreme Armut sei nahezu verschwunden.
Uruguay schlägt sich auch in anderen Bereichen gut. Infosperber lobte schon 2020, wie gut das Land auf die Corona-Pandemie vorbereitet war. Auch da zeichnete sich schon eine gute Nachhaltigkeitsbilanz ab. Im Januar lobten die Vereinten Nationen Uruguay für die Energiewende. Im April 2024 hob die EU hervor, das Land sei politisch stabil und betreibe eine sehr nachhaltige Landwirtschaft.
Herausforderungen und Zukunftspläne
Es gibt weiterhin Herausforderungen, besonders im Verkehrssektor – einem der schwierigsten Bereiche für die Energiewende. Das mussten bereits andere Länder wie Dänemark und auch Deutschland feststellen.
Der Verkehr in Uruguay ist noch überwiegend von fossilen Brennstoffen abhängig. Die Regierung fördert Elektromobilität, es gibt Anreize für E-Busse und Elektroautos. Uruguay plant ausserdem, mit Hilfe von Sonne und Wind grünen Wasserstoff zu produzieren und als Stromexporteur Geld zu verdienen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Vielen Dank für diesen Good-News-Artikel.