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Schwere Kinderarbeit in Kakao-Plantage © evb

«Noch immer schlimmste Kinderarbeit für Schoggi»

Mireille Mata /  Die «Erklärung von Bern» fordert den Bundesrat zum Handeln auf. Schokoladen-Hersteller haben ihre Versprechen nicht eingehalten.

Vor zehn Jahren hatten sich die Schokoladenproduzenten verpflichtet, den schlimmsten Formen von Kinderarbeit ein Ende zu setzen. Weil die Ziele heute noch immer nicht erreicht sind, hat sich die Erklärung von Bern EvB zusammen mit andern internationalen Organisationen mit einer «20 Campaign» an die Regierungen gewandt und diese zum Handeln aufgerufen.
Nicht jede Form von Kinderarbeit muss bekämpft werden

Nicht jedes Kind, das arbeitet, wird ausgebeutet, erklärt die EvB. In vielen Gegenden der Welt habe die Mitarbeit von Kindern eine wichtige Funktion in der Erziehung: Kinder wachsen so in ihre spätere Rolle hinein und übernehmen mit ihren wachsenden Fertigkeiten Stück für Stück Verantwortung. Hingegen dürfe solche Arbeit nicht in Ausbeutung münden.
Leere Versprechen der Schokolade-Produzenten
Im Jahr 2001 hatte sich die Schokoladen-Industrie im sogenannten Harkin-Engel-Protokoll dazu verpflichtet, die schlimmsten Formen von Kinderarbeit und Zwangsarbeit zu beenden.
Doch noch heute arbeiten rund 1,8 Millionen Kinder in der Elfenbeinküste und in Ghana auf Kakao-Plantagen, darunter viele unter prekären und gesundheitsgefährdenden Bedingungen. Zum diesem Schluss kam eine Untersuchung der Tulane-Universität in Louisiana im Auftrag der US-Regierung.
Sie kam zum Schluss, dass die Kakao-Industrie – trotz mehrmaligen Fristverlängerungen – bis heute keinen von sechs Punkten des Harkin-Engel-Protokolls befriedigend erfüllt hat.
«Gesetze nötig»
Weil Freiwilligkeit nichts gefruchtet hat, fordert die «10 Campaign» alle Regierungen von Kakao importierenden Staaten auf, gegen Zwangsarbeit und unzumutbare Kinderarbeit mit Gesetzen vorzugehen. Wichtigste Forderung: Alle Firmen, die aus Westafrika Kakao importieren oder damit handeln, sollen ihre Lieferkette von einer unabhängigen Stelle auf Gesundheits- und Umweltstandards jedes Jahr überprüfen lassen. Für Menschenrechtsverletzungen in Kakao-Plantagen, von denen Firmen Kakao beziehen oder damit handeln, sollen die Firmen haftbar gemacht werden können.
Die EvB hat die Forderungen der «10 Campaign» beim Staatssekretariat für Wirtschaft Seco deponiert. Das Seco ist nach Angaben der EvB immer noch eine Antwort schuldig.
Produzenten streuen mit 2 Millionen Dollar Sand in die Augen
Um ihren «guten Willen» unter Beweis zu stellen und eine staatliche Einmischung zu verhindern, haben Nestlé, Barry Callebaut und sechs andere Schokoladen-Hersteller mit der Internationalen Arbeitsorganisation IAO ein neues Abkommen geschlossen. Die Hersteller verpflichten sich darin, den Kampf gegen die Kinderarbeit in den nächsten vier Jahren mit zwei Millionen Dollar zu unterstützen.
Gemäss dem Tulan-Report wären 75 Millionen Dollar nötig, um die im «Harkin-Engel-Protokoll» versprochenen Projekte in Westafrika umzusetzen. «Auch angesichts des jährlichen Umsatzes von hundert Milliarden Dollar ist dieses Abkommen nicht mehr als eine geschickte PR-Aktion», meint die Erkärung von Bern.

Dieser Beitrag stützt sich auf Informationen der Erklärung von Bern, des Berichts der Tulan University in Louisiana: «Child Labor in Cocoa Sector» sowie auf einen Bericht der CNN.


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