Sperberauge

Kuchenbäcker Müller in der NZZ a.S.

Hanspeter Guggenbühl © bm

Hanspeter Guggenbühl /  Nicht nur der «Tages-Anzeiger», auch die «NZZ am Sonntag» will die Wirtschaft mit Zuwanderung am Wachsen halten.

In der üblicherweise ernstzunehmenden «NZZ am Sonntag» klagt Chefredaktor Felix Müller ebenfalls, die Ecopop-Initiative drohe die Schweizer Wirtschaft schrumpfen zu lassen. Darum fühle ich mich veranlasst, meine Glosse «Rezept für ein hunderfaches Wirtschaftswachstum» mit vier ernsthaften Sätzen zu ergänzen.

  1. Unendliches Wirtschaftswachstum in einem endlichen Raum, ob Planet Erde oder Staat Schweiz, ist meiner Ansicht nach ebenso unmöglich, wie in einem bestehenden Ofen einen stetig wachsenden Kuchen zu backen.
  2. Bereits unser heutiges Wirtschaften basiert global auf Verschuldung gegenüber der Natur und national zusätzlich auf Standort- und Steuer-Dumping sowie Ausbeutung von Ausbildung im Ausland.
  3. Wer trotzdem der Meinung ist, das Bruttoinlandprodukt (BIP) sowie seine Wachstumsraten taugten als Mass für das Gedeihen einer zukunftsfähigen Wirtschaft, sollte sich nicht am absoluten BIP orientieren, sondern am BIP pro Kopf, respektive am verfügbaren Stück Kuchen für den einzelnen Menschen.
  4. Denn wer den Kuchen nur am Wachsen halten kann, indem er immer mehr KuchenbäckerInnen anstellt, vermehrt zwar die Teigproduktion, nicht aber die Nahrung auf dem Teller.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine.

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3 Meinungen

  • am 27.10.2014 um 02:10 Uhr
    Permalink

    1. Das ist schon möglich, mit zunehmender Verdichtung, was letztlich zur Urmaterie zurück führt. Die Kreisläufe sollen geschlossen werden. Auf anderen Planeten wird das Leben weiter gehen.
    2. Da müssen wir durch und die besten Kräfte weltweit mit allen Mitteln anziehen. Sie werden uns die Technologien bereit stellen um die negative Bilanz mit der Natur wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Leider ist Hermann Kahn mit seiner Durchbrecherstrategie in Vergessenheit geraten. Die Energie machen wir unendlich, auf dem endlich verfügbaren Boden wird etwas mehr gestapppelt. Hermann Kahn war etwas rechts, aber ein kluger Kopf.
    3. Diese pro Kopf Betrachtungen sind nun ziemlich peinlich, kleinbürgerlich. Es kommt aufs grosse Ganze an. Think big, der neue Zeitgeist hat sich seinen Durchbruch geschaffen. Das ist die Logik der Geschichte. Noch nie was gehört von Marx. Malthus war wirklich ein Reaktionär.
    4. Halt. Da stimmt jetzt etwas mit der Logik nicht. Nahrung ist kein esoterisches Gut. Ohne unablässige Teigproduktion keine Nahrung.

    Fazit: Die Punkte 1 bis 3 sichern ein unbeschränktes quantitatives Wachstum. Kein falscher Pessimismus. Der Garten von BR Somaruga und die AHV von BR Berset sind gerettet.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 27.10.2014 um 11:55 Uhr
    Permalink

    Im Moment läuft eine Kampagne auf so tiefem Reflexionsgrad, dass nicht wenige befürchten, Zweifler würden mit dieser total unbedenklichen Verteidigung von Wachstum und Schneeballprinzip trotz ernsthafter Einwände ins Jalager von Ecopop getrieben. Wichtig scheint mir, dass auch nach dem Abstimmungstermin die Reflexionen des Buchautors Guggenbühl, einem ernst zu nehmenden Wachstumskritiker, aufrechterhalten bleiben. Allein schon seine Beiträge würden wieder mal eine Spende an infosperber rechtfertigen.

  • am 29.10.2014 um 13:34 Uhr
    Permalink

    @HP Guggenbühl und Meier1: herrlich! @Meier2: d’accord.

    Heute im Bund (nur Papier) und Tagi (auch online) ein lesenswertes Interview mit Ruedi Aeschbacher:
    http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Ich-will-keine-Schweiz-die-wie-Hongkong-aussieht/story/19655845

    Die Zeitschrift «Zeitpunkt», die ich sehr schätze – bis auf einige sehr gewagten Verschwörungstheorien und estorischen Unwissenschaftlichkeiten, berichtet über die «Degrowth"-Konferenz in Leipzig (in einer Suchmaschine «degrowth» eingeben, und wagt via Geni Hackmann eine augenzwinkernde Abstimmungsempfehlung:
    "Ecopop: Nein. Ehrenwertes Anliegen, falscher Weg. Die Last des Wachstums kommt primär von unserem Lebensstil, nicht von der Zahl der Menschen (TS: hier widersprechen sich Hackmann/Aeschbacher, dabei hängt alles zusammen). Notfalls kann man an der Urne ein Zeichen setzen, obwohl sie nicht dafür gebaut wurde."

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