Dieser schwarze Plastik ist nicht recyklierfähig
Zum Beispiel «Dim Sum». Crevetten und Gemüse. 4 bis 6 Minuten in der Bratpfanne. Schmeckt lecker. Für Fr. 9.80 gibt es die Fertigmahlzeit aus Vietnam. Verpackt in der Schweiz und erhältlich in der Migros. Die Häppchen liegen schön aufgereiht in schwarzem Kunststoff. Obwohl «Dim Sum» aus Fernost stammt, ist der CO2-Ausstoss der schwarzen Verpackung grösser als derjenige des Transports. Grund ist der schwarze Kunststoff.1
Kunststoff ist nämlich nicht gleich Kunststoff. Es gibt PET, HDPE, PE und PVC. Moderne Recyclinganlagen können unsere Abfälle dank technologischen Meisterleistungen nach den verschiedenen Materialien trennen. Und ausserdem nach Grösse und Farbe ordnen. Sogar die Folien lösen sie von den PET-Flaschen. Ein Werkbesuch ist ein wahres Schauspiel, leider riecht es etwas streng.
Was die meisten Sortiermaschinen in den Müllverwertungen aber nicht können, ist das Erkennen von schwarzem Plastik. Der Grund: Die Strahlung der Infrarotsysteme wird durch die schwarze Russfärbung nicht reflektiert. Der schwarze Plastik wird nicht ausgesiebt und landet im Restmüll. Dort wird er dann «energetisch verbrannt».
Brom, Blei, Antimon
Das ist das erste Problem. Weil schwarzer Plastik also nicht wieder in den Kreislauf zurückkommt, wird er unter anderem aus alten recycelten Gehäusen von Elektrogeräten hergestellt, wie eine Studie der Plymouth University schon vor zwei Jahren herausfand. Die schwarzen Plastikbestecke, Becher, Spielzeuge können deshalb Brom, Antimon, Blei enthalten, so die Wissenschaftler. Diese zum Teil toxischen Elemente sollten nicht in direkten Kontakt mit Menschen kommen, da sie gesundheitsschädlich sein können. Das ist das zweite Problem.
Im Schweizer Detailhandel liegen die Erkenntnisse seit Jahren auf dem Tisch. Doch beim Verzicht auf schwarze Plastikverpackung mag die Migros nicht richtig mitmachen. Zumindest will sie das Problem zu einem Problemchen degradieren: «Fakt ist, dass schwarze Verpackungen mehrheitlich bei Fleischprodukten zum Einsatz kommen, da man dadurch das ‹Aussaften› des Fleischs nicht sieht.»
Etliche Schwarz-Produkte
Was der Migros-Sprecher mit «mehrheitlich» meint: Schwarze Verpackungen findet man auch bei Tofu-Gerichten, die nicht aussaften. Man findet sie bei den Kosmetikartikeln des Migros-Unternehmens Mibelle oder beim gekühlten Eistee «Cold Brew Ice Tea White Tea-Raspberry». Und man findet sie bei den Getränken von San Pellegrino.
Die Migros beharrt darauf: «Bei den (…) beiden Beispielen Kosmetikartikel und Eistee muss es sich um Ausnahmen handeln (…).» Und «umweltschädlich» seien diese Produkte wegen der schwarzen Verpackungen nicht.
Coop verkauft nach eigenen Angaben Produkte mit schwarzem Plastik noch «teilweise beispielsweise bei Früchten und Gemüsen, Fleischwaren oder Convenience-Produkten». Für solche Verpackungen suche Coop bis 2026 nach «Alternativen aus transparenten und weissen Farben», teilte der Coop-Mediensprecher Infosperber mit.
Aldi Suisse schreibt auf Anfrage: «Die Problematik von schwarzem Plastik ist uns bewusst.» Beim Fleisch hätte man bereits erste Ansätze verwirklichen können: «Wir haben im Bereich Fleischprodukte einige Verpackungen von schwarzem Plastik auf transparenten Kunststoff umgestellt.»
Der Kunde ist der Schüler
Die Migros appelliert eher an die Kundinnen und Kunden, umweltfreundlicher einzukaufen. Plastiksäckli gibt es nicht mehr gratis. Und «Machen Sie mit!», schreibt der Konzern auf seiner Website und zählt den Kunden «Tipps und Tricks» auf. Zum Beispiel der wiederverwendbare Silikondeckel (Fr. 1.95). Dank ihm spart die Migros die Herstellung von Plastikdeckeln.
Vorbild Henkel
Das Problem mit dem schwarzen Plastik hat die Migros nach eigenen Angaben erkannt: «Im Moment prüfen wir auch bei der schwarzen Verpackung einen neuen Ansatz, denn schwarze Verpackungen werden beim Sortierprozess von der Nahinfrarot-Technologie (NIR) nicht als Kunststoff erkannt und aussortiert.»
Der deutsche Konsumgüterhersteller Henkel ist da schon weiter. Bereits vor über zwei Jahren stellte er schwarze Plastikverpackungen vor, die recyklierfähig sind.
_________________
1 Anteil an den Emissionen: Herstellung: 92%, Verpackung: 5%, Transport: 2%,
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Und die Wägeetiketten für Gemüse/Früchte der Migros und die Bio-Kleber sind neuerdings aus Plastik. Geht die Migros davon aus, dass alle diese sorgfältig entfernen, bevor sie den Rüstabfall in den Grüncontainer werfen???
Erstmals lese ich über das Problem, besten Dank. Nun bitte bleiben Sie dran an der Problematik Plastikabfälle. Versuchen Sie auch mal herauszufinden wie Gemeinden mit der Problematik umgehen, da liegt vermutlich auch noch Manches im Argen. Die einen nehmen Plastik relativ problemlos an, andere belehren einem , dass man das und dies nicht dürfe, vermutlich sind die Verantwortlichen noch nie in einer Sortieranlage gewesen wie sie sie gesehen haben.
Ich möchte mal auf die Tatsache hinweisen, dass keinPlastik recyklierbar ist.
Denn was heisst recyclieren? Recyclieren heisst, dass das gebrauchte Material wiederverwendet wird.
Nehmen wir als Beispiel die PET-Flasche. würde sie recycliert, würde sie gewaschen und ein weiteres mal verwendet, so wird die PET-Flasche im Kreislauf (cycle) gehalten.
Was wir aber machen ist folgendes, wir geben die PET-Flaschen zurück, die werden mit enormen Energieaufwänden eingeschmolzen, und am Ende kann man ungefähr die Hälfte (nicht ganz die Hälfte) verwenden um andere Plastiksachen zu machen. Man muss aufgrund dieses Zusammenhanges von Wiederverwertung sprechen.
Das ist es aber auch nicht der Fall, denn eine Wiederverwertung bedingt, dass fast das ganze Material wieder verwertet werden kann, wie Glas zum Beispiel. Da gibt es vernachlässigbare Abfälle.
Da bei PET-Flaschen das Plastik nicht mal die Hälfte erneut benutzt wird um neue Plastiksachen zu machen, muss man statt von Wiederverwertung von Restverwertung schreiben.
Da bei einer Ökobilanz die Müllverhinderung mit enormen Energieaufwänden verbunden ist, und der Verlauf des Plastikmülls nur hinausgezögert, aber nicht verhindert wird ist die Ökobilanz fatal negativ. Und wir haben nur unser schlechtes Gewissen beruhigt.