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People's Bank of China © bfishadow

China: Die erste grosse E-Währung ist im Anrollen

Andreas Britt /  Ob sie dem Staat ein Mehr an Kontrolle erlauben oder dem Konsumenten einfacheres Bezahlen, elektronische Währungen sind im Kommen.

Die olympischen Winterspiele im kommenden Februar bieten der chinesischen Regierung voraussichtlich den Anlass, um der Welt ihre neue elektronische Währung zu präsentieren.

Sollte sich bis im Februar 2022 die Pandemie so weit gelegt haben, dass China für die Winterspiele in Peking Gäste aus aller Welt empfangen kann, wird sich Präsident Xi Jinping es kaum nehmen lassen, ihnen seine neueste Errungenschaft zu präsentieren: den E-Yuan. Die chinesische Zentralbank hat den Prototypen schon in verschiedenen Städten getestet – die Einführung just auf den internationalen Anlass der Wintersportler würde sie zweifelsohne als Propagandaerfolg verbuchen.

Digitales Geld als Hilfe im Alltag

Die staatliche Digitalwährung würde es den Gästen erlauben, sich beim Einkauf von täglichen Dingen einfacher zurechtzufinden. Dabei geht es der Regierung nicht nur um die Kontrolle, wie Daryl Liew, Chief Investment Officer des Singapurer Ablegers der Schweizer Reyl Bank im Gespräch sagt:

«Das Projekt für die Einführung einer elektronischen Währung in China entspringt nicht nur dem Bedürfnis, Kontrolle über den Zahlungsverkehr zu behalten oder erlangen. Es ist auch ein Ausdruck davon, wie weit der bargeldlose Zahlungsverkehr in der chinesischen Gesellschaft verankert ist. Für Ausländer ist es zunehmend kompliziert, ohne WeChat oder Alipay den Alltag Chinas zu bewältigen.»

Viele gerade kleine Händler in China bieten ihren Kunden nur noch elektronische Zahlungssysteme an und haben kein Bargeld in der Kasse, wie der Volkswirt aus eigener Erfahrung zu berichten weiss.

Ähnlich geht es auch ausländischen Besuchern in Schweden. Es sind gerade die Kleinen, beispielsweise Verkäufer von Erdbeeren im Sommer, welche nur noch das schwedische Pendant zu Twint anbieten. Auch die schwedische Zentralbank, die Riksbank, arbeitet unter Hochdruck an einer elektronischen Währung.

Epochaler Umbruch des Zahlungssystems

Dass sich so unterschiedliche Staaten wie China und Schweden mit ähnlichen Projekten befassen zeigt, dass sich das weltweite Zahlungssystem mitten in einem epochalen Umbruch befindet. Angeführt von der in Basel ansässigen Bank für Internationalen Zahlungsverkehr (BIZ) sind noch viele weitere Zentralbanken an Projekten beteiligt, welche sich mit der Software, der Gesetzgebung aber auch mit Fragen der Auswirkung auf das Finanzwesen beschäftigen.

So arbeitet die Schweizerische Nationalbank (SNB) seit geraumer Zeit an einem E-Franken-Projekt. So er denn eingeführt wird, ist der E-Franken allerdings nicht für die Allgemeinheit bestimmt, sondern ausschliesslich für den Gebrauch auf dem Finanzmarkt. Dort soll er den Banken und weiteren Teilnehmern zu effizienterem Arbeiten verhelfen. Die SNB befürchtet, dass ein E-Franken für die Allgemeinheit das hiesige Bankensystem aus den Angeln heben würde. Denn so könnten Konsumentinnen und Konsumenten ein E-Franken-Konto direkt bei der Zentralbank führen und müssten sich nicht mehr auf die Geschäftsbanken verlassen.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) wurde mit ersten Studien für einen digitalen Euro aktiv. Am vergangenen Mittwoch gab der Rat der EZB das grüne Licht für den Start eines Projekts, mit dem die mögliche Einführung einer digitalen Währung konkret vorbereitet wird. Ob die Bank der Europäischen Union dann auch einen digitalen Euro einführt, wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden, wie Fabio Panetta, Mitglied des Direktoriums der EZB, in einem Blogeintrag schrieb.

Bitcoin-Bann in China

In China dagegen präsentiert sich heute eine ganz andere Ausgangslage. Dort fordern die mächtigen Techfirmen Alibaba und Tencent den Status Quo heraus. Wenn die Öffentlichkeit dann noch Zuflucht zu den sogenannten Kryptowährungen nimmt, kann dies zu einem Kontrollverlust führen, so die Befürchtung. Die Regierung hat denn auch der wichtigsten Kryptowährung, dem Bitcoin, mehr oder weniger den Stecker gezogen. Das wiederum trug zum kürzlichen Kurssturz des Bitcoin bei.

«Natürlich ist das Kontrollelement sehr wichtig für Peking. Für das Eintreiben von Steuern und um einen Überblick darüber zu erhalten, wohin welche Gelder fliessen, ist eine staatliche Digitalwährung hilfreich. Aber China ist hier nicht anders als andere Staaten – nur einfach etwas weiter in der Entwicklung», meint auch der Finanzanalyst Liew.

Die Angst, dass mit den privaten Kryptowährungen dem Staat die Kontrolle über die Finanzströme entgleitet, schwingt in der Diskussion um die neuen Finanzinstrumente immer mit. Sei es bei Bezahlsystemen, welche Überweisungen von Person zu Person ermöglichen, seien es bei neuartigen Tokens, die auf der Blockchain basieren.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Zum Infosperber-Dossier:

Bitcoin

Bitcoins und andere Kryptowährungen

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7 Meinungen

  • am 16.07.2021 um 11:24 Uhr
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    Es herrscht Goldgräber-Stimmung, wie bei einer vermeintlichen Goldader. Damals sind allerdings Wenige dabei reich geworden…
    Das Ganze hat echt sektiererische Züge, vielleicht kristallisiert sich da ja eine Topsekte heraus. Alle dürfen mitmachen…
    Die EU und USA brauchen eine Ersatzwährung, sie können ihre Schulden nicht mehr zählen und auch nicht mehr reduzieren!

  • am 16.07.2021 um 11:37 Uhr
    Permalink

    Vermutlich wird man ohne Smarthphone in naher Zukunft kaum mehr überleben können. Super-Apps werden unser ganzes Leben kontrollieren und ja beherrschen. Die «Schöne Neue Welt» von Aldous Huxley ist wohl nicht mehr weit.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6ne_neue_Welt

  • am 16.07.2021 um 11:59 Uhr
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    China «zeigt es uns» immer deutlicher! Wie kürzlich «hier» zu lesen war, ist der «asiatische Markt» um China herum schon etwa 3x so gross, wie USA und EU zusammen. UND die Hälfte der neuen Patente weltweit kommen aus China.

    Also sind das Brüllen und Kriegs-Vor-Spiele von USA und EU -sachlich, logisch gesehen- nur noch -absolut un-intelligente- Rückzugs-Manöver. Selbst vor der relativ kleinen Türkei, die (wohl aus USA-Knechtschaft) nicht in die EU aufgenommen wurde, hat man international of mehr Respekt als vor der EU !

    All dieser «NIedergang unsererseits» kommt wohl nicht davon, dass «das Volk» nicht könnte, sondern davon, dass «man» (unsere westlichen Regierungen) ihr Volk immer mehr «zwangsjackieren» und daher Kreativitäten und Leistungsbereitschaften der «einfachen Leute» mit Füssen treten.

    Wir werden uns wohl -friedlich- darauf einstellen müssen, dass China im Lauf des nächsten Jahrzehnts die Welt dominieren wird ?!
    Dabei hoffend, dass China ein -relativ- sanfterer Riese bleibt, als es die USA-Cowboys jemals waren ?!
    Sich DA-gegen aufbäumen wollen, wird aber wohl nur (mehr oder weniger) harte Gege-Reaktion seitens China generieren.

    Also wäre es aller-höchste Zeit, dass unsre Reierungen künftig -wenigstens- halb so intelligent und weitsichtig zu handeln beginnen, wie uns China seit langem vorlebt ?!

    Wir aber säten Hass !

    Pax optima rerum ! ( Friede ist das Beste, was es gibt !) – wusste man schon im Imperium Romanun ! Nachhilfe nötig ?!

    Wolf Gerlach, Ingenieur

  • am 16.07.2021 um 12:05 Uhr
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    Ich zitiere: «Die SNB befürchtet, dass ein E-Franken für die Allgemeinheit das hiesige Bankensystem aus den Angeln heben würde.»

    Genau das sollte schon längst passieren! Die Zinswirtschaft gehört der Vergangenheit an! Für was brauchen wir 1000ende Banken in der Schweiz die auf unsere Kosten spekulieren und uns mit Gebühren das Leben erschweren! Hypotheken sollten schon längst vom Staat zum null Zins nur an Natürliche Personen vergeben werden! Die Banken und Versicherungen legen ihr Geld vor allem in Immobilien an! Dadurch steigen die Preise für Immobilien ins unendliche und ein Normalverdiener kann sich kein Eigenheim mehr leisten! Dieser muss sich dann wenn er dann noch kann unendlich hohe Hypotheken von der Bank geben lassen! Auch wenn die Zinse zum jetzigen Zeitpunkt tief sind nimmt die Verschuldung unverhältnismässig zu was zur Inflation führt! Wir brauchen eine Reformation auf dem Finanzmarkt! Ich weis von einer Bauland Parzelle die innerhalb von 2 Jahren 3 mal den Besitzer gewechselt hat (immer nur Firmen) die dann ihrerseits das Land wieder teurer verkauft haben! Das Land kann wegen den Horrenden Preisen nicht mehr von einer Familie gekauft werden da ein Neubau zu teuer wird! Vielleicht brauchen wir auch noch eine Reformation auf den Immobilienmarkt die den Verkauf an Firmen regelt und beschränkt!

  • am 16.07.2021 um 13:30 Uhr
    Permalink

    «Wenn ich zum Augenblicke sage, verweile doch, Du bist so schön – so sollst Du mich von dannen tragen» >sagte Dr Faust zu Mephist in Goethes Faust.

    Alles bewegt sich, und Energie und Masse sind «eineiige Zwillinge», entspecht E = mc-Qudarat – Halbe – nach Einstein.

    Das Genie Goethe erahnte im Voraus
    und das Genie Einstein bewies ES anschliessend,
    dass alles fliesst und/oder «pendelt» –
    dass also Stillstand nicht möglich – beziehungsweise Tod !
    ————–
    Und unsere «westlichen Führer» wollen — mit tödlicher Konsequenz für «das Volk»– noch für einen letzten Augenlick festhalten, was längst schon im grossen Strom davonschwimmt ?!

    Ich neige mittlerweile zu der Annahme, dass, was scheinbar Widersinniges «im Zusammenhang mit Corona» geschieht, die Vorübung darauf ist, uns, das Volk, zum Rennen gegen eine uneinnehmbare Wand – oder in einen tiefen Abgrund «zu konditionieren» ?!

    Ich neige auch zu der Annahme, dass «wir Guten» im Hintergrund darin beteiligt sind, dass in allen von uns überfallenen Völkern keine stabile Regierung entsteht.- Denn wenn all die Länder, wo wir «mordeten und raubten» stabile Regierungen hätten – und kooperieren würden, ginge es uns -aus deren vereinter Rache- «verdammt dreckig» ! ! !

    Mit-Denken – UND Kritik sind mir gleich herzlich willkommen !

    Wolf Gerlach, Ingenieur

  • am 17.07.2021 um 00:01 Uhr
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    «… Die Angst, dass mit den privaten Kryptowährungen dem Staat die Kontrolle über die Finanzströme entgleitet, schwingt in der Diskussion um die neuen Finanzinstrumente immer mit. …»
    Allerdings soll ja das Bargeld ersetzt werden und dessen Weg war bisher erst kontrollierbar, wenn es wieder zur Bank kam, während e-Geld Schritt für Schritt verfolgt werden kann.
    Wenn man weiss, wofür jemand sein Geld ausgiebt und woher er/sie es bezieht, ist Die totale Kontrolle fast erreicht.

  • am 17.10.2021 um 21:14 Uhr
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    bleibt noch zu bedenken, dass wir ohne (angeblich virenkontaminiertes) Bargeld unser Geld nicht mehr vom Konto abheben können. Der Durchsetzung von Negativ-Zinsen werden wir machtlos gegenüber stehen. Dann bleibt uns nichts anderes mehr übrig als wie blöd zu konsumieren, bevor unsere Konten von Negativ-Zinsen aufgefressen werden. Und so schliesst sich der Kreis, und man kann ahnen wer die billigen Kredite und die unglaubliche Geldvermehrung bezahlen wird, die momentan im Namen von Corona stattfindet.

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