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Hinter Hedge Funds verbergen sich Investoren von Milliarden © 8vfanDP/Depositphotos

Am Niedergang der Credit Suisse Hunderte Millionen verdient

Urs P. Gasche /  Verlierer waren Besitzer von CS-Aktien und CS-Obligationen. Doch Hedge Funds, die auf den Absturz wetteten, waren Profiteure.

Vor allem amerikanische und britische Hedgefunds, die auf den Niedergang der Credit Suisse wetteten, haben innerhalb weniger Tage mit Leerverkäufen in Milliardenhöhe auf einen Kurssturz der CS-Aktien gewettet und Hunderte Millionen gewonnen. Das recherchierte Finanzjournalistin und Buchautorin Myret Zaki. Am 6. April berichtete CNBC darüber.

Im weltweiten Bankensektor wurden allein im Monat März 2023 Leerverkäufe im Umfang von 12,8 Milliarden Dollar getätigt. Das geht aus Zahlen des Datenanbieters S3 Partners hervor. Die NZZ zitiert die Plattform für Marktanalysen Ortex, wonach Leerverkäufer von CS-Aktien 684 Millionen Dollar verdienten.

Hedge Funds und weitere Spekulanten haben den Untergang der Credit Suisse beschleunigt und dazu beigetragen, dass den Akteuren und Behörden für mögliche Massnahmen der Schnauf ausging.

Wer die einzelnen Akteure waren, die am Beinahe-Konkurs der CS beteiligt waren, wurde bisher nicht bekannt. Vielleicht kann eine parlamentarische Untersuchungskommission etwas Licht ins Dunkel bringen.


Milliardengeschäfte der Hedge Funds

Treten Hedge Funds wie ElliotBridgewaterMan Group oder Renaissance auf, haben sie in der Regel Milliarden Dollar im Gepäck. Sie wetten auf fallende oder steigende Kurse. Hedgefunds sorgen in der Wirtschaftswelt immer wieder für Aufsehen. Der damalige SPD-Chef Franz Müntefering brandmarkte Hedgefonds im Jahr 2005 als «Heuschrecken». Hedgefunds gehen riskante Geschäfte ein, oft mit geliehenem Geld, um im Erfolgsfall ihre Rendite zu hebeln («leverage»). Sie sind weniger transparent als börsennotierte Gesellschaften.

Das Wort Hedgefund stammt vom Englischen «to hedge» (absichern). Hedge meint den Mechanismus, dass Verluste an den Aktienmärkten mit Hilfe von Derivaten wie Futures und Optionen aufgefangen werden sollen. 

Vor der Finanzkrise von 2008 verwalteten Hedge Funds weltweit Vermögen in Höhe von 2,3 Billionen Doller. Ende 2022 verwalteten laut Visual Capitalist weltweit etwa 15’000 Hedge Funds insgesamt 4,5 Billionen Dollar (trillian Dollars). Bekannte Manager sind Ray Dalio (74), James Simons (85), George Soros (93), Christopher Hohn (56) oder Paul Singer (79).


Börsenkurse manipulieren und absahnen: So geht es


1. Schwächelnde Unternehmen mit Leerverkäufen in den Abgrund stürzen und kassieren

Vor allem in den USA kann man Aktien an einem zukünftigen Zeitpunkt zu einem festgelegten Preis verkaufen, ohne dass man diese Aktien besitzt. Man spekuliert darauf, dass die Kurse in der Zwischenzeit fallen und man die zum voraus «leer» verkauften Aktien vor dem abgemachten Zeitpunkt viel günstiger erwerben kann. 

Die Rechnung geht dann nicht auf,

  • wenn eine Gegenpartei, beispielsweise die Notenbank, genügend der gleichen Aktien kauft, um den Kurs zu stützen.
  • wenn viel mehr Aktien im Voraus leer verkauft werden als existieren. Das war beispielsweise beim US-Unternehmen Gamestop der Fall, wo vierzig Prozent mehr Aktien leer verkauft wurden als es überhaupt gab. Als sich dann die Leerverkäufer die Aktien nachträglich vor dem Verkaufstermin beschaffen wollten, drohten Kurse zu überschiessen, was den Leerverkäufern riesige Verluste gebracht hätte. Im konkreten Fall wurde der Handel mit Gamestop-Aktien eingestellt und damit die Baisse-Spekulanten geschont. 

Bei der Credit Suisse ging die Rechnung für die Spekulanten auf. Vor dem Zwangsverkauf an die UBS lag der CS-Kurs am 6. März 2023 bei 2.76 Franken, nach dem Zwangsverkauf am 20. März bei 0.82 Franken.


2. Aktienkurse aufblasen und dann absahnen

Man muss ein Hedge-Fund oder eine Beteiligungsgesellschaft mit viel Geld sein.  Eine beliebte Zielscheibe sind dann Unternehmen mit einer überschaubaren Zahl von Aktien. Dann können ein oder meherere Hedge Funds mit relativ wenigen Käufen oder Verkäufen den Kurs der Aktie beeinflussen. Das Absahnen von Gewinnen erfolgt in vier Phasen:

  1. Vor dem Aufblasen (Pre-Pump)
    Der Manipulator kauft einen Teil des Aktienkapitals des ausgewählten Unternehmens. Das kann den Kurs bereits etwas ansteigen lassen.
  2. Aufblasen (Pump)
    Leichtgläubige Anleger mit Anlage-Tipps, Gewinnversprechen und gesponserten Zeitungsartikeln dazu bringen, in diese Aktien zu investieren. Skeptische Anleger beobachten, wie der Kurs steigt und lassen sich vom Kauf überzeugen. Es kann zu einer Kauflawine kommen, welche den Aktienkurs immer stärker nach oben treibt.
  3. Absahnen (Dump)
    Wenn die Kurse stark gestiegen sind, verkauft der Manipulator seine Aktien mit einem satten Gewinn.
  4. Nach dem Absahnen (Post-Dump)
    Der Kurs der Aktien bricht früher oder später zusammen. Die meisten Anleger machen grosse Verluste.

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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6 Meinungen

  • am 25.04.2023 um 11:22 Uhr
    Permalink

    Ist ein seit Jahrzehnten bekanntes Konzept, dass gewisse Hedge Funds auf diese Art und Weise operieren. Das Problem an der Sache ist, dass diese Hedge Funds in Justiz- und Steueroasen domiziliert sind, wo die Verdunklung und Verschleierung von Transaktion unter strengem Schutz ist, denn das System generiert Gebühren für den Staat.

    Ein klassisches Beispiel sind die Cayman Islands, die ein Paradies für Hedge Funds sind und geschichtlich gesehen die ersten Hedge Funds aufgesetzt wurden. Zur Zeit gibt es mehr als 10`000 Hedge Funds mit Domizil Cayman Islands!

    Weder eine Untersuchungskommission noch Dritte kommen an die Information, wer wirklich dahinter steht. Die Hedge Funds sind mit Stimmrechtsaktien strukturiert, die in der Natur der Sache Inhaberakten sind. Nur der Inhaber der Inhaberaktie kennt den wahren Eigentümer, denn die Inhaberakite ist in keinem Handelsregister etc. mit Inhabername registriert. Also, das perfekte Produkte, um Missbrauch ohne jegliche Gefahr zu betreiben.

  • am 25.04.2023 um 11:28 Uhr
    Permalink

    «Bei der Credit Suisse ging die Rechnung für die Spekulanten auf. Vor dem Zwangsverkauf an die UBS lag der CS-Kurs am 6. März 2023 bei 2.76 Franken, nach dem Zwangsverkauf am 20. März bei 0.82 Franken.» Frage an UPG bzw. die Spezialisten:
    Als Börsenlaie stellt sich mir unter den geschilderten Umständen die Frage, zu welchem Zeitpunkt und zu welchen Kursen der CS-Aktie die über 600 Millionen Dollar herausgeholt worden sind. Die CS-Aktie steht auch heute noch unter dem Kurs von 0.82 CHF. Auf den Kurszerfall wette, das kann man nachvollziehen, aber um Gewinne daraus zu machen – sprich Leerverkäufe realisieren – müssten die Kurse ja irgendwann wieder steigen.

    • am 26.04.2023 um 01:09 Uhr
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      Um bei Ihren Daten zu bleiben, auch als Laie: Der Fund verkauft am 6.3.2023 leer, also ohne sie zu besitzen, Aktien zu Fr. 2.76, mit Lieferung am 20.3. Am 20.3. kauft der Fund die Aktien zu Fr. -.82 und liefert sie dem Käufer. Die Differenz von Fr. 1.94 streicht der Fund als Gewinn ein, ohne je einen Rappen eigenes Geld eingesetzt zu haben.
      Ja, das hat mit Bank nichts mehr zu tun. Das ist reines Casino. In diesem Casino gibt es aber auch noch andere Spiele, wie abgeleitete Finanzprodukte (Derivate), welche «Massenvernichtungswaffen» sein können (Buffett). Das durch die CS betriebene Casino geht vorerst in der UBS auf. Die UBS wird zum Monstercasino, welches dank TBTF «die Schweiz ruinieren kann» (Kunz). Fürchterlich, was da abgeht. Und die direkte Demokratie ist ausser Kraft gesetzt.
      Kommt mir noch in den Sinn: Die Minder-Initiative war durch die Finanzindustrie bereits ausgehebelt, bevor sie durch das Volk grossmehrheitlich angenommen wurde. Die Grenzen der Demokratie.

  • am 25.04.2023 um 12:05 Uhr
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    Es wäre eine interessante Frage, wer im konkreten Fall der Gamestop-Aktien dafür gesorgt hat, dass der Handel eingestellt wurde, und ob die betreffenden Leute dafür Geld einkassiert haben. Leerverkäufe sind an und für sich schon ein Unding. Wenn dann die Spekulanten sogar noch Hilfe von oben erhalten, wenn sie sich verrechnet haben, dann muss man schon an kriminelle Machenschaften denken.

  • am 25.04.2023 um 14:37 Uhr
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    Hier der Deal für die USA, UK und der Schweiz:
    Wir ziehen unsere krummen Treuhänder/Anwälte zurück und die Short Spekulation wird massiv erschwert. Das wäre doch eine schöne Hausaufgabe für unsere globalen Regulatoren.

  • am 27.04.2023 um 18:36 Uhr
    Permalink

    Wetten können kriminelle Energien freisetzen. Wir kennen das aus dem Sport: Da werden zum Beispiel Wetten auf das Resultat eines Fussballmatches geschlossen, und hintenrum werden Akteure bestochen, das gewünschte Resultat etwas wahrscheinlicher zu machen. Zum Beispiel etwas strenger Pfeifen gegen die Mannschaft, die verlieren soll, oder absichtlich etwas schlechter spielen.

    Mit den Mitteln des modernen Finanzcasinos kann man auf den Niedergang von Firmen wetten. Auch da ist es durchaus möglich, dem Schicksal ein bisschen nachzuhelfen. Manager tragen ja keine allzu schlimmen Konsequenzen, wenn sie ihre Firma ruinieren. Für einen schönen «Spezialbonus» könnte es durchaus attraktiv sein, auch einmal absichtlich der Firma zu schaden. Wenn man es nicht allzu dumm anstellt, ist so etwas schwierig nachweisbar.

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