Seniorenzentrum am Parksee

Hier mussten die Bewohnerinnen und Bewohner ausziehen, weil der Investor die Kosten für sie derart in die Höhe trieb, dass es nicht mehr ging. © SWR

Das Pflegeheim als Profitmaschine

Werner Vontobel /  Globale Investoren kaufen Alters- und Pflegeheime sowie Arztpraxen auf, setzen den Rotstift an und verkaufen sie mit Gewinn weiter.

Es gibt drei Methoden, mit denen internationale Investoren lokale und nationale Einrichtungen des Pflege- und Gesundheitswesens ausbeuten können: Die lukrativste ist die Gentrifizierung. Wie das konkret geht, hat der «Südwestrundfunk» (SWR) neulich am Beispiel des  Alters- und Pflegeheims Leonberg in Böblingen in einer TV-Dokumentation aufgezeigt: Das Alters- und Pflegeheim Leonberg wurde vom Landkreis Böblingen gebaut und seit 1977 von der Samariterstiftung betrieben. 2017 schrieb der Landkreis das Heim zum Verkauf aus. Für 7,5 Millionen Euro wurde es vom Finanzinvestor INP gekauft.  

Dieser forderte umgehend eine Verdreifachung der Pacht und drohte mit der Kündigung. Damit bestand die in diesen Fällen typische Ausgangslage: Hier das auf Rendite und Steueroptimierung getrimmte Firmenkonglomerat, deren Vertreter auch die Reporter des «SWR» nie zu Gesicht bekamen. Dort Menschen, die sich für ihre Mitmenschen verantwortlich fühlen. 

Bewohner zahlen nun mehr Geld für weniger Platz

Um die 110 Bewohner nicht auf die Strasse stellen zu müssen, einigte man sich zähneknirschend auf eine Verdoppelung der Pacht, worauf die ING die höhere Ertragskraft nutzte, um die Immobilie 2019 für 15 Millionen Euro an einen weiteren Investor namens Carestone zu verkaufen, der noch einmal eine deutlich höhere Pacht forderte. 

Damit war für die Samariterstiftung klar, dass sie aus dem Vertrag raus und eine neue Immobilie suchen musste. Im März dieses Jahres zogen die letzten Bewohner in das neue Heim, wo sie für kleinere Zimmer monatlich 600 Euro mehr bezahlen müssen. Der Bericht des «SWR» endet mit der Mitteilung, dass Carestone das Objekt inzwischen mit Gewinn an einen weiteren Finanzinvestor verkauft habe.*

Alters- und Pflegeheim Leonberg
Verkauft und wieder verkauft: Das Alters- und Pflegeheim Leonberg.

Die Zeche zahlen der Staat und diejenigen, die sich diese Preise nicht leisten können

Damit ist das Rätsel gelöst: Warum konnte Carestone für ein Altersheim, das schon bei einem Preis von 7,5 Millionen nicht rentabel betrieben werden konnte, weit mehr als das doppelte bieten? Weil es eine globale Oberschicht gibt, die bereit ist, für eine gediegene Alterswohnung an guter Lage tief in die Taschen zu greifen. Das ist das Geschäftsmodell von Carestone und anderen finanzkräftigen Investoren: Geld bei den Superreichen aufnehmen, Altersheime an guten Lagen aufkaufen, umbauen, einen passenden Betreiber finden und scheibchenweise mit Gewinn weiterverkaufen. Die Zeche zahlen die Normal- und Minderbemittelten, beziehungsweise der Staat, der ihnen unter die Arme greifen muss.

Doch die Finanzinvestoren fahren selbst dann satte Gewinne ein, wenn sie die gekauften Objekte weiterhin als Pflegeheime betreiben. Ein Beispiel dafür ist der Kauf der deutschen Pflegeheimkette Alloheim durch den Private-Equity-Fonds Cidron Atrium. Das geht, wie hier nachzulesen ist, so: Der Kauf der Kette wird mit hohen Schulden finanziert, die dann von den einzelnen Pflegeheimen übernommen und verzinst werden müssen. Konkret: Für die 500 Millionen Euro Schulden, mit denen Cidron den Kauf von Alloheim finanziert hat, verrechnet sie den Heimen jährlich 45 Millionen Euro Zins (entsprechend einem Zinssatz von 9 Prozent!), die dann als Kosten in den Pflegesätzen eingerechnet werden. 

Ein Finanzinvestor kommt selten allein. So wurde etwa Alloheim 2013 für 180 Millionen Euro von der US-Private-Equity-Firma Carlyle gekauft und vier Jahre später für 1,1 Milliarden Euro an die schwedische Firma Nordic Capital weiter veräussert, bevor sie dann bei Cidron Atrium landete. Der wichtigste Preistreiber sind auch hier letztlich die guten Lagen, an denen die Heime stehen. Auch bei den Personalkosten wird regelmässig gespart. Das erhöht die Rentabilität und damit die Chance auf einen satten Gewinn beim Weiterverkauf.

Schlechtere Arbeitsbedingungen, schlechtere Pflege

Das Netzwerk «Finanzwende» hat ein gutes Dutzend Übernahmen von Pflegeketten in Deutschland, Frankreich und England unter die Lupe genommen (hier nachzulesen) und überall dasselbe Muster vorgefunden: «In allen Fällen wurden die bestehenden Häuser verkauft und zurückgemietet. In allen Fällen kam es zu einem enormen Anstieg der Schuldenlast. Und in allen Fällen floss der Cash-Flow in eine Muttergesellschaft, die von einem Offshore-Finanzzentrum aus operierte.» Und immer litt auch die Qualität der Pflege und der Arbeitsbedingungen.

Im Fall der britischen Heime bedeutet dies konkret: «Berichten zufolge sind die Löhne in gewinnorientierten Pflegeheimen im Durchschnitt 2 Pfund pro Stunde tiefer als in öffentlichen Heimen.» Ferner: «Private Anbieter bilden weniger Personal aus und weisen eine höhere Fluktuationsrate auf als öffentliche Betreiber.» Da erstaunt es nicht, dass auch die Pflegequalität deutlich schlechter ist als bei den gemeinnützigen Einrichtungen.

Anders als bei der Gentrifizierung, bei der die Finanzinvestoren auf die reiche Oberschicht losgehen, zielt das «Modell Weiterführung» vor allem auf die tiefen Taschen des Staates. Gemäss einer Recherche von «Investigate Europe» beteiligen sich die EU-Staaten sowie Grossbritannien, Norwegen und die Schweiz mit jährlich 220 Milliarden Euro an den Pflegekosten, während die Pflegedürftigen selbst 60 Milliarden beisteuern. Und das ist erst der Anfang: Nach Schätzungen der EU-Kommission werden sich die Kosten der Langzeitpflege bis 2070 von 1,7 auf 3,9 Prozent des Bruttoinlandprodukts mehr als verdoppeln. 

Investoren schröpfen auch die Krankenkassen

Auch bei den Krankenkassen ist für finanzkräftige Investoren viel Geld zu holen. Wie das geht, hat das Netzwerk «Finanzwende» in dieser Studie wie folgt beschrieben:

«Zunächst wird ein Krankenhaus erworben, welches ein MVZ (medizinisches Versorgungszentrum) kauft oder gründet, danach erfolgt der Aufkauf von Arztpraxen. Die erworbenen Praxen und die dazugehörigen Arztsitze werden dabei dem MVZ als Filiale zugeordnet.» So entstehe ein grosser Arztpraxen-Konzern, der sich unbeschränkt ausweiten könne. «Theoretisch wäre demnach möglich, dass alle Praxen in Deutschland von ein und demselben Private-Equity-Unternehmen aufgekauft werden könnten.»

Lukrativ wird dieses Modell vor allem dann, wenn der Finanzinvestor gleichzeitig noch an Pharma-Unternehmen beteiligt ist, denen er dadurch zu einem Absatzkanal verhilft. Eines von vielen Beispielen dafür ist ZytoService, der grösste Hersteller von Infusionen gegen Krebs. Dabei geht es um viel Geld.

Im Dezember 2019 fanden dort, sowie gleichzeitig in zahlreichen Hamburger Arztpraxen, Apotheken und in einem Spital Razzien statt. ZytoService stand im Verdacht, Ärztinnen und Ärzte bestochen zu haben, um höhere Absätze der eigenen Medikamente zu generieren. 

Die beschuldigten ApothekerInnen und ÄrztInnen arbeiteten laut Medienberichten alle für die Private-Equity-Firma Alanta Health Group, die auch an ZytoService massgeblich beteiligt ist. Wie das Hamburger Abendblatt meldete, war das Verfahren im Januar dieses Jahres noch immer hängig. Es werde weiter ermittelt.

Deutschland, England und Frankreich öffneten den Investoren die Türen

Das ist eine brisante Mischung: Eine reiche, mobile Oberschicht, erpressbare Staaten, die sich um ihre Alten und Kranken kümmern müssen, und ein immer finanzkräftigerer globaler Finanzmarkt, dessen Akteure darauf getrimmt sind, jede Gewinnchance rücksichtslos zu nutzen. Was tun? 

Eigentlich gibt es da nur eine Lösung: Den Zugang der Finanzinvestoren in die Bereiche Gesundheit und Pflege möglichst einschränken. Wie das Netzwerk Finanzwende in ihren einschlägigen Studien anmerkt, haben Deutschland, England und Frankreich in dieser Hinsicht viele Fehler gemacht. 

In der Schweiz leben aktuell rund 100’000 Personen in 1533 Pflegeinstitutionen. Die Kosten dafür belaufen sich jährlich auf 10,7 Milliarden Franken. Das sind gut 10’000 Franken pro Monat, wovon knapp die Hälfte auf die medizinische Betreuung entfällt (siehe Faktenblatt). 

Die grössten Pflegeheimketten in der Schweiz gehören dem Finanzkapital

Die beiden grössten nationalen Pflegeheimketten Tertianum und Senevita werden vom Finanzkapital kontrolliert. Tertianum – mit 87 Standorten, 3443 Pflegebetten und 435 Millionen Franken Umsatz – wird seit 2019 von der Beteiligungsgesellschaft Capvis in Zug geführt. Die Liegenschaften gehören weiterhin der Swiss Prime Site, und bringen dieser jährlich rund 16 Millionen Franken Mieteinnahmen. Die Senevita (38 Standorte in der Schweiz) gehört seit 2014 zur französischen Orpea-Gruppe, die nach eigenen Angaben weltweit rund 100 Pflegeheime betreibt. 

In einer Recherche von «Investigate Europe» über die Pflegeheime in 15 westeuropäischen Ländern wird vor allem die Orpea-Gruppe scharf kritisiert. Das betrifft auch die Schweiz. In einer Zusammenfassung der Studie zitiert die «Republik» Samuel Burri, den Co-Branchenleiter Pflege bei der Gewerkschaft Unia, wie folgt: «Hier [bei der Senevita – Anm. d. Red.] sind Arbeitsbedingungen im Vergleich zu anderen Heimen eher auf tiefem Niveau, und man arbeitet mit knapperem Personalbestand». Unter dem Zeitdruck würden vor allem demenzkranke Heimbewohner benachteiligt, «da sie ja ohnehin alles wieder vergessen.» Das Unternehmen hielt diesbezüglich fest: «Senevita ist sich bewusst, dass die Betreuung von Demenzkranken eine besonders anspruchsvolle Aufgabe ist. Mitarbeitende (…) werden daher in diesem Fachbereich laufend weitergebildet.» Ausserdem würden interne Mitarbeiterumfragen «generell ein positives Bild bezüglich der Arbeitnehmerzufriedenheit» zeichnen. Einblick in diese Umfragen habe Senevita der «Republik» jedoch nicht gewährt.

Auch bei der Tertianum habe es laut der «Republik» Berichte über negative Auswirkungen des Kostendrucks gegeben, aber nicht im selben Ausmass wie bei Senevita.

Spielraum nach oben bei den Selbstzahlenden

Daniel Domeisen, Leiter Gesundheitsökonomie bei Curaviva, schreibt auf Anfrage, dass Kostenexzesse wie in Leonberg in der Schweiz kaum vorkommen dürften. «Uns liegt bis anhin kein solcher Präzedenzfall vor.» Auch private Anbieter, so Domeisen, unterliegen punkto Kosten und Personalschlüssel der kantonalen Aufsicht und müssen sich an die – detaillierten – einschlägigen Vorschriften halten. Für die mehr als 50 Prozent der Heimbewohner, die Ergänzungsleistungen beziehen, gelten strikte Preisobergrenzen. Spielraum nach oben bestehe nur bei Selbstzahlern und werde, so Domeisen, in der Regel nur bei entsprechenden Mehrleistungen akzeptiert. 

Laut Angaben des Branchenverbands Curaviva ist die Lage in der Schweiz also einigermassen unter Kontrolle.

*An dieser Stelle war ursprünglich ein Link auf die Website der Seniorenresidenz Leonberg und ein Zitat von deren Website. Die Seniorenresidenz hat aber mit dem beschriebenen Alters- und Pflegeheim nichts zu tun (Korrektur vom 23. August 2023).


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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11 Meinungen

  • am 21.08.2023 um 11:54 Uhr
    Permalink

    Wer vor 5 Jahren sein Geld in Aktien der Orpea investiert hat, damaliger Kurs rund 120 Euro,hat beim heutigen Preis von 1,7 Euro keine Aussicht auf einen sonnigen Lebensabend. Riecht eher nach Fürsorge Fall.
    Bei meinem letzten Besuch im heimatlichen Kral konnte das lokale Altersheim im Gespräch nicht fehlen. Nach den üblichen Unterhaltungen über die Zustände wies ich darauf hin, dass Orpea dem Konkurs entlang schlittere, darauf mein Informant:
    » Ja, die Zuständige muss jeden Morgen den Kontostand nach Paris melden» ? ? ?
    Was geschieht mit den Senevitas im Fall, das Orpea zusammenbrechen würde ?
    PS: Glaubt nicht, dass ich mir Sorgen um die eigentlichen Besitzer der Gebäude mache.
    Bank Schröder und Zempstiftung werden gemäss obigem Bericht vielleicht sogar gründlich Kasse machen.

  • am 21.08.2023 um 13:45 Uhr
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    Ein Problem besteht darin, dass die Schweiz Betreuung zu Hause und Betreuung in Pflegeheimen subventionstechnisch unterschiedlich behandelt. Während Pflegeheime subventioniert werden, muss Pflege zu Hause komplett aus der eigenen Tasche berappt. werden.
    Ich weiss davon ein Lied zu singen, weil wir bei uns zwei Familienangehörige zu Hause betreuen liessen.
    Würde das einheitlich geregelt, dann würde die Zahl der Pflegeheime stark sinken und das Profitmachen auf dem Buckel der Schwächsten würde sich nicht mehr lohnen.
    Mein Eindruck ist sowieso, dass Pflegeheime ein Auslaufmodell ist. Nachdem, was während der Pandemie passiert ist, würde ich dort keine Angehörige unterbringen wollen und für mich selber auch andere Lösungen suchen – und finden.

  • Portrait_Urs_Schnell
    am 21.08.2023 um 16:45 Uhr
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    Yep. Spannend und entlarvend, was mann mit überschüssigem Geld so alles machen kann.

  • am 21.08.2023 um 17:38 Uhr
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    Wieder ein hervorragender Beitrag von Werner Vontobel. Eine absolut profunde Analyse, die viel ökonomisches Fachwissen kombiniert und die man sonst fast nirgends findet.

    Wie Herr Vontobel andeutet, stehen oft politische Entscheide am Anfang solcher Entwicklungen. Leider sitzen inzwischen oft Lobbyisten an den entsprechenden politischen Stellen. Oder Figuren, die später in jene Industrien wechseln, denen sie als Politiker dreiste Vorteile zugeschanzt haben.

    Es wäre mal interessant zu wissen, ob diese Privatisierungen der Bevölkerung irgendwo einen echten Vorteil gebracht haben. Telekom wird oft genannt, aber vielleicht stimmt nicht mal das wirklich.

    Weiter so Herr Vontobel und Inforsperber!

  • am 21.08.2023 um 20:46 Uhr
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    Beispiel Zollikofen:
    Betagtenheim der Gemeinde wird abgelöst durch Heim eines privaten Investors und von Senevita betrieben, d.h. 2fache Renditenerwartung. Das alte Gebäude verkauft die Gemeinde und poliert temporär die Rechnung auf.
    Senevita wechselt im Jahrestakt Heimleiter aus, schickt die freiwilligen HelferInnen nach Hause und baut Leistungen ab.
    Alteingesessene Zolliköfler schicken ihre Angehörigen in Heime ausserhalb des Dorfes.

    • am 22.08.2023 um 18:33 Uhr
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      Beispiel Senevita Erlenmatt in Basel. Ständig neues Personal, welches die Bewohnerinnen nicht kennt und bestenfalls Dienst nach Vorschrift macht, aber auch das nur, wenn es nicht anders geht. Alle Jahre eine neue Direktion, die verspricht nun alles gut zu machen. Sonderleistungen noch und noch, welche im Mietzins nicht inbegriffen sind. Zum Glück stets wachsende Leerstände, weil die Leute merken, was da los ist und nach einer kurzen Zeit wieder ausziehen. Wer aber altershalber nicht mehr in der Lage zu einem Wechsel ist, hat Pech gehabt und muss bis zum bitteren Ende durchhalten. Helfen wird ihm oder ihr niemand, denn dieser Betrieb wird überhaupt nicht überwacht.

  • am 21.08.2023 um 23:25 Uhr
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    Das Schlimme ist, dass hier mit Steuergeld die Taschen der Investoren gefüllt werden. Denn vielen alte Menschen, die sich das Heim nicht leisten können, bezahlt das Gemeinwesen die Heimkosten (Ergänzungsleistungen, Gemeindezuschüsse). Aus meiner Sicht moralisch und ethisch verwerflich. Zudem gibt es keine Preisnachlasse, wenn die Betreuung wegen Personalmangel auf ein Minimum an Leistung und Qualität gefahren wird.

  • am 22.08.2023 um 14:00 Uhr
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    Der letzte Punkt ist leider falsch:
    «Für die mehr als 50 Prozent der Heimbewohner, die Ergänzungsleistungen beziehen, gelten strikte Preisobergrenzen. Spielraum nach oben bestehe nur bei Selbstzahlern und werde, so Domeisen, in der Regel nur bei entsprechenden Mehrleistungen akzeptiert. »

    Alle Senevita-Heime verlangen von allen Bewohnerinnen, die nicht EL beziehen, pro Monat 1’000 Franken zusätzlich ohne die geringste Mehrleistung. Seit kurzem (unter Rechtfertigungsdruck) hat die Senevita die Tausend Franken auf den Zimmerpreis pro Tag heruntergebrochen mit der Behauptung, der Aufpreis sei für «Komfort», und dabei noch gleich den Preis erhöht. Eine Mehrleistung gibt es keine.

  • am 22.08.2023 um 15:11 Uhr
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    Wer kommt denn auf die Idee, ein Alters- und Pflegheim an Investoren zu verkaufen? Ein Staat, in dem es möglich ist, auf Kosten von unvermögenden Alten und Pflegebedüftigen Geld zu verdienen, ist ein Schurkenstaat.

  • am 23.08.2023 um 08:06 Uhr
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    Ins gleiche Kapitel gehören doch die ländlichen Hausarztpraxen. Niemand mehr will Hausarzt mit eigener Praxis sein. So entstehen Firmen, welche die Praxen betreiben und Hausärzte anstellen (viele davon in Teilzeit, das bringt Abwechslung für den Patienten!). Diese Firmen gehören Glücksrittern, Hasardeuren und Spekulanten, welche nur Gewinnmaximierung betreiben, fachlich aber völlig inkompetent sind.
    Und so ist es im Zürcher Unterland gekommen, dass solche Praxisketten Konkurs gemacht haben und einfach von einem Tag auf den anderen geschlossen wurden. Die Patienten kamen nicht mehr an ihre Medikationen und Krankheitsgeschichten ran. Zum Teil musste der Gemeinderat einschreiten, um gesundheitliche Notversorgung zu organisieren.
    Hallo? Was ist eigentlich los? Wo sind wir eigentlich gelandet? Ist die Gesundheitsversorgung zum Spielball von Spekulanten geworden? Versagt hier die Politik?

  • am 23.08.2023 um 20:02 Uhr
    Permalink

    sda 27.7.2021: «Galenica baut den Bereich Spitex und Pflegeheime aus. Der Apotheken- und Gesundheitskonzern übernimmt die Lifestage Solutions AG mit einem Umsatz von gut neun Millionen Franken.» Meine Meinung: Rette sich, wer kann! Die nennen sich «Gesundheitskonzern», und Novartis will angeblich nur unser Bestes, unsere Gesundheit. Merke: Wenn wir gesund wären, wären die pleite.
    Berner Zeitung 2012 titelt: Milliardengeschäft mit Altersheimen boomt: Das Business mit Alters- und Pflegeheimen ist ein traumhafter Wachstumsmarkt. Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt in Zukunft massiv.

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