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Und das in der reichen Schweiz: In Zürich Altstetten stehen Hunderte für eine Tasche Esswaren an, unter ihnen viele Sans-Papiers. Organisiert hat die Essensausgabe der «Sans-Papier» Amine Diare Conde – im neuen Buch «Die Unsichtbaren» einer der Potraitierten. (Das Bild stammt vom März 2020.) © Ursula Markus

Die Unsichtbaren sichtbar gemacht …

Christian Müller /  In der Schweiz leben über 100'000 sogenannte Sans-Papiers, Menschen ohne Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung. Das muss sich ändern.

Viele Schweizerinnen und Schweizer reden nicht gerne darüber. Sie wissen zu gut, dass wir «normal» hier Lebende uns dafür schämen müssten – nein, uns sogar richtig schämen müssen. Darf es sein, dass in einem der reichsten Länder der Welt mehr als 1 Prozent der Bevölkerung zwar arbeitet wie alle anderen auch, sich aber halbwegs vor den Behörden verstecken muss, weil mit den Papieren etwas nicht stimmt – weil diese Menschen zum Beispiel in Häusern von Wohlhabenden kochen oder putzen und mit einem kleinen – oft zu kleinen – Gehalt zufrieden sein müssen, weil sie über keine Arbeitsbewilligung verfügen?

Ein neues Buch gibt Auskunft – und geht ans Herz!

Jetzt haben sich die Journalistin Tanja Polli und die Fotografin Ursula Markus des Themas angenommen. Sie haben gegen zwanzig solcher Sans-Papiers ausfindig gemacht, mit ihnen gesprochen, wenn diese einverstanden waren, und sie portraitiert. Und sie haben das in einem Buch mit dem Titel «Die Unsichtbaren» festgehalten. Um es gleich vorwegzunehmen: Es ist ein wunderbares Buch geworden. Es ist äusserst informativ, klärt auf über die rechtlichen Probleme, über den Umgang der Behörden mit diesen Menschen, über die Differenzen zwischen der französisch-sprachigen und der deutsch-sprachigen Schweiz, über die Möglichkeiten, das Problem zu lösen oder doch wenigstens zu entschärfen. Vor allem aber zeigen Polli und Markus anhand der portraitierten Menschen, wie unendlich schwierig so ein Leben ist und warum diese Menschen es trotz allem zu leben versuchen: aus Armut, aus Not, wegen des Hungers ihrer Familien zuhause in Südamerika oder Afrika, um ihren Lieben ein paar Franken schicken zu können: die 62-jährige Maria aus der Dominikanischen Republik, eine Haushaltshilfe, eine sehr eindrückliche Geschichte; der 43-jährige Verdier von der Elfenbeinküste, der am Genfersee als Koch arbeitet und bei dem nach einem Jahr Gefängnis mit den Papieren nun fast alles stimmt, aber eben nur fast; Haveen, die 16-jährige Schülerin aus dem Irak, eine Kurdin, die mit ihren Eltern fliehen musste, die gerne zur Schule geht und Ärztin werden möchte, aber wegen des Papier-Problems schon Mühe hat, eine Lehrstelle zu finden, eine Geschichte wie aus Absurdistan, aber eben doch aus der Schweiz. Und über ein Dutzend weitere Schicksale.

Tanja Polli ist eine begabte und erfahrene Schreiberin. Ihr Schreibstil ist präzise und sachlich. Nie gleitet sie, der oft traurigen Thematik zum Trotz, ins Sentimentale ab. Sie findet zu den Portraitierten die erforderliche Nähe und verliert doch nie die nötige Distanz. Ursula Markus, eine schon mit etlichen Awards ausgestattete Fotografin, hat eindrückliche Bilder dazu gemacht – nie indiskret, für das Buch aber eine echte Bereicherung. Beide, Autorin und Fotografin, sind der Versuchung, boulvardesk-kitschige Jö-Geschichten zu liefern, bei keinem der Portraits erlegen. Sie haben das Ziel, Unsichtbare für uns «normale» Bürgerinnen und Bürger sichtbar zu machen, zu hundert Prozent erreicht.

Dass das Buch «nur» Schwarzweiss-Fotos enthält und keine farbigen Bilder, wird dem Thema absolut gerecht: auch dies eine kluge Mischung aus menschlicher Nähe und der sachlichen Information zuliebe aus der nötigen Distanz. Was allerdings schade ist, ist das totale Fehlen von Bildunterschriften. Durch die Platzierung der Bilder zu den einzelnen Portraits weiss man zwar oft, dass die abgebildete Person eben auch die portraitierte Person ist. Aber warum darf man zum Beispiel bei den Bildern auf den Seiten 36/37, 130 oder 214/215 nicht wissen, dass sie die Autorin Tanja Polli bei ihrer Arbeit zeigen? Auch müsste der Verlag wissen, dass der Besucher im Buchladen, der in den aufliegenden Büchern schnuppert, über die attraktiven Bilder auf die Bildlegenden stösst und dann genau über diese neugierig auf den ganzen Text wird und sich so zum Kauf des Buches entschliesst. Schade!

(Und auch etwas anderes ist leicht irritierend: Warum publiziert der Schweizer Rotpunktverlag, der nach eigenen Angaben vom Schweizer Bundesamt für Kultur «Strukturbeiträge» erhält, das Buch einer Schweizer Autorin zu einem Schweizer Thema, das vor allem Schweizer Leser und Leserinnen interessieren muss, in deutscher Orthographie – also «großes Glück» statt nach Schweizer Schulvorgabe «grosses Glück», oder «unter den Füßen» statt «unter den Füssen»? Die Frage ging an den Verlag. Die schriftliche Antwort lautete: «Tanja Polli und Ursula Markus gelang ein ergreifendes Buch, das die Schicksale von Sans-Papiers in der Schweiz eindrücklich zugänglich macht. Wenn Sie Ihre Buchbesprechung an der Frage aufhängen wollen, ob im Text nun ‘ß’ oder ‘ss’ verwendet wird, wird dies dem Buch und den darin angesprochenen Problemen in keiner Weise gerecht.» Diese Antwort des Verlages lässt einen schmunzeln. Sie ist ein klassisches Beispiel, wie befragte Verantwortliche Wege suchen und finden, eine konkrete Frage unbeantwortet zu lassen.)

Wer kümmert sich um die Sans-Papiers denn eigentlich?

Soweit das von einem Aussenstehenden beurteilt werden kann, sind auch die Informationen zum grundsätzlichen «Problem» der Sans-Papiers – warum es sie überhaupt gibt, wer sich um sie kümmert, wo man mithelfen kann, welche politischen Massnahmen fällig oder gar überfällig sind – in diesem Buch reichlich und korrekt. Es ist denn auch kein Zufall, sondern echt erfreulich, dass die Herausgabe dieses Buches von etlichen Stellen – unter anderem von den Städten Zürich und Winterthur, von zwei Kirchen und von einigen Stiftungen – finanziell unterstützt worden ist.

Das Buch «Die Unsichtbaren» von Tanja Polli und der Fotografin Ursula Markus darf in jeder Hinsicht als literarische und auch als politische Bereicherung der schweizerischen Buch-Landschaft bezeichnet werden. Es sind ihm möglichst viele Leserinnen und Leser zu wünschen. Wer noch eine Weihnachtsgeschenk-Idee für Leute sucht, die, wie in der Schweiz der Normalfall, halt schon alles haben: Dieses Buch öffnet Augen und zeigt, dass es auch im gleichen Dorf oder in der gleichen Stadt Menschen gibt, die nur einen Wunsch haben: hier bei uns in der Schweiz leben und arbeiten zu dürfen.

(Das Buch ist gebunden, hat 256 Seiten, ISBN 978-3-85869-928-2 und kostet im Schweizer Buchhandel bei ex libris jetzt CHF 34.40, beim Rotpunktverlag und wohl in den meisten Buchhandlungen 42.-.)

Wer sind die Sans-Papiers?

Der Ausdruck «Sans-Papiers» wurde in den siebziger Jahren in Frankreich von Migrantinnen und Migranten ohne geregelte Aufenthaltsbewilligung geprägt. Er sollte den bis dahin gebräuchlichen Ausdruck «Illégales» ersetzen. Zur gleichen Zeit, in der in Frankreich die ersten Sans-Papiers sichtbar wurden, machten rechte Politiker in der Schweiz die sogenannten Gastarbeiter zum Politikum. Der Begriff der «Überfremdung» wurde geprägt. Obwohl die Wirtschaft florierte, senkten die Behörden die Anzahl der Saisonnier-Bewilligungen. Schon bald fehlten Arbeitskräfte und die Gastarbeiter kamen zurück. Doch diesmal ohne Aufenthaltsbewilligung.

Von der breiten Öffentlichkeit wurden Sans-Papiers zum ersten Mal 2001 wahrgenommen, als eine Gruppe eine Kirche in Fribourg besetzte und die Aufenthaltsrechte für alle forderte. Im Sommer und Herbst desselben Jahres bildeten sich weitere Sans-Papiers-Kollektive, zuerst in der französischen Schweiz, später auch in Bern, Basel und Zürich. Heute unterscheidet man zwischen «primären» Sans-Papiers und solchen, die im Verlauf ihres Lebens illegalisiert wurden. Primäre Sans-Papiers hatten nie eine Aufenthaltsbewilligung, weil sie zum Beispiel als Touristinnen und Touristen in die Schweiz einreisten und blieben oder weil sie unregistriert in die Schweiz einreisten. Andere werden zu Sans-Papiers, nachdem sie eine Aufenthaltsbewilligung verloren oder verwirkt haben. Das sind zum Beispiel ehemalige Saisonniers, deren Saisonnierstatut nicht in eine befristete Aufenthaltsbewilligung, Status B, umgewandelt wurde, oder Frauen wie Männer, die aufgrund einer Scheidung ihr Aufenthaltsrecht verloren haben. Und zu guter Letzt wird der Begriff auch auf Asylsuchende angewandt, die nach Ablehnung ihres Asylgesuchs untergetaucht sind oder aufgrund der Situation in ihrem Herkunftsland nicht zurückgeschickt werden können.

Unabhängig von den Ursachen, die Menschen zu Sans-Papiers machen – gemein ist ihnen die Angst, entdeckt, ausgebeutet oder gar abgeschoben zu werden.

(Aus dem Buch «Die Unsichtbaren»)


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Zum Autor Christian Müller deutsch und englisch.
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

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Reich, arm, ungleich

Grösser werdende soziale Kluften gefährden demokratische Rechtsstaaten.

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12 Meinungen

  • am 21.11.2021 um 11:24 Uhr
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    Die lieben und netten Leute kommen nicht Ohne Papiere auf die Weilt. Sie gehen plötzlich verloren auf der Reise weil man so einem ordentlichen Asylverfahren entkommt! Abschieben kann der Staat die Leute nicht da kein anderer Staat sie aufnehmen kann ohne Papiere! Würden sie endlich sagen woher sie herkommen könnte man mit diesen Staaten schauen damit sie wieder dorthin zurück könnten. Aber nein die armen Menschen ohne Papiere muss man mit Samthandschuhen anfassen! Hauptsache man hat die eigenen Leute auf dem Radar und weis genau in welches Restaurant sie gerade gehen!

    • Christian Müller farbig x
      am 21.11.2021 um 17:43 Uhr
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      @ Christoph Büschi: Genau der vielen Schweizer wegen, die so denken wie Sie, ist das Buch über die Unsichtbaren besonders wichtig. Bitte vergessen Sie nicht: Es ist noch gar nicht so lange her, da war auch die Schweiz noch ein Auswanderungsland. In vielen Dörfern wurde damals Geld gesammelt, um armen und hungernden Mitbürgern die Überfahrt in die Neue Welt zu bezahlen, wo sie auf ein besseres Leben hofften. Aber das ist halt eine historische Realität, die heute nicht mehr gerne gehört wird.

      • am 22.11.2021 um 10:44 Uhr
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        Ich schätze 1/3 der «Sans-Papiers» sind echte Flüchtlinge und verdienen Schutz, 2/3 sind nichts als Abenteurer, und da unterscheiden Sie, Herr Müller, einfach nicht. Ich verstehe sogar die Abenteurer, nur die, die darauf hereinfallen, vertstehe ich nicht.

      • am 22.11.2021 um 17:15 Uhr
        Permalink

        Ihr Beispiel Herr Christian Müller, ist an den Haaren herbeigezogen. Meine Güte, das was Sie da von sich geben ist vor 100 Jahren passiert und hat mit diesen unerwünschten Migranten gar nichts zu tun. Die meisten von ihnen sind Parasiten, Wirtschaftsflüchtlinge und solche, die man sonst nicht brauchen kann. Die machen es sich leicht, kommen irgendwie über die Grenze, vernichten ihre Papiere damit man sie nicht wieder dorthin zurückbefördern kann wo sie auch hingehören würden, gäbe es nicht so viele saudumme Schweizer, die der irrigen Meinung sind, man müsste diesen Parasiten helfen. Die sollen ihren Aufenthalt einmal legalisieren lassen und dann können sie allenfalls hier bleiben. Solche Leute wie Sie, die Zürcher Stadtpräsidentin Mauch und Stapi von Basel-Stadt, sind wesentlich daran schuld, dass diese Leute dem Parasitentum frönen können. Ich sage nur raus mit diesen Parasiten und je schneller desto besser.

      • Christian Müller farbig x
        am 22.11.2021 um 21:22 Uhr
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        @ Werner René Zwicky Gratuliere! Sie haben es geschafft, den wohl übelsten Kommentar zu schreiben, den ich in zehn Jahren Arbeit für Infosperber je erhalten habe. Allein das mehrfach wiederholte Wort «Parasiten» zeigt, welche Geisteshaltung Sie vertreten. Die Realität ist nämlich eine ganz andere: All diese Leute kommen und wollen hier arbeiten – und sie arbeiten eben auch, oft leider spürbar unterbezahlt. – In der Annahme, dass Sie wie ich mit dem Roten Pass geboren sind und damit ohne jede eigene Leistung bereits zu den reichsten 2 Prozent der Weltbevölkerung gehören, bitte ich Sie eindringlich, Ihre Sicht zu Armut und Hunger zu überdenken. Wie sagte doch Frank Sinatra treffend: «If you don’t know the guy on the other side of the world, love him anyway because he’s just like you. He has the same dreams, the same hopes and fears. It’s one world, pal. We’re all neighbors.»

      • am 23.11.2021 um 08:36 Uhr
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        Ich habe mich anfänglich geärgert, wie ein Kommentar, der nun mal NICHTS zu einer konstruktiven Diskussion beiträgt und so ziemlich gegen alle Richtlinien verstösst, dennoch veröffentlicht wird. Man darf solchem Gedankengut keine Plattform geben, Punkt!
        Da der Artikel nun mal publiziert wurde, werde ich nicht müde werden, ein paar schlafenden Geistern, die solches Gedankengut in der Schweiz nicht für möglich halten, das traurige Gegenteil hiermit aufzuzeigen.

        @Werner René Zwicky: womit haben Sie es sich entgegen der «Parasiten» denn eigentlich «verdient», Anspruch auf auf den Wohlstand und die Sicherheit in diesem Land zu haben?…Ganz per Zufall innerhalb dieser Grenzen geboren?….Nicht etwa, oder?

    • am 21.11.2021 um 20:50 Uhr
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      Interessant ist auch, dass die Papiere «unglücklicherweise» verloren gehen – beim Handy ist das allerdings nicht der Fall…

      • am 22.11.2021 um 08:22 Uhr
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        Wie angenehm es doch in der warmen Stube ist, mit einem Dach über dem Kopf und gefülltem Kühlschrank, mit vielen Gadgets im Haushalt und der Vorfreude auf den nächsten Urlaub. Wie leicht lässt es sich doch da dem Unmut freien Lauf lassen, ohne sonderliche Aktivierung des präfrontalen Cortex, das limbische System gänzlich schlafend.
        Ist der Besitz eines Smartphones ein Privileg der verwöhnten westlichen Gesellschaft? Fast scheint es in den Kommentaren von Herrn Büschi und Herrn Nedacc, als sei das Leben innerhalb der Schweizer Landesgrenzen ein Sonderrecht, welches man sich erst verdienen muss. Und wie genau?

        Ich wünsche all den empathielosen Menschen wirkliches Interesse an den Menschen unterschiedlichster Herkunft. Es fördert das Verständnis, weitet den Horizont und schafft letztendlich eine bessere Basis fürs friedliche Miteinander. Dafür ist es vielleicht hilfreich, den Mallorca Urlaub zum Beispiel gegen eine Reise nach Zentralafrika, in die Mongolei oder in den nahen Osten zu tauschen.

        Wie mir scheint ist der Sans-Papier Status in der Schweiz ein «akzeptierter» Status der Grauzone. Es ist relativ einfach, Menschen ohne Papiere einzustellen, mit ansprechender Entlöhnung versteht sich , wie ich sie z.B. auch jeder Raumpflegerin MIT Papier zugestehen würde. Landesüblich werden Sozialversicherungsbeiträge und Quellensteuer abgerechnet, der/die ArbeitnehmerIn ist zudem unfallversichert.

  • am 21.11.2021 um 18:20 Uhr
    Permalink

    Der Normkorridor in der Schweiz, was richtig und falsch ist und sein darf, ist seit langem gefühlt vielerorts sehr eng. Was ausserhalb dessen ist, gibt es teilweise schlicht und einfach für «den Schweizer» nicht («den Schweizer» gibt es aber auch nicht). Interessant; und ich frage mich, wie lange noch wir gewisse Realitäten, welche uns umgeben, ausblenden oder negieren. Das Leben wäre wohl so viel kreativer und wärmer, nährender, wenn wir auf diese Menschen zugehen würden. Ja, es gibt vermutlich auch Schwierigkeiten, Spannungen, Meinungsunterschiede und weiteres was uns vom hektischen Alltag ablenkt. Man darf ja auch den Menschen und seine Handlungen auseinanderhalten und Grenzen setzen. Ausgrenzung, Missachtung und wie Luft behandeln ist würdelos und kann wie physische Gewalt empfunden werden.

  • am 22.11.2021 um 13:17 Uhr
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    Es ist verdienstvoll von Christian Müller, dass er über dieses Problem schreibt.
    Allerdings ist das Problem praktisch unlösbar. Es gibt zu viele Arten von «Sans Papiers»:

    1. Jene die aus echter Not in die Schweiz gelangen, das sind wohl die wenigsten. Sind sie überhaupt in der Lage, sich in ihrem neuen Umfeld wohlzufühlen? Warum kommen sie ohne Ausweispapiere?
    2. Jene, welche mit einem Touristen-VISA gekommen und geblieben sind und deshalb keine Aufenthaltsgenehmigung haben. Sie kommen mehr schlecht als recht über die Runden, so die 62jährige Maria aus der Dominikanischen Republik. Sie «verdient» zwar als Haushalthilfe einen kleinen Lohn, der Arbeitgeber beschäftigt sie aber gesetzeswidrig.Aber sie wird ihr Leben niemals selbst finanzieren können.
    3. Es gibt praktisch keine gut ausgebildeten «Sans Papiers», wo immer sie herkommen mögen. Keiner kann sich aufgrund seiner Ausbildung im Arbeitsmarkt etablieren. So verbleiben nur «Hilfsjobs». Und die Tellerwäscherkarriere bleibt verwehrt, da sie sich illegal in der Schweiz aufhalten.
    4. Junge Leute, so die beschriebene Kurdin, hätten wohl Potential und könnten sich in der Schweiz ausbilden. Aber für ihre ganze Familie, die offenbar mitgekommen ist, trifft dies nicht zu. Der Staat kann doch nicht mehrere Personen aufnehmen, um einen jungen Mensch zu fördern. So steht sich diese Familie leider selbst und in ihrer Tochter im Wege.

    Fazit: Wer halb Kalkutta bei sich aufnimmt, wird selbst zu Kalkutta, so früher Peter Scholl-Latour.

    • Christian Müller farbig x
      am 22.11.2021 um 20:00 Uhr
      Permalink

      @Beda Düggelin Da nimmt sich mit Tanja Polli eine professionelle und zuverlässige Journalistin dem Thema Sans-Papier in der Schweiz an und arbeitet an diesem Thema mehrere Monate, sucht eine repräsentative Auswahl von Sans-Papiers und geht ins persönliche Gespräch mit ihnen, um ihre Geschichte en détail zu erfahren. Sie aber, Herr Düggelin, wissen, ohne das Buch auch nur angerührt zu haben, schon am nächsten Tag, dass «die wenigsten» der Sans-Papier aus Not kommen … Sie, Herr Düggelin, versenden jeden Tag Ihre «täglichen Gedanken» an X Empfänger – auch an mich. Ihre heutigen «Gedanken» zum Thema Bührle umfassen gute 35’000 Zeichen, grosse Teile fett geschrieben, unterstrichen oder gar farbig unterlegt. Beruht alles, was Sie dort schreiben, auch auf monatelanger Recherche?

      • am 23.11.2021 um 10:30 Uhr
        Permalink

        Nun enttäuschen Sie mich, Herr Müller, nun wollen Sie mich schlechtmachen, ich weiss nicht warum? Ich habe ja geschrieben, es sei verdienstvoll, dass Sie das Thema aufgreifen. Keiner der Leser von Infosperber hat wohl das Buch, welches ich in keiner Weise kritisiere, gelesen, von der ersten bis zur letzten Zeile, auch nicht bruchstückhaft. Ich habe nur festgestellt anhand von vier Beispielen, dass das Problem nicht ganz einfach ist und deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf.
        Dass Sie mich nun mit einem artfremden Thema angreifen, kann ich nicht verstehen. Auf jeden Fall ist das Thema der «Sans Papiers» bedeutend brisanter als das Thema Bührle, welches nun von Wühlmäusen aufgewärmt wird, allerdings mit einer Versrpätung von 85 Jahren…! Keiner dieser Wühlmäuse wurde vor oder während des Zweite Weltkrieges geboren, alle sind klare Nachkriegskinder und verfügen deshalb auch nicht über den notwendigen geschichtdlichen Sachverstand. Auch monatelange Recherchen können in die Irre führen!

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