Militärjet F-16

Beim raschen Steigflug verbrennt das Triebwerk besonders viel Treibstoff. Militärjet F-16 bei einer Flugshow in Polen. © adameq2 / Depositphotos

Kampfjets: 150 Liter Treibstoff pro Minute

Martina Frei /  Der Kraftstoffverbrauch von Militärflugzeugen ist gigantisch – aber in den Klimaabkommen sind solche Posten ausgeklammert.

Ein Kampfflugzeug kann je nach Modell sechs bis acht Tonnen Treibstoff laden. Verbraucht ist er innerhalb von fünf Minuten, wenn der Pilot den Nachbrenner einschaltet. 

Wie viel Treibstoff Militärflugzeuge genau verbrennen, ist top secret. Nur die Hersteller und diejenigen, die solche Flugzeuge fliegen, wissen darum – nicht aber diejenigen, welche zuerst die Kampfjets und den Treibstoff* bezahlen und nachher die dadurch verursachten Umweltschäden und den Wiederaufbau. 

«Wir möchten nicht, dass jeder weiss, wie viel Treibstoff wir bei diesen Einsätzen verbrauchen», sagte Markus Rülke von der Abteilung für Umweltschutz im deutschen Verteidigungsministerium 2023 gegenüber «Reuters». Die Nachrichtenagentur schrieb damals vom «blinden Fleck» bei den weltweiten Bemühungen, klimaschädliche Treibhausgase zu reduzieren. 

Laut den «Scientists for Global Responsibility» verursacht das Militär – vorsichtig geschätzt – weltweit 5,5 Prozent aller CO2-Emissionen. Aktuelle Kriege und militärische Lieferketten sind da noch gar nicht eingerechnet (Infosperber berichtete). 

63 Liter pro Minute – bei ruhigem Flug

«Sie werden keine zuverlässigen öffentlichen Informationen zum Kraftstoffverbrauch von Kampfflugzeugen finden», sagt Professor Dragan Kožulović von der Universität der deutschen Bundeswehr in München. Kožulović ist Spezialist für Flugantriebe und Turbomaschinen.

Die Website «flyajetfighter.com» liefert immerhin Anhaltspunkte:

  • Ein «F-16 Fighting Falcon» verbrauche bei einem Routineflug in grosser Höhe – dort ist die Luft dünner und der Verbrauch darum bis zu 30 Prozent niedriger – etwa 3800 Liter Treibstoff pro Stunde. Bei Flugmanövern, die viel Schubkraft erfordern, verbrenne dieser Kampfjet stündlich über 9000 Liter.
  • Beim französischen «Rafale» seien es rund 2500 Liter pro Stunde – und bis zu 9000 Liter, wenn der Pilot ein Kampfmanöver fliege.
  • Der «F-22 Raptor» verbrenne pro Stunde durchschnittlich 5600 Liter Kerosin und im Extremfall über 8000 Liter. 

Professor Dragan Kožulović hält diese Werte für plausibel. «Man muss aber wissen, dass die Piloten den Nachbrenner nur selten einschalten und wenn, dann meist höchstens für 10 bis 30 Sekunden, zum Beispiel, wenn sie sich in Sicherheit bringen müssen», sagt der Ingenieur. 

Der «sehr durstige» F-35

Pro Liter Treibstoff entstehen etwa 3,15 Kilo erderwärmend wirkendes CO2. Dazu kommen unter anderem Stickoxide und Kondensstreifen, die ebenfalls mehrheitlich klimaerwärmend wirken. 

Für den Eurofighter, dessen Tank 6125 Liter fasst, nennt «flyajetfighter.com» einen Verbrauch von durchschnittlich 4500 Liter pro Stunde. Der Triebwerksspezialist von der Bundeswehrhochschule hält dies eher für zu hoch gegriffen. 

Nicht genannt wird auf der Website der F-35, den nebst der Schweiz auch diverse andere europäische Länder kaufen und der laut Kožulović in der Branche als «sehr durstig» bekannt ist. «Er hat nicht die beste Aerodynamik und bietet mehr Luftwiderstand. Darum ist mehr Schubkraft nötig, was sich im Treibstoffverbrauch niederschlägt.» 

Laut einer Studie, die das «Social Science Research Network» Ende Mai veröffentlichte, verbraucht der F-35 rund 40 Prozent mehr Kraftstoff als der F-16. Im Krieg gegen die Hamas und die Bevölkerung von Gaza setzt Israel laut der Studie sowohl F-16 (zum Bomben) als auch F-35-Kampfjets (für Patrouillen) ein.

Israel: Mindestens 57 Millionen Liter Flugbenzin in 120 Tagen verbrannt

Diese noch nicht von Gutachtern geprüfte Studie summiert die Umweltschäden, welche die Kriegsparteien und ihre Zulieferer allein in den ersten 15 Monaten des Gaza-Kriegs verursachten. In den ersten 120 Kriegstagen verbrachten demnach mehr als 200 israelischen Kampfjets etwa 15’900 Stunden in der Luft. Das ergebe – konservativ geschätzt – einen Verbrauch von 57 bis 143 Millionen Liter Treibstoff*.

Flugzeugmodell, Ladegewicht, Flughöhe, Geschwindigkeit, Temperatur, Wetter und vor allem schnelle Flugmanöver in Kampfsituationen beeinflussen den Treibstoffbedarf. Viel Kraftstoff benötigen Flieger beispielsweise beim Starten oder wenn sie in der Luft betankt werden, weil dies genaues Positionieren erfordert. 

Ein voll beladener Jet könne laut «flyajetfighter.com» ein Fünftel mehr verbrauchen. Bei zweifacher Schallgeschwindigkeit vervierfacht sich der Verbrauch in etwa. «Wenn die Piloten mit Überschall fliegen, um zum Beispiel ein anderes Flugzeug abzufangen, ist nach circa zehn Minuten fertig», so Kožulović. Dann muss das Flugzeug wieder betankt werden. 

Tankflotte über Syrien

Wegen ihres hohen Kraftstoffbedarfs können Kampfjets in der Regel höchstens ein bis zwei Stunden in der Luft bleiben bzw. maximal 1000 Kilometer hin- und wieder zurückfliegen – es sei denn, sie tragen zwei zusätzliche Tanks à ein bis zwei Tonnen Flugbenzin unter den Flügeln. Sind diese Tanks entleert, können sie notfalls abgeworfen werden wie Bomben. 

«Kampfflugzeuge haben eine geringe Reichweite», sagt Kožulović und verweist auf den Einsatz der Nato in Ex-Jugoslawien. «Damals starteten die Flugzeuge in Italien. Bereits über der Adria mussten sie wieder nachtanken.»

Aufgrund der Distanz zwischen Israel und Iran mussten jüngst auch die israelischen Kampfjets «am Himmel über dem Nahen Osten» aufgetankt werden – insgesamt über 600-mal, wie die «Jerusalem Post» berichtete. Sie veröffentlichte ein vom Militär freigegebenes Video, auf dem der Vorgang zu sehen ist – nicht aber, wo genau er stattfand. Diese Luftbetankungseinsätze sind aus Sicht des israelischen Militärs «von entscheidender Bedeutung, weil damit die Luftüberlegenheit in der Region aufrechterhalten werden kann». Ein Betankungsflugzeug führe zehn Tonnen Treibstoff mit.

Klimaschäden durch Militär und Kriege geht nicht in die Bilanz ein

Zu den Kampf- und Kriegseinsätzen addieren sich erstens die Übungsstunden der Piloten. 

Zweitens all die zivilen Flugzeuge, die im Hintergrund im Kriegseinsatz sind: Laut der erwähnten Studie lieferten allein die USA in den ersten 15 Monaten des Gaza-Kriegs 50’000 Tonnen Kriegsmaterial nach Israel. Dies geschah mit 507 Transportflügen und 107 Frachtschiff-Transporten.

Drittens sorgt der Krieg auch indirekt für mehr Umweltverschmutzung, weil die Passagierflugzeuge der Zivilluftfahrt das Kampfgebiet umfliegen müssen und so längere Strecken zurücklegen. 

Dazu kommen die Umweltschäden durch flüchtende Menschen, Panzer, LKWs, Kriegsschiffe, Bomben, Brände, zerstörte Häuser, in die Luft gesprengte Gaspipelines und Atomanlagen, Minenräumung, Wiederaufbau …

Was das alles mit dem Klima macht, kann Politikern und dem Militär trotzdem egal sein. Denn «im Pariser [Klima-] Abkommen von 2015 wurde den einzelnen Staaten überlassen, ob sie Angaben zu den CO2-Emissionen ihres Militärs machen», berichtet die Nachrichtenagentur «Pressenza». Daher würden die Regierungen entweder gar nichts dazu sagen, «oder sie bleiben vage und machen zu niedrige Angaben».

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*In einer früheren Fassung stand hier fälschlicherweise Flugbenzin.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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9 Meinungen

  • am 30.06.2025 um 12:00 Uhr
    Permalink

    Frau Frei hat einen Sachverhalt aufgegriffen, den die Bürgerinitiative gegen Fluglärm und Umweltzerstörung in Kaiserslautern seit vielen Jahren im Zusammenhang der militärischen Flugaktivitäten rund um die Airbase Ramstein und der TRA Westpfalz zum Anlass von Beschwerden, Protesten und Petionen bis zu Land- und Bundestag gemacht hat. Die BI weist auf ihrer Website täglich die erfassten Flüge sowie die unglaublichen Schadstoffmengen aus. Aber nicht einmal die DUH ist bereit, das Thema aufzugreifen. Das ist ein Skandal.

    • am 30.06.2025 um 23:53 Uhr
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      Was soll den die Deutsche Homöopathie-Union dazu sagen? 150 Liter in der Minute ist auch nicht gerade eine Homöopathische Dosis?

  • am 30.06.2025 um 13:51 Uhr
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    An Fr. Frei! Bitte unbedingt korrigieren: Flugbenzin ist kein Treibstoff für Strahltriebwerke! Sondern ein Ottokraftstoff mit sehr hoher Oktanzahl für Kolbenmotoren in Propellerflugzeugen und einigen Hubschraubern, auch AvGas genannt. Die richtige Bezeichnung für den im Artikel gemeinten Treibstoff ist Kerosin oder Flugturbinentreibstoff, ein billiges und energiereiches Raffinerieprodukt, das eher dem Diesel ähnelt. Je nach Sorte sind noch jede Menge Zusätze drinnen; bei den militärischen Sorten ist das geheim. Man weiß also nicht genau welche Schadstoffe bei der Verbrennung ausgestoßen werden. Dazu kommt dass es bei Strahltriebwerken weder Abgasnormen noch Filter oder Katalysatoren gibt. Derzeit kostet der Liter Kerosin im Flugbetrieb komplett steuerbefreit 60 – 70 Eurocent. Man findet leider überall die falsche Bezeichnung «Flugbenzin» statt Kerosin. Flugbenzin ist heutzutage eher ein Nischenprodukt für die Sport- und Privatfliegerei. Bitte unbedingt ausbessern! Danke!

  • am 30.06.2025 um 14:00 Uhr
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    Lassen wir dieTatsache beiseite,daß Krieg ohnehin ein Ausdruck des Schwachsinns ist. Lassen wir auch die Umweltschäden – für ALLE Staaten – außen vor, weil sie gar nicht bezifferbar sind. Betrachten wir nur den militärischen Faktor «Kampf-Jet» und seine im Artikel geschilderten Einsatzprämissen: Wer heute noch solche Objekt wie z.B. die F-16 kauft, ist entweder dumm oder Opfer der Rüstungslobby.Ähnliches gilt für die «Computer auf Ketten». Schon im WK II waren die Jagdgeschwader von ziemlich sekundärer Bedeutung – im Gegensatz zu den Bombern (Terror gegen die Zivilbevölkerung) und Großraumtransportern (Luftlandetruppen). Letzthin sind die Bodentruppen der entscheidende Faktor. Darum iSt die allgemeine Wehrpficht sinnvoll – aber nicht das 5%(BIP)-ZIEL; denn das soll absolut vorrangig eben in die o.g. Objekte gesteckt werden – und F16 ist Trump und das ist sein wirkliches Ziel:
    Abbau des gigantischen US-Schuldenberges.

  • am 30.06.2025 um 18:25 Uhr
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    Allein mit den niedrig geschätzten 57 Millionen Liter Flugbenzin, die in den 120 Tagen Gaza Krieg verbrannt wurden, hätte man 25.000 Wohnungen ein ganzes Jahr beheizen können. Mir erhöht die Regierung die Heizkosten durch CO2 Abgaben, damit genug Geld da ist, um Energie in Kampfflugzeugen in die Luft zu blasen. Dass durch mehr Waffen größere Sicherheit geschaffen wird, ist ein Narrativ, das seit der «Zeitenwende» Mantra artig wiederholt wird. Dass dem nicht so ist, zeigt ein Vergleich zwischen den USA und Deutschland. In den USA sterben jährlich etwa 20.000 Menschen durch Schusswaffen, in Deutschland nur 70. Rechnet man hoch, dass in den USA 4 mal so viel Menschen leben wie in Deutschland, dann entspräche dies 280 Toten im Verhältnis zu 20.000. Nicht mehr Waffen machen die Welt sicherer, sondern weniger. Abrüstung und Rüstungskontrolle sind die Gebote der Zeit.

  • am 30.06.2025 um 22:32 Uhr
    Permalink

    im schweizer Militär gab’s vor rund 10 Jahren noch Kontingente für Munition und Treibstoff. (wie’s aktuell läuft weiss ich nicht). Wenn z.B. eine Panzereinheit in diesem Jahr die ihr zugeteilet Menge an Treibstoff nicht verbraucht, wird ihr nächstes Jahr weniger Treibstoff zur Verfügung gestellt. Da konnte es schon mal passieren, dass 30 Panzer einen Nachmittag lang mit laufenden Motoren auf den Truppenplatz abgestellt wurden. Fuck you Greta.

  • Heinrich Frei
    am 1.07.2025 um 07:56 Uhr
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    Martina Frei schreibt: «Laut den «Scientists for Global Responsibility» verursacht das Militär – vorsichtig geschätzt – weltweit 5,5 Prozent aller CO2-Emissionen. Aktuelle Kriege und militärische Lieferketten sind da noch gar nicht eingerechnet.»
    Dem Klima zuliebe müsste die Schweiz alle Waffenexporte nach Staaten einstellen, die direkt und indirekt in Kriege verwickelt sind. Und: Das Militärbudget auf Franken null reduzieren. Die jetzige Hitzewelle zeigt uns deutlich dass die CO2-Emissionen verringert werden müssen.
    Nach dem Kriegsmaterialgesetz der Schweiz dürfte unser Land sowieso kein Kriegsmaterial in Länder exportieren, «die in einen internen oder internationalen bewaffneten Konflikt verwickelt sind». Die USA, Deutschland, Italien und weitere Staaten sind durch ihre Waffenlieferungen an Israel, und auch an die Ukraine, in einen «bewaffnete Konflikt verwickelt.» Der Bundesrat müsste das Kriegsmaterialgesetz respektieren, und deshalb Waffenexporte an diese Länder stoppen.

    • am 2.07.2025 um 13:24 Uhr
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      Viele Kommentare beschäftigen sich mit dem Problem der Waffenlieferungen in Krisengebiete.
      Gut so -gerade in der Schweiz,schon immer ein Produzent sehr effektiver Waffen (Örlikon). Nur ist es leider ein Herumdoktorn an Symptomen – und daher schlußendlich Selbsttäuschung, höflich formuliert. Denn die Wurzel des Übels ist schlicht die PRODUKTION. Und solange mit der Produktion Geld verdient werden kann,wird das auch mit dem Verkauf der Fall sein – ganz egal, welche gesetzlichen Verrenkungen angestellt werden.Kann man diesen schwachsinnigen Prozeß stoppen ?
      Selbst China – das sich gänzlich ohne Rüstung zur Weltmacht entwickelt hat(!!) – marschiert stramm
      auf diesem Pfad . Ich sehe auch kein wirksames Gegenmittel, sage aber : geächtet ist jeder,der sich an der Produktion beteiligt und verachtet sind deren heuchlerischen Tränen………! Wie war das doch mit Krupp und Nürnberg.

  • am 2.07.2025 um 20:46 Uhr
    Permalink

    Das sind grosse Mengen.
    Andererseits sind 57’000’000 Liter nur etwa 2,5% des jährlichen Verbrauches von Flugtreibstoff der Schweiz (2024).
    Allein das Wachstum des schweizer Treibstoffverbrauches von 2023 bis 2024 war das Dreifache dieser Menge.
    Friedlich miteinander zu leben sollte höchste Priorität haben. Es gibt dafür jedoch wichtigere Gründe als den Treibstoffverbrauch.

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