Moorfrösche

Wenn die Feuchtbiotope trockengelegt werden, verlieren auch die europaweit geschützten Moorfrösche ihren Lebensraum. © ElviraDraat / Depositphotos

Die Erde verliert ständig wertvolle Feuchtbiotope

Sofia van Moorsel /  Eine globale Studie von Feuchtgebieten zeigt, wo sie durch menschliche Aktivitäten verloren gingen – und wo Abhilfe möglich wäre.

Red. – Die Autorin dieses Artikels arbeitet am Geografischen Institut der Universität Zürich und als freie Wissenschaftsjournalistin. Ihr Artikel erschien in «Horizonte» Nr. 137/2023, dem Forschungsmagazin des Schweizerischen Nationalfonds und der Akademien der Wissenschaften Schweiz. Die erwähnte Studie wurde in der Zeitschrift «Nature» veröffentlicht.

Feuchtgebiete beherbergen eine immense Biodiversität, mindern das Hochwasserrisiko und speichern Kohlenstoff. Trotz ihrer Bedeutsamkeit hat die Menschheit in den letzten dreihundert Jahren weltweit Feuchtgebiete von der Grösse Indiens zerstört, wie ein inter­nationales Forschungsteam mit Schweizer Beteiligung heraus­gefunden hat.

Die Forschenden stellten Tausende lokaler Datensätze zusammen, um das historische Ausmass des Verlustes auf globale Ebene hochzurechnen. Dabei kombinierten sie nationale Statistiken mit regionalen Aufzeichnungen und modellierten Feucht­gebietskarten. «Die vielen einzelnen Datensätze zusammenzutragen und zu harmonisieren war eine äusserst aufwändige Arbeit», sagt Benjamin Stocker von der Universität Bern. «Doch jetzt haben wir ein beispiellos datengestütztes Gesamtbild der Situation.»

Dieses brachte zum Vorschein, dass zwar ein Fünftel aller Feuchtbiotope verschwunden sind, es jedoch immer noch grosse Flächen gibt, die geschützt werden können. «Unsere Resultate zeigen deshalb auch eine Chance auf», so Stocker. Die räumlichen Informationen, die der Datensatz liefert, dokumentieren auch, wo noch besonders grosse intakte Feuchtgebiete existieren: vor allem im Norden − in Kanada und Sibirien − sowie in tropischen Regenwäldern wie im Kongo oder im Amazonas.

Grafik Feuchtgebiete
Die Grafiken zeigen, wie stark Feuchtgebiete dezimiert wurden (in Prozent seit dem Jahr 1700): a) in verschiedenen Ländern, b) Moorgebiete, c) Flusseinzugsgebiete. Die Donau (englisch Danube) gehört zu den am stärksten betroffenen Flüssen.

Eine einzige globale Lösung, um Feuchtgebiete zu schützen oder zu renaturieren, gibt es aber nicht. Denn je nach Weltregion wurden die Biotope für unterschiedliche Zwecke zerstört. So wurden in weiten Teilen Asiens Sumpfgebiete für den Reisanbau genutzt, während sie in Nordeuropa der Forstwirtschaft zum Opfer fielen. In Russland, Irland und Finnland verschwanden mehrere tausend Hektaren Moore durch den Abbau von Torf.

Der Verlust von Feuchtgebieten beträgt in Teilen Europas und Asiens denn auch bis zu neunzig Prozent. Umso wichtiger sei es, dort die verbleibenden Gebiete zu schützen, so ­Stocker, damit die Menschheit weiterhin auf deren wichtige Funktion für Klimaschutz, Biodiversität und Gewässerregulierung zählen könne.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Die Autorin dieses Artikels arbeitet am Geografischen Institut der Universität Zürich.
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Eine Meinung zu

  • am 22.07.2023 um 14:35 Uhr
    Permalink

    Betrifft das Thema nur am Rande, (Bodenfeuchtigkeit, Flora und Fauna):
    Ich frage mich, warum alle immer einen kurzgeschnittenen Rasen ums Haus haben und nur die wenigsten eine Wiese o.ä.
    Eine Wiese spendet dem Boden Schatten und schützt ihn vor dem Austrocknen, was bei kurzgeschnittenem Rasen nicht der Fall ist, hier fehlt der Schatten, der Boden wird erhitzt und Wasser verdunstet bis tief in den Boden. Dies ist auch die Ursache der Entstehung von Wüsten wie in Rumänien, China usw.

    Wiese anstelle Rasen wäre auch ein Beitrag gegen die Erderwärmung, gibt weniger Arbeit und hilft den Insekten und Vögeln.

    Pointiert: Am morgen wird der Rasen gemäht und am Nachmittag demonstriert man für Zwangsmassnahmen und Einführung einer Umweltdiktatur.

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