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Wie der Energiekuchen und seine Stücke seit 2000 wuchsen © BP; Berechnung Guggenbühl; Grafik «Die Südostschweiz»

Fossile Energie dominiert globalen Energiekonsum

Hanspeter Guggenbühl /  Klima und Solarenergie prägen die Debatte. Doch Kohle, Erdöl und Erdgas dominieren weiterhin den globalen Energieverbrauch.

Der Energiekonsum spiegelt die wirtschaftliche Entwicklung: In den westlichen Industrieländern (OECD-Staaten), in denen das Bruttoinlandprodukt stagniert (und die Staatsschulden steigen), hat der Verbrauch von Primärenergie 2012 abgenommen, nämlich um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In den boomenden Schwellen- und Entwicklungsländern hingegen, angeführt von China und Indien, stieg der Verbrauch im gleichen Zeitraum um 4,7 Prozent. Unter dem Strich wuchs der globale Primärenergiebedarf im Jahr 2012 um 1,8 Prozent auf den Rekordwert von annähernd 12,5 Milliarden Tonnen Erdöl-Equivalent. Das zeigt die neuste Weltenergiestatistik des Ölmultis BP.

Produktion und Energiebedarf verlagern sich in Schwellenländer

Der gleiche Trend zeigt sich mittelfristig: Von 2000 bis 2012 wuchs der globale Energieverbrauch um 33 Prozent. Der Zuwachs in den Industriestaaten betrug in diesem Zeitraum nur ein Prozent, während die Schwellen- und Entwicklungsländer (inklusive ehemalige Sowjetunion) ihren Verbrauch um satte 77 Prozent erhöhten. Zum Teil ist das auf den Nachholbedarf in den wirtschaftlich aufstrebenden Schwellenländern zurück zu führen, zum Teil aber auch auf die Verlagerung von energieintensiven Branchen von Europa und den USA nach Südostasien.

Damit verschoben sich auch die Marktanteile: Auf die OECD-Staaten entfielen im Jahr 2012 noch 44 Prozent, auf die Nicht-OECD-Staaten 56 Prozent des globalen Primärenergie-Bedarfs; im Jahr 2000 lag der Anteil der Nicht-OECD-Staaten erst bei 42 Prozent. Dennoch ist der Energiekonsum pro Kopf der Bevölkerung in den Industriestaaten weiterhin viel höher. So beansprucht eine Person in den USA im Jahr 2012 immer noch dreieinhalb Mal so viel Primärenergie wie eine Person in China.

Fossile Energie dominiert den Energiemix

Erfolgsmeldungen über Solar- und Windkraft prägen seit Jahren die Energiedebatte in der Schweiz und in Europa. Doch in der real existierenden Energieversorgung blieb ihre Bedeutung gering: Die Wasserkraft deckt heute 6,7 Prozent des globalen Primärenergiebedarfs. Die Nutzung der übrigen erneuerbaren Energieträger Wind, Sonne, Geothermie und Biomasse hat seit dem Jahr 2000 zwar stark zugenommen, doch ihr Anteil an der weltweiten Energieversorgung im Jahr 2012 war immer noch kleiner als zwei Prozent.

Im globalen Energiekuchen dominieren darum weiterhin die fossilen Energieträger mit einem Anteil von 87 Prozent (siehe Grafik). Innerhalb der fossilen Energie gab es allerdings leichte Verschiebungen: Der Verbrauch von Erdöl, dessen Preis stark gestiegen ist, wuchs von 2000 bis 2012 nur noch um 16 Prozent. Überdurchschnittlich zugenommen hat seit der Jahrtausendwende hingegen der Verbrauch von Kohle (plus 55 %) und auch von Erdgas (plus 37 %). Aus diesem Grund erreichte 2012 der globale CO2-Ausstoss ebenfalls einen Rekordwert. Anteilmässig und absolut geschrumpft ist hingegen der Anteil der Atomenergie, nachdem Japan und Deutschland als Reaktion auf die Atomkatastrophe in Fukushima mehrere Atomreaktoren abgeschaltet hatten.

Das Fracking bringt global wenig

Eine Renaissance für die Öl- und Gasförderung versprach das «Fracking», eine umstrittene Technik, mit der vor allem die USA zusätzliches Erdgas und Erdöl aus Schiefergestein gewinnen – und dafür die Umwelt stark verschmutzen. Die USA konnten damit ihre eigene Öl- und Gasförderung zwar deutlich steigern. Als Folge davon fielen in Nordamerika die Öl- und vor allem die Gaspreise in den Keller – und damit wohl auch die Profite der involvierten Förderfirmen. Doch der Beitrag dieses regionalen Frackings an die weltweite Energieversorgung, so bestätigt die BP-Statistik, blieb gering und wird es wohl bleiben. Denn der Öl- und Gasfluss aus den ins Schiefergestein gebohrten Löcher versiegt rascher als erwartet. Um den Einbruch der Produktion hinaus zu schieben, müssen die Förder-Gesellschaften immer schneller neue Löcher bohren – bis auch diese Blase irgendwann platzen wird.

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